Es
passiert selten, aber es passiert. Nämlich dass ich so ziemlich hilflos
und allein auf weiter Flur dastehe mit einem Konzertrückblick bei
welchem ich mich verzweifelt frage, wie ich ihn jetzt objektiv
beurteilen soll. Denn entweder ist bei dieser Art von akustischem Hörgenuss
mein fünftes Sinnesorgan nicht genügend geschult,
oder aber die sanfte Berieselung brachialer Urgewalt ist schlicht und
ergreifend eine Nummer zu hoch für mich. Death Metal nennt sich diese
Unterkategorie der harten Gangart und besticht durch ihre
typisch – Noise Level critical – geprägten, unmelodiösen
Klanggewitter, die vor allem durch Gitarre und Schlagzeug
hervorgerufen sind, unterstrichen durch eine nicht unbedingt,
Caruso-tenor-trällernde orale Libretto
Beschwörung. Heilig’s Blechle.... da kommt das Tanzbein in
Schwung, und die frisch geföhnte Langhaar-Kreation wird nicht gerührt
aber fleißig durch geschüttelt und das ganze Odövre auch noch
sagenhafte vier Stunden lang. Was für ein Kunstgenuss für Freunde des
niveauvoll, gepflegten Suicide Metals.
Die Masters of
Death, das sind in der Münchner Reihenfolge: Grave, Unleashed, Entombed
und last but not least Dismember. ‚Münchner Reihenfolge’ übrigens
deshalb, weil auf dieser Tour der musikalischen Vernichtung, stets
ausgeknobelt wird, wer wann wie spielen darf. Nach welchem System
hierbei vorgegangen wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ich
denk’ mal, dass so jeder den Krug mal zum Brunnen tragen darf und
somit die finalen Lorbeeren abkassieren kann. Ich für meinen Teil habe
versucht die Unterschiede zu differenzieren. Nicht so einfach bei dieser
geballten Ladung musikalischer Vielfältigkeit:-))
die grazil und leichtfüßig versucht, die Leichtigkeit des Seins
in die Schädel der schätzungsweise etwa 400 Fans zu brettern.

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Die Nummer Eins
kommt aus Schweden, klingen nicht ganz so melodiös wie ABBA oder
Roxette und sehen aus, als ob sie tatsächlich frisch der Gruft
entstiegen wären. Dario Argentinos Zombies lassen grüßen. Die Band
sollte mal anfragen, ob der berühmte italienische Filmemacher sie nicht
für sein nächstes Projekt ‚Demons from the Graveyard’ engagieren möchte.
Na ja, ich meine, ein kleines Zubrot wäre es allemal. Aber es ist
zumindest eine wahre Freude zu beobachten mit was für einem Engagement
diese Untoten aus dem hohen Norden ihre Messe zelebrieren. Da könnt'
sich jeder scheinheilige Pfaffenheini beim Rosenkranz beten eine Scheibe
abschneiden.
Streich Zwei
sind ‚Unleashed’, ebenfalls aus Schweden, dem Land des ultimativen
Death Metals, wie es den Anschein hat.
Dieser
Todesschwadron ist kein
ganz unbekannter Kandidat für mich, habe ich sie doch schon beim
letzten Bang Your Head live on stage erlebt. Aber ehrlich gestanden, am
besten ist mir in Erinnerung geblieben, als der Fünfer gebannt vorm
Backstage TV-Screen am Boden saß und mit Angstschweiß auf der Stirn
ein

Stoßgebet zum Hi.... sorry, zur Hölle geschickt hat, damit Schweden in der Vorrunde gegen Deutschland gewinnen möge.
Und dass auch Death Metaller Krokodilstränen heulen können, das kann
ich persönlich mit drei erhobenen Fingern bezeugen.
Nun, das bringt wohl nur
das Phänomen Fußball zustande.
Ansonsten simma harte Burschen gelle?! Wir müssen schließlich
dem Image des Genres gerecht werden. Unleashed frönen zwar der selben
Nische dieser Art von Schwermetal, aber sie besitzen im Gegensatz zu
Grave sogar so was wie eine klare Struktur. Und man kann in Ansätzen die
Linie relativ gut erkennen der sie folgen.
Hey sorry, ich
gehe hierbei von meinen eigenen Empfindungen
aus. Und solche sind stets subjektiv. Aber zumindest gebe ich mir
alle Mühe mich mit dieser Musikrichtung auseinander zu setzen. Yep, es
kommt gut an, sogar sehr gut. Und so mancher deathmetallische Freak hat
ein Funkeln in den Augen, als ob er unterm Weihnachtsbaum stünde. Halt
Leute, dazu ist es jetzt doch noch etwas zu früh.- Anyway, Unleashed
geben sich alle Mühe ihre Message mit Charme und sexy Augenaufschlag zu übertragen und... nebenbei bemerkt, für dieses Genre ist sogar die Optik noch relativ erträglich.
Zumindest für uns weibliche Zaungäste, die sich andererseits aber mit
Sicherheit an 2 x 10 Fingern abzählen lassen heute Abend.
Nächster
Streich: ‚Entombed’ – auch keine Unbekannten mehr in dieser Szene
mit dem einzigen Unterschied, dass wir nimmer in Schweden weilen sondern
in unserer herzallerliebsten Heimat Germany. Wenigstens macht unser
Adonis hier seine Ansagen in deutsch. Denn ich persönlich finde nix
mehr lächerlich, als wenn ein deutscher Act in Deutschland dann
ultracool seine Zwischenkommentare in american english abgibt. Pfui
Deifi! Man kann auch so up to date wirken. Unser Frontvogel bei Entombed
ist klein aber nichts desto trotz lautstark und Stage - dominierend
wenngleich auch nicht unbedingt zum Sexsymbol geboren. Und der spärliche Haarwuchs lässt ein optisch, spektakuläres headbangen
nicht zu. Aber was solls, der Rest der Band besorgt jenes umso
ausdauernder, begleitet von sämtlichen HardcoreSchäfchen im Publikum.
Heidamai... das ist eine Gaudi.... und Entombed
profitieren außerdem offensichtlich unter einem
sogenannten Homebonus.
Last but not
least Dismember, die diesmal die Headliner Position einnehmen. Und fest
steht, die Combo hat tatsächlich humoristischen Unterhaltungswert, dank
verschrobenen Floskeln, ulkigen Verrenkungen und eindeutigen
deathmetallischen Body-Stellungen. Und das Ganze nicht ganz so ernst
genommen.... Yep, genau so is' es. Das ist lustig und
abwechslungsreich. Und auch wenn man sich, so wie ich, etwas schwer tut,
diesen Musikstil zu verstehen und zu kapieren, so kann ich bei diesem
letzten Lichtblick hier, doch zumindest lachen
und ihnen einen
gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Wir lassen das Gespenst von
Canterv....
nein den Geist aus Ghostbusters lustig Purzelbaum schlagen als Logo auf
dem metallischen Shirt und halleluja singen.
Fest steht,
jede Band hat ihre Daseinsberechtigung, genauso wie jeder Musikstil. Ob
Opernarien, Popliedchen oder ein Heavy Metal Donnerwetter, man sollte
nie etwas verurteilen, nur weil’s einem selbst nicht gefällt oder
liegt. Richtig mies kann auch die eigenen Lieblingsband on stage sein,
wenn sie einen bad day hat. So what?! Es lebe der Death Metal, und zwar
für all diejenigen denen der Höllenzauber gefällt....
PS.: na ja, DJ Ötzi und Daniel Küblböck lass' ich da jetzt mal außen
vor..... Ich meine - das mit der Daseinsberechtigung....
Und ich glaub', da steh' ich jetzt nicht allein da mit dieser
Meinung.....
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