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Es ist erst ein paar Jahre her, waren Uriah Heep bereits einmal hier mit einer Akustik-Performance. Und anscheinend hat ihnen das so zugesagt, bzw. ist das damals so außerordentlich angekommen beim Publikum, dass man sich entschloss dem Ganzen einen Aufguss zu geben. Man muss dazu betonen, dass Uriah Heep gerade hier in München einen ganz besonderen Stellenwert haben, und zwar einen so hohen, dass man dies gut gern als Heimvorteil gelten lassen könnte. Egal wie oft, wann und überhaupt sie hier in der Bayrischen Landeshauptstadt einfallen, die Bude ist immer brechend voll und meistens ausverkauft. Kein Wunder also, dass München selten ausgelassen wird bei einer Konzertreise der englischen Kultband.
Für diese Akustik-Performances werden selbstredend immer besondere, etwas gehobenere Veranstaltungsstätten ausgesucht. Und war es letztes Mal vor einigen Jahren noch der Carl Orff Saal im Gasteig, so ist es diesmal das Deutsche Theater, das sich die Jungs ,bzw. der Veranstalter ausgesucht hat. Gediegenes Ambiente mit bestuhlter Atmosphäre im Dämmerlicht. Schön und gut für das, im Großen und Ganzen etwas betagtere Publikum, alles andere als optimal für Fotographen, die das Spektakel im Bild festhalten wollen für einen Nachruf, ohne Blitz versteht sich,und nur vom seitlichen Bühnenrand aus.
                                                        
                                                                                
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Aber first of all, - here are the Nits.- Kennt Ihr nicht, oder?! Okay, kurz und bündig, diese holländische Formation hat sich 1974 gegründet, seitdem über 20 Alben produziert, und sie hatten einen Welthit ‘In The Dutch Mountains’. Und wer jetzt immer noch nicht weiß, um wen es sich hier handelt, dem rate ich, bei Amazon mal kurz in diesen Song rein zu hören. Denn genau dann tritt wieder das übliche Phänomen zu Tage, das von dem erstauten ahhh und ohhh begleitet wird und dem Satz: ‚ja klar, diesen Song kennen wir. Aber wir wussten nicht, von wem er ist’.-
Nun denn, ich muss dazu sagen, ich habe die Nits das letzte Mal 1984 auf einem Open Air Festival in Österreich live on stage erlebt zusammen mit Golden Earring. Und deshalb besitze selbst ich nur ein wages Erinnerungsvermögen an die Band. Aber here they are, und das Trio setzt, selbstverständlich ebenfalls akustisch, seinen Trumpf auf sphärischen, sogenannten Artrock.
Aber die Nits haben nicht nur ‚In The Dutch Mountains’ zu bieten, das logischerweise das Schlusslicht darstellt, sondern auch großartige Songs wie ‚Milkman’, ‚Key Shop’ ‚Giant Normal Dwarf’, das mit Lichtbildern von japanischen Sumoringern unterlegt ist,  oder ‚J.O.S. Day’, das mit Eindrücken eines Fußballmatches begleitet wird.  Wie auch immer, auch wenn The Nits nie den großen internationalen Durchbruch erzielt haben, so kann man ihre Musik, die von so vielen verschiedenen Einflüssen geprägt ist, trotzdem gut und gern als ausgesprochen qualitativ  hochwertig bezeichnen. Ich für meinen Teil, würde diese Band interessehalber gerne wieder mal in einem normalen Konzert sehen.
                                          
Uriah Heep zum 75sten Mal, oder sogar öfter – für meinen Teil zumindest, über all die vielen Jahre, aber man kann über die Briten sagen was man will, live sind sie immer wieder eine Klasse für sich. Ob im normalen Auftritt oder in Form der akustischen Variante. Ja, ich könnte mir sogar durchaus vorstellen, dass im Laufe all der Zeit und des natürlichen menschlichen Alterungsprozesses, die Art der Vorstellung so wie heute, den Herren nunmehr sogar etwas genehmer liegt, als die übliche doch sehr anstrengende Rock’n’Roll Show.  Zugeben werden sie es zwar nie, aber Mick Box und Co. machen hier und heute Abend  einen sehr selbstzufriedenen Eindruck, ganz so, als ob das hier das non plus ultra für sie selbst wäre. Fest steht, für viele Leute im Publikum ist es letzteres sogar definitiv.
 ‚Question’ leitet die Vorstellung ein, gefolgt von ‚Wise Man’, ‚Circus’, ‚Heartless Land’ bis hin zu ‚Come Back To Me’. Den ersten Höhepunkt gibt’s bei ‚Free Me’, einem Hit der Band, die bei normalen Konzerten in den letzten Jahren oft vernachlässigt wurde. Weiß der Geier warum. Aber heute ist es definitiv mit von der Partie. Und es rockt. Bernie Shaw wendet sich an die Zuschauer und meint ganz lapidar: ‚dies ist zwar eine gediegene Show, aber es steht nirgendwo geschrieben, dass Ihr nicht aufstehen dürft, - tut’s selber, stürmt an den Bühnenrand und bringt die Fans augenblicklich außer Rand und Band. Und zwar so, dass diese nach ‚Free Me’  ganz vergessen, sich wieder zu beruhigen und hinzusetzen. Demonstrativ wird demzufolge von der gegenüberliegenden Seite darauf hingewiesen.
Und es geht wieder sitzend weiter auch wenn ‚Firefly’ ebenfalls eher ein Aufpusher ist, als weniger ein Beruhigungsmittel. ‚Logical Progression’ folgt und ‚Pilgrim’ und eine interessante Version von ‚July Morning’. Das Ganze wird immer wieder von netten Anekdoten von Mick Box unterbrochen, z.B. bei ‚The Wizard’, wo er über die kuriose Aufnahmetechnik dieses Tracks erzählt. ‚Sunrise’ wird von optisch lustigen Lichtspielen begleitet, und ‚Come Away Melinda’ triumphiert durch wiederum durch Bernies Sangeskünste. – Es folgen noch ‚Tales, ‚Sympathy’ und Mick kündigt den anschließenden Song folgendermaßen an: ‚ 1974 gab es drei Songs, die weltweit in aller Munde waren. Zum einen war da ‚Whole Lotta Love’ von Led Zeppelin, dann Smoke On The Water von Deep Purple und dann......
Lady In Black’. Der nächste absolute Höhepunkt begleitet durch standing Ovations. Aber auch sehr selten live gespielte Songs wie ‚The Dance’ kommen hier zum Zug, und es wird wieder andächtig gelauscht. Last but not least, wie könnte es anders sein, - der Song der noch fehlt, und bei jedem, aber auch absolut jedem Uriah Heep Konzert nicht vermisst werden darf – klar doch ‚Easy Livin’.

That’s it, gut war’s zufrieden war’n wir, wie immer und bei jedem Heep Konzert. Alter Wein, exzellent gereift, oft getrunken, und immer wieder hervorragend gut ! Was will das alte Rockerherz mehr ?!

                                                                                siehe
Diary für Aftershow-Schnappschüsse


     
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