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Frage: was macht ein Schlagzeuger einer Kultrockband, wenn diese mal zwischendurch eine 3-monatige Pause einlegt in Sachen Liveshows und er keine Lust hat, sich im Proberaum zu verschanzen? – Ganz einfach.... Er macht sich selbstständig und grabscht sich die beste Tribute Band, die’s zur Zeit gibt und legt mit jenen einige Jamsessons hin. Und das Ganze macht auch noch riesigen Spaß. So beteuert Ian Paice jedenfalls. Jawohl, er will am Ball bleiben, damit er nicht außer Kondition gerät, und statt in einem langweiligen Rehearsel-Tempel zu versauern, absolviert er sein Fitnesstraining lieber ebenfalls live on stage, so wie mit Deep Purple eben auch. –

Tja, und zufälligerweise stammt die derzeit beste Purple Coverband  aus Deutschland, genauer gesagt aus Siegen, Westfalen, was hinter dem  Mond gleich kommt. Nichtsdestotrotz haben sich Demon’s Eye bereits seit einiger Zeit einen Namen im Genre gemacht, und sich mit aufgedrücktem Purple Stempel etabliert. – Sogar der  Bassist des Originals, Roger Clover hat einmal gemeint: ‚die Jungs machen ihre Sache so brillant und gut, dass wir es nicht besser machen könnten’. – Ich glaube ein schöneres Kompliment kann’s für einen Tribute-Act gar nicht geben. –
Das Projekt steht seit 1998, und  Demon’s Eye 2007 bestehen heute aus Mastermind und Drummer  Andree Schneider, Gitarrist Steve Curly, der gut und gerne Ritchie Blackmores jüngster Sprössling sein könnte – in jeder Hinsicht :-))) Maik Keller am Bass, das Nesthäckchen, Keyboarder Florian Pritsch und Sänger Robby Thomas Walsh, ein waschechter Ire. Letzterer ist mehr oder weniger das Aushängeschild der Truppe und fürwahr ein Blickfang. Ein weiterer Vorteil ist natürlich der nicht-germanische Akzent in der Aussprache, der bei so vielen anderen deutschen Bands als äußerst störend empfunden wird. Nicht so hier, wobei das Demon’s Eye national als auch international zugute kommt.

Der Ausflug mit Deep Purple Schlagzeuger Ian Paice muss für die Jungs aus Westfalen ein besonderes Highlight,  und vor allem eine Ehre sein. Und ich denke, sie wissen es mehr als zu schätzen. Ganze vier Mal haben sie das Vergnügen mit ihrem Vorbild gemeinsam auf der Bühne zu stehen, einmal in Holland, zwei Mal in Deutschland und einmal in Österreich. Und Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, ist ein Date davon in München angesiedelt inklusive einer vorangehenden Drum-Clinic die Mr.Paice in unserem Musicshop abhält. Schätzungsweise 250 Freunde klassischer Rockmusik haben ihren Weg heute Abend ins Metropolis gefunden. Darunter befinden sich Purple Freaks, die Münchner Schlagzeuger-Szene und auch so jede Menge Liebhaber solider Rockmusik. Die Gründe für das eher karge Aufkommen allgemein gesehen, mag sich zum einen aus dem Umstand eines populären Fußballspiels zusammen setzen, das ebenfalls heute Abend vonstatten geht, oder aber auch bedingt durch ein zweites Rockkonzert einer etwas jüngeren Gangart in benachbarter Location. Who knows...


                                

Wie auch immer, - unsere Lokalmatadore „Dead Means Nothing“ machen den Anfang, während ich mit Mr. Paice noch gemütlich bei einem ausgiebigen Backstage Plausch beschäftigt bin, - man hat sich schließlich länger nicht gesehen und viel zu erzählen. Den spontanen ersten Eindruck zum Anheizer liefert Ian in der Garderoe gleich selbst in Form des Kommentars: „ I didn’t know, Motörhead was playing“ ! Sprichts toternst und grinst mit typisch britischem Humor. Klar doch, laut sind sie allemal, - laut und durchdringend. – Ich bekomme dann noch die letzte Viertelstunde mit, da die Vorbereitung für den Mainact ca. eine halbe Stunde in Anspruch nimmt, zumindest für die Youngsters. Mr Paice nimmts eher gelassen, denn er hat die Ruhe und die Routine weg. Aber alle Achtung,- mit 58 Jahren besitzt er noch immer eine bombenmäßige Kondition. Und die braucht man als Schlagzeuger am allermeisten innerhalb einer Band. Anyway, die 15 verbleibenden Minuten zum Augenschein für ‚Dead Means Nothing’  genügen allemal, um u.a. den visuellen Aspekt festzuhalten. Auch hier gilt,  der Focus liegt auf dem Schlagzeuger. Ein akustisches Urteil will ich mir diesmal wegen der Kürze meiner Anwesenheit nicht erlauben. Eines steht jedenfalls fest. Was für Demon’s Eye Deep Purple in Sachen Vorbilder sind, das sind für die Supportler, so wie’s Mr.Paice bereits vermutet hat,  mit Sicherheit Motörhead.

Und here we go, Ian kommt on stage, ergreift das Mikro und begrüßt erst mal die Münchner Fangemeinde bevor er sich hinter sein Drumkit verschanzt.
Und los geht’s mit viel Schall und Rauch im wahrsten Sinn des Wortes. Aber wer jetzt denkt, er bekommt eine reine Deep Purple Camouflage sieht sich schnell getäuscht, denn das Programm enthält u.a. auch Whitesnake und Jimi Hendrix Tracks. Alles in allem ein buntgemischter Blumenstrauß bekannter Melodien. Gejammt wird, was das Zeug hält. Die undankbarste Aufgabe hat dabei Demon’s Eye Drummer Andree Schneider, der sich in diesem Ausnahmefall als reiner Backgroundsänger versuchen darf , denn hinterm Drumkit hat nun mal nur einer Platz. Und der heißt Ian Paice. Nur einmal erfolgt ein kurzer Wechsel, damit auch ja klar ist, dass der zusätzliche Figaro außen rechts, eigentlich der Mann an den Schlagstöcken ist. Die kurze Verschnaufpause, die unser Kultdrummer inzwischen genießt, braucht er  wahrscheinlich gar nicht. – 
Zu erwähnen ist auf alle Fälle auch Gitarrist Steve Curly an der Gitarre, der nicht nur Blackmores Haarstil und Fashionstyle adoptiert hat, sondern auch dessen Spieltechnik. – Sogar die typischen Bewegungen  stimmen nahezu perfekt. Herrschaftszeiten, Ritchie sollte sich wirklich mal Gedanken machen, ob nicht doch noch irgendwie auf diesem Globus ein unehelicher Sprössling herum läuft, von dem er nichts weiß. Aber genial ist Stevie-Boy allemal auch auf seine individuelle Art und Weise, das muss man ihm neidlos lassen.
 „There Ain’t No Love In The Heart Of The City“, im Original übrigens von
M. Price, D. Walsh irgendwann in den 60ern gepennt, wurde dieser Song erst von Bobby Bland und dann von Whitesnake verbraten. Jetzt nimmt sich die next Generation dieses zeitlosen Stücks an, und es klingt immer noch saugut. Da liegt so viel Herz und Seele drin, dass ich mich oft frage, was wurde damals anders gemacht als heute. -  Das Gefühl wird spürbar, und Steve und Robby und Co. strahlen das sichtbar aus.Aber vor allem zeigt Ian Paice in diesem relativ kleinen Rahmen noch deutlicher  als sonst in den Arenen, die er üblicherweise mit dem Mutterschiff beschallt, was für ein hervorragender Schlagzeuger er eigentlich ist. Nicht umsonst zählt er zur obersten Liga . Und sogar nach fast 40 Jahren Karriere ist immer noch eine Spielfreude vorhanden, die seinesgleichen sucht. Diese überträgt sich spürbar auf die Band, die wiederum mit vollem Elan bei der Sache sind. „Nothing serious, but just a lot of fun“ – bezeichnet Ian das Stell-Dich-Ein.
Gut, das mag für ihn vielleicht zutreffen und auch für uns Apostel im Publikum. Aber für Demon’s Eye ist es wahrscheinlich die wichtigste und ernsthafteste Sache der Welt.

                                    
Ein Happening über das man noch lange spricht, und an das man sich noch länger erinnert. Wohl denn, vielleicht lässt sich ja irgendwann wieder einmal eine Cooperation zwischen Vorbild und Next Generation arrangieren. Bis dahin steigt allerdings noch sicherlich so einiger Smoke on The Water auf, und Demon’s Eye huldigen vorerst wieder im Alleingang ihrer Inspiration. In Kürze zum Beispiel in Irland für etliche Dates.
In der Zwischenzeit – see you soon again Ian  in London, Wembley und mit dem Mutterschiff again....

                                                                              
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