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Zwischenzeitlich hatte ich wirklich Hoffnung geschöpft, dass sich das Blatt gewendet hat was den allgemeinen Zulauf bei Hardrock Konzerten in München betrifft. Nun, das war wohl nur ein aufflackern einer defizilen Laune gewesen. Denn sowohl was den kürzlichen Auftritt von Winger betrifft, als auch den heutigen Stint von den Schweden Evergrey, muss ich schleunigst meine Meinung revidieren. War bei ersteren mehr oder weniger der Umstand des zu- zeitnahem Ansetzen des Events, so ist es bei den Progrockern hier, eher der Mangel an, ach so notwendiger Promotion, die der Tournee Agent vernachlässigt hat. Wer wusste denn schon, dass hier und heute Abend Evergrey spielen würden außer uns Eingeweihten und einige Friends der drei Supportacts. Resultat ist die Tatsache, dass im Metropolis gähnende Leere herrscht. Und schätzungsweise befinden sich zum Zeitpunkt des Headliner Auftritts gerade mal siebzig Seelen inklusive meiner selbst in den heiligen Hallen. Traurig aber wahr. Bei diesen Verhältnissen sind bei vier Bands – drei zuviel, das steht fest. Andererseits wollen die jungen hoffnungsvollen Nachwuchstalente auch die Chance bekommen ihre Musik an die Öffentlichkeit zu tragen. Da ist auch nichts dagegen einzuwenden. Die Frage ist nur: lohnt sich das überhaupt?
Zugegeben, den ersten Hoffnungsträger habe ich glorreich versäumt. Lediglich einige mitteralterlich angehauchten Töne kann ich beim Eintreffen am Venue noch eruieren. -

                                                             

Emergency Gate’ nennt sich Act Nr. 2, und das sind auch noch Lokalmatadore aus Minga allen voran unserem Knuddlbär Mario am Bass, Chef der Liga. Sie bemühen sich wirklich hart und in Ansätzen geben die Melodien ihres Hardrocks wirklich etwas her. Aber noch fehlt den Jungs 1) die Erfahrung, 2) die Stage Präsenz und 3) die Selbstsicherheit. Aber der gute Wille ist da. Und das ist schon mal eine ganze Menge. Bedenkt man, dass man als zweite Supportband nur ein Drittel der Stagepower nutzen kann, dann trägt das auch nicht gerade zum glänzenden Rockstar Mythos mit bei. Aber jeder muss klein anfangen und seine Brötchen backen. Und wenn Emergency Gate weiterhin diese Spielfreude und diesen Willen zeigen wie heute Abend, dann bin ich mir sicher, dass ihr Name in naher Zukunft noch um einige Bekanntheitsgrade hinauf klettern  wird. Good Luck Boys. -

                                                         

Streich Nr.3 an diesem Abend sind
‘Avatar’ aus Schweden. Ich gebe zu : nie zuvor gehört. Sollte das jetzt eine Bildungslücke in meinem  metallischen Allgemeinwissen sein, dann entschuldige ich mich hiermit. Aber ihr wisst ja, nobody is perfect. Wie auch immer, der erste Eindruck macht’s in dem Fall, und der ist gar nicht mal so schlecht. Zwar kann ich mich nicht ganz mit dem kreischenden Tenor des Frontmanns anfreunden, der optisch  ein Mischung aus 69 Eyes,  Type ò Negative und Adams Family  darstellt, aber im Gegensatz zu ihren Kollegen vorher, transferieren Avatar ein größeres Maß an Professionalität rüber. Nun, wahrscheinlich sind sie einfach schon etwas länger on the road. Aber das entzieht sich, wie gesagt, meiner Kenntnis. Avatar sind härter und schneller wie die Vorgänger. Die Musik würde ich als Mischung zwischen 0 815 Heavy Metal und Thrashmetal bezeichnen, Mosh, Doom.... – eieieiei – ich kann noch immer nichts mit diesen Ausdrücken anfangen. Und ich lehne Nischendenken nach wie vor ab, erwähne es lediglich, damit Ihr eventuell eine Vorstellung habt was in etwa gemeint ist. Alles in allem hinterlassen die Schweden einen recht passablen Eindruck, wenngleich auch sie mit dieser Darbietung kaum wie Phönix aus der Asche aus der Masse der unzähligen Heavy Metal Acts entsteigen werden. Der Underground dieses Genres brodelt zwar, aber der Deckel wird nur selten gelüftet. Tja, warum wohl?!

                                                                         Evergrey

Und sie kamen, sahen und siegten..... Evergrey, ebenfalls aus Schweden, aber um einiges bekannter wie ihre Landsleute vorher, musikalisch ausgereifter, und simpel und einfach noch um Klassen besser. – Zwar habe ich diese Band schon einmal live erlebt im Vorprogramm von James La Bries Soloausflug im vergangenen Jahr. Aber damals habe ich den Fünfer nicht so bewusst wahr genommen als heute Abend. Leider, -  muss ich gestehen, denn das was die Schweden hier bieten ist schlicht und ergreifend wundervoll. Filigraner Rock, exzellent performed mit viel Gefühl und Leidenschaft . Und so was überträgt sich auf’s karge Publikum. Es ist wieder mal zum heulen, - so eine Klasseband mit so wenig Resonanz. Hoffentlich trifft dieser traurige Umstand nur auf München zu und nicht auf den Rest der Dates. Das ist der einzige Lichtschimmer . – Evergrey sind die legitimen Nachfolger von Bands wie Dream Theater und Spock’s Beard. Auch wenn jene ebenfalls noch quicklebendig sind, Nicht, dass wir uns da falsch verstehen. Aber während Dream Theater für meinen Geschmack sich zu viel rum verfrickeln und manchmal vergessen, dass da auch noch ein Publikum anwesend ist, bauen Evergrey auf mehr Abwechslung in der komplizierten Struktur. Mal abgesehen davon, dass diese Art von Bands ala Dream Theater ohnehin von Weltklasse-Musikern geprägt werden. Bei Evergrey  verführen zumindest keine 20 Minuten Soli von jedem einzelnen Individuum, zum gähnen, noch dauern Stücke länger als sechs bis sieben Minuten. Es ist vielmehr die Harmonie und die Melodie selbst, die im Ohr stecken bleibt und das mit unheimlich viel Power und Ausdrucksstärke.                                                                                                                      


                                                                                                                         
Jedenfalls  gehören Evergrey zu jener Gattung von brillanten Künstlern, die sowohl von der Presse als auch von der Allgemeinheit vernachlässigt werden. Und wahrscheinlich liegt es, wie eingangs erwähnt, an der ach so allzu oft nicht vorhandenen Promotion. 
Schicksal....  oder einfach nur Ignoranz – ich überlass’ es Euch das zu entscheiden. -

  
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