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Halleluja, da springt der Sargnagel aus dem Scharnier,
und die Sahelzone ist im wahrsten Sinn des Wortes aus Afrika nach
Germany eingewandert, zumindest wenn ich mir Meister Storchbein
Spargeltarzan anschaue, der aussieht, als ob er jeden Moment wie ein
Strohhalm im Wind exakt in der schlanken Taille auseinander bricht. Der
arme Kerli! Dabei sitzt er da so vor seinem Supportacts-Intermezzo in
der bandeigenen Kantine, und verschlingt genüsslich zwei Riesenberge an
undefinierbarem Grünzeugs. Die Rede ist übrigens von einem
Rasta-gelockten Mitglied der Deathstars, die den Auftakt für unsere
alteingesessenen Blackmetaller aus Great Britain anblasen. Und nicht nur
unser Strichmännchen am Bass, der sich auch noch passenderweise selbst
‚Skinny’ nennt, auch die anderen Freunde der Nacht namens Bone
W.Machine (drums), Nightmare Industries (keyb./git) und Wihplasher (voc)
stehen ihm als männliche Twiggys des neuen Jahrtausends in nichts nach
was die grazile Figürlichkeit betrifft. Wie gesagt, wüsste ich nicht,
dass die Nachtgespenster frisch aus US importiert sind, hätte ich, so
wie eingangs erwähnt, eher eben auf die Sahelzone getippt.
Sie
wollen dark, finster und böse sein, brav dem Image entsprechend mit dem
musikalischen Schimmer der inneren Erleuchtung ganz dem Genre
entsprechend. Dem wäre auch nichts
entgegen zu setzen. Aber wer nach einem 45 minütigen Soundcheck !!! (und
das als Supportact) beim eigentlichen Geistertanz trotzdem noch Schwächen
im Getriebe zeigt, der sollte sich mal überlegen, wo der Holzwurm im
Sarkophag sein morsches Leckermahl genießt. Am
akustischen Klangvolumen liegt’s mit Sicherheit nicht, denn da
haben’s wieder mal fürsorglich drauf geachtet, dass wir hinterher ja
mit klingelndem Tinnitus heim gehen. Anyway, um’s kurz und schmerzlos zu
machen, die superdünnen Dalton-Brothers da oben sind zwar absolut
fotogen, keine Frage. Aber die Darbietung zieht sich mehr als zäh durch
die Choräle von Synthetic Generation (2003) und Termination Bliss (2006)
den beiden bislang erschienen Alben. Aber gut, wir sind ja jung und
unschuldig, und was nicht ist, kann ja noch werden. Erfahrungswerte sind
da um gemacht zu werden. Aber erst mal Jungs, futtert mal ordentlich,
damit ihr groß und stark werdet und der Sudan.... äh sorry, die
Sahelzone auch in Afrika bleibt. Sonst muss sich Mami ernsthaft Sorgen
machen.
Bühne frei für Cradle of Filth, die dieses Mal verstärkt durch zwei hübsche weibliche Nachtgespenster am Keyboard und Operngesang, ihre nächtliche Grabwanderung inklusiver einiger, dem Ambiente angepassten Nebelschwaden, beginnen. Und aus dem vornehmen englischen Unterton wird augenblicklich ein sirenartiges Kreischorgan, das sich mit der Leichtigkeit des Seins vom untersten C über mindestens zwei Oktaven in die Collaratur Sopran Höhen schwingt. Heidarassa, Caruso und die Callas würden sich vor Neid zwanzig Mal im Grab umdrehen, könnten sie diese akrobatische Gesangsleistung miterleben. Aber im Ernst, - Danii, oder besser gesagt, Cradle of Filth haben was für sich. Und ehrlich gestanden, mit ihrem letzten Album ‚Thornography’ haben sich die Höllen Kollegen hörbar in kommerziellere Gefilde begeben, sofern man das alles als kommerziell bezeichnen kann. Und wieder ist ein Cover vertreten. War es auf der letzten Scheibe noch ‚Devil Woman’ von Cliff Richard, so ist es diesmal eine herbe Version von ‚Temptation’ von Heaven 17. Und jene ist genauso wie die letzte, äußerst originell gemacht. Hut ab! Trotzdem bleibt die düstere Atmosphäre erhalten, die uns in eine abstrakte Märchenwelt eintauchen lässt. Etwas schade ist lediglich, dass die optische Fantasielandschaft on stage, nicht mehr dem Bombast vom letzten Mal entspricht. Die Produktion jener wurde sichtlich herunter geschraubt. Keine Kathedrale mehr, kein Feuerzauber oder lebendige Dämonen, die uns visuellen Berichterstattern beim letzten Mal fast in die Linse gepurzelt wären. Nein, man beschränkt sich auf einen Sockel aus Holz, bestehend aus fünf tonnenschweren Teilen, die mit Pappmachee verkleidet das passende Ambiente zumindest annähernd verkörpern sollen sowie das gleiche nochmal in Form von zwei abgestorbenen Dschungelpalmen. Abgesehen davon bleibt der Rest des großen Ballsaals diesmal eher spartanischer Natur. Aber Danii macht das gleich wieder wett mit seiner
allumfassenden Stage Präsenz, die fast für sich schon den gesamten
Opferaltar einnimmt. Die anderen Schattengewächse hingegen fristen mehr
oder weniger ein Dasein im Abseits, verglichen damit. Und sie heben sich
lediglich durch die akustische Darbietung hervor, wenn man mal von der der
fülligen Diva in sexy Negligee’ und Lingerie absieht, die mit Inbrust
Danii’s Schmetterarien unterstützt. Alles in allem werden Cradle Of
Filth wieder einmal ihrem Ruf als ungekrönte Zombies des Black Metals
gerecht samt Pariser Schick und Chanel Make up und stellen ihre Anhänger,
Liebhaber und Freunde der Unterwelt vollends zufrieden, so dass diese
hinterher glücklich gesättigt wieder in ihre Mausoleen heim kehren. Und
ich wette, zum krönenden Abschluss eines durchaus gelungenen Abends,
genehmigt sich unser – very british Gentleman – backstage wieder eine
delicious cup of english tea...... mit einem Schuss Milch versteht
sich...... |