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Ich beichte es lieber gleich und kurz und bündig. Jawohl, ich  habe die ersten beiden Rhapsodien der heiligen Inquisi.... sorry Allianz – wollt ich natürlich sagen, mit Glanz und Glorie versäumt. Ganz unschuldig ist die örtliche Organisation allerdings auch nicht an diesem Missstand, da auf den Tickets und Plakaten groß und deutlich: Beginn 19.30 Uhr drauf steht. Begonnen hat der Jüngste Tag aber bereits um 19 Uhr mit ‚Thine Eyes Bleed’. Aber  zu jenem Zeitpunkt versuchte der Großteil des Publikums gerade mal die Taschen- und Hosensack-Kontrollen hinter sich zu bringen. Ärgerlich allemal für jene Fans, die teilweise von weit her angereist sind. Zahlt man doch den stolzen Preis  von fast 50,-- Euro und verpasst dann dank des vorverschobenen Schnellstarts den Shoot off Star. Aber nicht nur die, sondern auch ‚Lamb Of God’ werden durch die Misere gerade mal von einer Hand voll Frühaufsteher verhalten abgefeiert. Der Pulk vor dem, meiner Meinung viel zu engen Eingang, will und will indes nicht weniger werden. Unsere Örtliche Security meints halt wieder mal allzu gut mit uns und checkt mit aller Seelenruhe ihre Schäflein ohne Rücksicht auf Verluste. Aber Ordnung muss schließlich sein. Fraglich ist lediglich, ob man nun wirklich einschneidendes versäumt hat mit den ersten beiden Unheiligen oder auch nicht. Letzteres entzieht sich wie gesagt meiner Kenntnis, da auch ich zur Kategorie Spätaufsteher gehöre, die gerade noch rechtzeitig für Act Nr. 3 Gewehr bei Fuß steht.

                                                     


Und es sind die Finnen ‚Children Of Bodom’ die von ihrem Thron auf ein absolut überfülltes Wohnzimmer herab blicken können, dass inzwischen wie bei einer Massenzuchthaltung jeglichen Rahmen sprengt im schubsen, drängeln, dampfen und knödeln. Es kommt nicht mehr oft vor im Zenith, aber es passiert doch. Nämlich der Zustand des restlosen Ausverkaufs mit in etwa 5.000 Tickets. Ich für meinen Teil erlebe die Finnen hier zum ersten Mal. Sie sind jung, sie sind spritzig und ja, sie haben jede Menge Pfeffer im Arsch. Auch wenn ich immer wieder der Meinung bin, dass bei den meisten Bands, wo der Frontmann zusätzlich zum Gesang ein Instrument spielt, ein Viertel der Energie verloren geht. Inwieweit das jetzt bei den Children of Bodom zutrifft oder auch nicht lasse ich mal dahingestellt. Im Gegensatz zur Härte ihres Schwermetals, findet ansonsten nicht viel Bewegung onstage statt. Und es tritt beim fotografieren im Graben der ach so unbeliebte Umstand ein: macht man 30 Fotos, dann sieht das letzte wie das erste aus und umgekehrt. Und was der Höllensound zuviel an Energie verdonnert, das wird bei der körperlichen Fitness eingespart. Aber das macht wahrscheinlich, um den Kreis zu schließen, wiederum die Tatsache eines Gitarre spielenden Sängers. Schade eigentlich, denn abgesehen davon, besitzen die Children of Bodem jede Menge Potential..... Nichts weltbewegendes diese Performance aber solide und durchaus noch ausbaufähig....

                                                                        
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Nächster Streich und die Nr. 4 im Reigen – ‚In Flames’. In kürzester Zeit habe ich diesen Fünfer gleich 3 Mal live erlebt. Und ein Manko muss ich wie aus der Pistole geschossen, gleich zu Beginn beanstanden: wo sind denn nur die sexy rotweißen Ringelsocken und die Haferlschuhe geblieben von Anders, das blütenweiße Hemderl und die saubere Krawatte? Stattdessen kleiden sich die Brüder nunmehr im uniformierten Einheits-Fashionstyle, der eher an einen Ausbruch aus - Alcatraz erinnert. Klar, der Look ist nicht ausschlaggebend, aber das Auge isst bekanntlich mit. Und im Falle von In Flames geht mir da was verdammt schwer ab.... Protest  also!!!!! Die Pyroshow muss diesmal auch in der Kiste bleiben. Ob aus feuerpolizeilichen Gründen oder dank Order vom Big Boss Slayer entzieht sich meiner Kenntnis. – Kurz und gut, In Flames sind wie immer gnadenlose Bone-Brecher, aber das mit viel Herz, Charme und vor allem auch Melodie. Ja, Ihr habt richtig gehört, bei aller Knüppel Vehemenz, aber die Tonfolge lässt sich durchaus nachvollziehen. Bravo, die Jungs hatten von Anfang an einen Stein im Brett bei mir, und der wird da vorerst auch totsicher bleiben, denn sie sind eine wirklich gute Combo.
Entschuldigen muss ich mich noch für die Tatsache, dass an diesem Abend absolut keine Setlist zu ergattern ist, so sehr ich mich auch bemühe. Ich hoffe, es wird mir hiermit verziehen und ein Auge zugedrückt.


                      
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And there they are – Ladies & Gentlemen – “Slayer”, die ungekrönten Kings des Thrashmetals, die immer noch härteste Band der Welt. Jeder Act, der sich als noch härter bezeichnet, hat sich bislang dann als pure Geräuschkulisse entpuppt. Aber das was Slayer praktizieren hat Struktur, knallt rein wie ein nuklearer Sprengkopf und steht über allen Konventionen. Slayer sind unantastbar in ihrer Art und in ihrem unkopierbarem Stil. Auch wenn viele Leute mit dieser Art von Musik nichts anfangen können, und dieses sogar irgendwie verständlich ist, so haben sie doch in all den Jahren innovative Weichen gestellt, sie haben sich in die Annalen der Rockmusik-Geschichte verewigt, und last but not least, haben Slayer ein sogenanntes seltenes bahnbrechendes Album geschaffen mit ‚Reign in Blood’ in den Achtzigern. All  diese Tatsachen kann ihnen keiner mehr nehmen - Amen. Und genau hier bei Slayer bestätigt die Ausnahme die Regel, denn obwohl unsere Nachtigall Tom Araya auch noch den Bass bedient, tut das der immensen Power in dem Fall keinen Abbruch. Und so was findet man selten, aber hallo mein lieber Herr Gesangsverein, ich übertreibe nicht. Das ist eine Energiewelle die da rüber wuchtet, dass es einen fast buchstäblich aus den Pantoffeln katapultiert. Ich kenne diesen Schub von vielen früheren Auftritten.

Noch eine beiläufige Bemerkung zu Slayer's Merchandise.....

<<< siehe Foto, - so vor Ort geknipst....

Kein weiterer Kommentar dazu....

Slayer sind ultra hart, ultra heftig und ultra laut und absolut immer grandios, na ja, fast immer. (Anm. remember last time). Kerry King und Jeff Hannemann verkörpern den Slogan der Unholy Alliance nur allzu gut: 'preaching to the perverted', im wahrsten Sinn des Proleten Ehrenwortes. Und unser verlorene Sohn Dave Lombardo fühlt sich wieder sichtlich und vor allem hörbar wohl im Schoß seiner Lieben. Hilfe, was für ein Schlagzeuger.  Schneller als das Licht und das mit einer Urgewalt, die Platin zum schmelzen bringt. Herrje, ich liebe sie immer noch nach einem Vierteljahrhundert,  (PS.: und meine Sina auch - siehe Pic - nicht ganz so lange, versteht sich) Nur dieser grauslige Rübezahlbart muss unbedingt wieder weg Tom. Du musst ja nicht unbedingt den Rest der Band kopieren was den visuellen Liebreiz betrifft, charakterlich scheiden sich ja ebenfalls die Geister innerhalb dem Gefüge. Herrschaftszeiten fest steht, der Herr ist genauso alt wie ich, und..... na ja, ich will mich mal nicht selber über den Klee loben, - das stinkt ja bekanntlich. Wir haben schließlich alle unsere Schwächen auf irgendeine Art und Weise. – Aber um back zum Sinn des Geschwafels hier zu kommen – fest steht, der Bart muss wieder weg. Und wenn wir eine Unterschriftenaktion eingefleischter Slayerfans starten müssen deshalb. :-)))

Illusion of Christ’ ist natürlich nach wie vor das Motto. Die Amps und Boxen sind umfunktioniert zu überdimensionalen Kreuzen, die sich im Kopfstand üben. Und der Heiland leuchtet an der Leinwand im Hintergrund, dem Image der CD entsprechend, versteht sich. Trotzdem kommen auch ‚Season In The Abyss’ und ‚Reign In Blood’ nicht zu kurz bei diesem Urknall hier. Jawohl, der Chef der Unholy Alliance hat wieder mal alle 5.000 Apostel letztendlich schach matt gesetzt. Wir beten ein Vater Unser, und es ist uns momentan sch.... egal, ob Christ heute Abend eine Illusion ist  oder das Gespenst von Canterville, das das Zenith unter der Wucht des Donnerhalls im Boden versinken lässt.
Fakt ist, Slayer sind definitiv keine Illusion, großartig,  niederschmetternd, brillant, kompromisslos und alles vernichtend, inklusive  dem charmantestens Smile, das ich in letzter Zeit von up there  kassiert habe. Merci Tom, das hat dem Abend den Punkt auf das i gesetzt nach dem Motto: zwar taub aber wunschlos glücklich.... nicht nur ich, sondern 4.999 andere Fans ebenfalls. – In Sanktus Spiritus – unholy aber sündhaft guat! 

                                                                        http://www.slayer.net/