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.... und wieder einmal ein Konzert, wo ich fast mit 100%iger Sicherheit zu behaupten wage, dass ich von den, sowieso nur kargen 150 erschienen Besuchern, eine der wenigen bin, die diese Band schon in den Achtzigern live on stage gesehen hat. Zum Schluss dann als Support der Scorpions in London, sowie ein Soloautritt im legendären Marquee Club. -
Und klar, sofort stellt sich der unmittelbare Vergleich zu damals vor meinem geistigen Auge. Fazit ist, - es gibt.... fast keine.... Vergleiche zu einst, außer einiger bekannten Töne. Nun, wie schon oft in Live Reviews geschrieben, - wir werden alle nicht jünger und verändern uns mit der Zeit, manche drastischer, manche nicht so weltbewegend. That’s Life. Nur die Musik von damals ist gleich geblieben inklusiver einiger neuer Melodien. Jene haben sich allerdings stilistisch ebenfalls von der herkömmlichen Gangart weg bewegt. Die aktuelle neue Reunion-CD von Winger, die sich schlicht ‚IV’ nennt, enthält Modern Rock, etwas härter als früher, ein wenig kälter und emotionsloser. Ja das ist es  - emotionslos würde ich es nennen.
Aber immerhin  haben sich bei der Neuauflage von Winger drei Originalmitglieder wieder zusammen gerauft, Kip Winger himself, Rod Morgenstein an den Drums und Reb Beach an der Gitarre. Letzterer zupft sie Saiten bekanntlich auch seit einiger Zeit für Whitesnake, und Morgensteins hauptsächliche Tätigkeit bezieht sich auf die Dixie Dregs und die Zusammenarbeit mit seinem alten Kumpel Steve Morse. Aber in der heutigen Zeit muss man fast schon ein zweites Standbein haben, um als fernerliefen Musiker halbwegs finanziell überleben zu können. Naheliegend ist, dass es Kip Wingers persönlicher Wunsch war, die einstige amerikanische Vorzeige Rockband wieder zu reformieren. Glück gehabt, dass Morgenstein und Beach sich die Zeit dafür genommen haben. – Keyboarder/Gitarrist Paul Taylor hat es vorgezogen bei dieser Reunion nicht mehr mitzumachen. Stattdessen ist Gitarrist John Roth in der Band und Keyboarder Cenk Eroglu. Letzterer war allerdings wiederum verhindert für die gegenwärtige Europa-Tour. Also übernimmt Kip die Keyboards gleichzeitig zum Bass, bzw. abwechselnd mit Samples vermischt. Und es funktioniert.

Dass heute Abend hier in München so wenig Zuschauer vor Ort sind, hat aber weniger mit der – nicht mehr vorhandenen Popularität der Gruppe zu tun, als vielmehr mit dem Umstand, dass dieser Gig hier sehr kurzfristig und nur fünf Tage vorher eingeschoben wurde. Glück im Pech sozusagen. – Glück für uns, die hier in München wohnen, denn es ist der einzige Stint in Deutschland weit und breit, Pech für den Veranstalter, der jeden auch noch so kleinen Strohhalm der Bekanntmachung aus dem Hosensack ziehen muss, um doch noch ein paar Gemüter auf dieses Event drauf hinzuweisen. Eines ist festzustellen. Die gesamte Münchner Insider-Szene ist jedenfalls vor Ort. Nur fragt sich, ob die dafür überhaupt einen Cent gelöhnt haben.  Wie schon erwähnt, ca. 150 Nostalgiker haben sich eingefunden um raus zu finden, ob Winger noch das sind, was sie einst waren. -

                                                                                                                               

Die Lederhosen sind passee’ und der glamouröse Laufsteg Look einem eher legeren Allerwelts-every day’s life Stil gewichen. Die langen Haare gibt’s zwar noch, aber der Haarspray ist daheim geblieben. Das hier sind nicht mehr die vier Schönlinge von einst, die mit herausfordernden Blicken und Bewegungen und mitreißendem Sound, insbesondere die holde Weiblichkeit verrückt gemacht habe, sondern dass hier sind  vier Mit- bis Endvierziger, die die Sturm und Drangzeit ihres Rocker Lebens bereits hinter sich haben und eher gediegen und cool  auf die Bühne steigen. Logisch, sie rocken noch immer, und wie! Aber anders, nicht mehr so impulsiv und nicht mehr so  provokativ.  Und in der ersten Reihe stehen mitnichten junge Mädels im Rausch gegenüber soviel männlichem Rockstar Sexappeals.  Die neuen Stücke sind demnach auch eher gewöhnungsbedürftig. Sie werden akzeptiert aber eher mit zögerlichem Verhalten entgegen genommen. Erst als die Band dann ‚Incognito’ anstimmt und später ‚Can’t Get Enough’ und ‚Easy come...’  hellen sich die Mienen auf, und es kommt richtig Bewegung in die Schäflein. Zugabe: wie könnt’s anders sein, u.a. das schmalztriefende ‚Miles Away’, - Wingers größter Hit übrigens, den sie jemals hatten. Viel mehr als die gerade aufgezählten, gibt’s ohnehin nicht.

Alles in allem ist’s eine recht passable Angelegenheit hier, die von, wie man schnell merkt, exzellenten Musikern vorgetragen wird, ohne Zweifel. Hoffentlich sehen diese das ganze Intermezzo: Operation Winger 2 auch nur als willkommene kleine Abwechslung zwischendurch – out of fun -  und nicht als ernsthafte Neuauflage einer Band, die mit dieser hier eigentlich nur wenig zu tun hatte. Denn, seien wir mal ehrlich, - bringt das auf Dauer noch was? Ich für meinen Teil, habe da so meine Zweifel......  


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