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Halleluja, da hamma sie wieder unsere ureigenen Proletenrocker, die standesgemäß aus dem Frankenlande stammen und sich selbst haargenau abgrenzen von uns Bayern. Dabei gehören wir ja eigentlich zusammen, geographisch gesehen. Trotzdem herrscht laut den beiden Landstrichen ein himmelweiter und riesengroßer Unterschied, spricht man doch dort nördlich das harte k wie zwei weiche gg. Oder das harte P wie drei softe bbb. – Und das mei liaber, lassen sich die Franggen fei nicht  nehmen. Ich selber darf da allerdings schon drei Mal gleich gar nicht mitreden, denn ich bin weder ein Bayer noch ein Frangge, sondern stamme von noch weiter südlich aus Tirol. Also Maul halten Eva. – Aber den Clash der Titanen lasse ich mir trotzdem wieder einmal nicht entgehen in unserer guten alten Elserhalle, und ich stelle umgehend fest, dass trotz aller Frotzeleien, die Franggen immer wieder äußerst beliebt sind und absolut bombastisch einschlagen. Hier tobt der Bär, die Halle ist voll gepackt mit allem möglichen Landadel aus der City und dem Umland, und die Messe wird wieder einmal so intensiv zelebriert, dass es eine helle Freude ist zu sehen, wie der Proletenrock mit einem winzigen Fingerzeig jede andere Veranstaltung dieser Stilrichtung ziemlich nass im Regen stehen lässt. Sie sind nicht zum ersten Mal in München zu Gast und auch sicherlich nicht zum letzten Mal. Aber Hannes meint irgendwann zwischendurch süffisant von da oben, dass es wohl der geilste Besuch hier in München bis dato wäre, nicht nur was sämtliche Konzerte bisher hier betrifft, sondern auch auf der gegenwärtigen Tournee. – Kein Wunder, ist doch mindestens die halbe Halle mit wiederum Franggen gefüllt, denen kein Weg zu weit war, um ihren Nationalhelden wann immer und wo immer möglich zu huldigen.
                                                                                         

J.B.O. das sind hauptsächlich Vito und Hannes, die beiden Oberprediger des Verarschungs-Rock’n’Rolls. ‚Rockmuzik’ ist das Thema der letzten Scheibe und folglich auch des gegenwärtigen Feldzugs – Mein lieber Scholli, Robin Scott, alias M würde wahrscheinlich Gänsehaut bekommen da drüben in England, wüsste er, was J.B.O. aus seiner Hitsingle ‚Pop Muzik’ aus dem Jahr 1979 gemacht haben. Aber vor den Franggen ist nix sicher in Sachen  Vergewaltigung allgemeinem musikalischen Kulturguts, es sei denn, es bestehen noch eindeutige Rechte drauf wie eben gerade für ‚Black Magic Woman’, wo Mr. Carlos Santana schön brav weiterhin die Hände drauf hält, auch wenn nicht mal ‚er’ den Klassiker gepennt hat sondern ein gewisser Peter Green. Aber der ist sowieso schon jenseits von Gut und Böse und kriegt solche Nichtigkeiten nicht mehr mit.




Anyway, vor J.B.O. ist fast schon gar nichts mehr sicher. Und jeder Ton innerhalb der 2-stündigen Lach- und Schießgesellschaft ist durch den Kakao gezogen. Nicht jedermanns Sache – zugegeben. Aber wenn man mit der richtigen Einstellung hingeht, nämlich, dass es eine einzige riesengroße Verarschung ist, man einfach nur Fun haben will und bei ein paar Bierchen abrocken will, dann – klar doch, lasst uns abfeiern zur Musik von den Petshop Boys und dem Text von unseren Spaßvögeln oder aus ‚Just An Illusion’ von Imagination ist ‚Just An Erection’ geworden.  Der griechische Wein ist  zum fränggischen Bier avanciert und  auch ‚Da Da Da’ von Trio wird nicht verschont und in ‚Du Liebst Mich Nicht’ umfunktioniert. Obwohl ich mich bei letzterem frage, welche Version jetzt die tatsächlich stupide Fassung ist.





Nun, das Publikum lässt sich nicht nur ein (bayrisches) Bierchen gut schmecken, um dadurch die geistreiche (oder auch nicht) Darbietung unserer fränggischen Verfechter für den guten Ton, auch in der rechten Laune zu genießen. Dem Landadel gefällt’s jedenfalls sichtlich und grölt mit was die Lederhose hält. Das reinste Vergnügen für den anspruchslosen Partygänger, der einfach nur leicht beschwipst und schwer besoffen abtanzen will. Aber bitte all ihr tierisch ernsten Rockfans – Finger weg. Ihr würdet Euch nur ärgern, wie Eure schöne Musik verarscht und durch den Fleischwolf gedreht wird. Die einzigen wirklich Cleveren bei der Schose sind Vito, Hannes & Co selbst, die nach der exzellenten Dresche auf’s Genre auch noch raus gehen hinterher, und dank liebenswürdigem Smile, geduldig Autogramme kritzelnd, noch ein paar CDs und T-Shirts mehr verklopfen.  Und seien wir mal ehrlich, besser geht’s doch überhaupt nicht mehr.... Prost !



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