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.... und wieder mal heißt es: forward to the Past, - um dann straight back to the Future, diesmal im Münchner Feierwerk mit zwei weiteren Vertretern der mittelalterlichen Raubritter... äh pardon..... Spielleute- Zunft abzufeiern.


                                      

Das Odövre wird von einem Neueinsteiger in der Szene namens ‚Volkstrott’ serviert, allerdings vor leider nur etwa 50 Fans der grauen Vorzeit Muse . Und damit wir’s gleich auf den Punkt bringen, Volkstrott machen eigentlich auch keine Mittelalter Musik, sondern ganz schlicht und ergreifend Rockmusik, instrumentiert mit Schalmei und Dudelsack samt Gitarre, Bass und Schlagzeug. Auch die Bekleidung entspricht eher dem Heute als der grauen Vorzeit.
Allerdings ist es eben genau der Dudelsack, der diese Band ebenfalls in die gleiche Nische wie InExtremo, Corvus Corax, oder auch den Headliner hier – Cultus Ferox presst. Blickfang der Neulinge ist der Front Papagallo mit dem klingenden Namen LeBen, der dem typischen Rocker-Herzensbrecher-Klischee entspricht mit langem Haar, nackter Brust und einem gewissen rebellischen Touch in der Gesamtheit. Jim Morrison lässt grüßen.


Aber auch die blonde Maid an der Violine, sie hört übrigens auf den Namen Ina, erregt die Aufmerksamkeit des Publikums. Weiters sind da noch Stefan am Bass, Benjamin am Schlagzeug. Ronny bläst den unvermeidlichen Dudelsack und Micha an der Gitarre, der für mich das Non Plus Ultra Anti-Image von Rock’n’Roll vertritt. Ist jetzt nicht böse oder negativ gemeint. Aber hätte man mir diesen Jüngling als Studiosus für das Leben und Sterben von Maikäfern vorgestellt, - ich würd’s umgehend für bahre Münze nehmen. 

Kennen tut sich der Verein schon seit einigen Jahren, aber ihr Debütalbum ‚Todeskunst’ erscheint erst jetzt am 30.03. 2007. Die 13 darauf enthaltenen Songs kennen die Fans schon aus den Liveauftritten der Band. Und dieser Umstand wird eben jetzt durch die Supportrolle von Cultus Ferox unterstrichen. Not bad at all, würde der Fachmann jetzt sagen, trotz beschränkter Entfaltungsmöglichkeit. Aber was noch nicht ist, kann sich in, zukünftig bei noch hoffentlich häufigen, Gelegenheiten immer noch ergeben. Kommt Zeit, kommt Antwort.
http://www.volkstrott.de/


                                       

Und anschließend bekomme ich tatsächlich den Eindruck, als ob ich in der Overtüre zum Fliegenden Holländer gelandet bin, zumindest was das theatralische Intro in pseudo-gespenstische Trockeneis Schwaden gehüllt, betrifft.  Halleluja, die Nebel von Avalon sind Rollmops mit Nutella, verglichen mit der Götterdämmerung  ala’ Cultus Ferox. Wie ein Wolfstanz aus ‚Herr der Ringe’ mutet der Beginn dieses modern-antiken Schurkentanzes an, der mit insgesamt zehn Mitstreitern und zwei Tänzerinnen, bestimmt eine der umfangreichsten Ensembles in diesem Genre darstellt. 

Der musikalische Zorn Gottes gehört mit Sicherheit zu den abwechslungsreichsten Tafelrunden in stilistisch ähnlichen Bandkreisen, die King Brandon da um sich versammelt hat. ‚Wilde Lebensart bedeutet die Titulierung des Blendwerks mittelalterlicher Liederkunst. Und deren Junker hören auf so klangvolle Namen wie
heilige St. Brandanarius (Gesang und Dudelsack), Steffano di Panoptico (Dudelsack/Gesang), Strahli der Animator (Trommler) , Donar von Avignon (Davul, Cyster), El Böslinger( Dudelsack/Schalmeien, Pan Peter(Dudelsack/Schalmeien), am Bass der Übertreiber Rudolphus und an den Gitarren Burny C und Rudel Rudi. (wie der neue Schlagzeuger heißt - keine Ahnung) sowie Romaneska und Ivanuschka. Seit 2003 sind 4 Alben und eine DVD erschienen, die der Kapelle einen festen Platz in der Mittelalter Riege gesichert haben, auch wenn die allgemeine Popularität noch um einiges hinterher hinkt im Vergleich zu Kollegen des selben Jargon.


Was mich aber beeindruckt, ist die Tatsache, dass die Berliner Dudelsack Entertainer ihren Stiefel mit einer Intensivität durchziehen, als ob hier nicht nur 50 sondern 5.000 Anhänger prähistorischer Rockmusik zugegen wären, und sie geben sich alle Mühe, die spärlich anwesenden Schäflein aus dem Burgverlies zu locken. Sex, Kunstblut-Theatralik und hart rockende Spielmanns Philosophie beherrschen den Marktplatz, bzw. die Minibühne vom Hansa 39 im Feierwerk. Liebliche (Jung)Frauen per Bauchtanz, Schalmei, und Feuerzauber unterstreichen das Ambiente. Hübsch anzuschauen mit viel Sinn für Fantasie und Erotik (zumindest was uns holde Weiblichkeit betrifft), erleben wir hier eine Art modernen Antik-Orgasmus aus der Zeit, bevor Christopher Columbus zum Trip nach Übersee ansetzte. 

Apropo, was den Sex betrifft in der bandeigenen Philosophie, wird dieser durch diverse Statements eines nicht unbedingt blinden Sängers mit durchbohrendem Blick bekräftigt. Wie z.B. den Umstand, dass man sich auf ein Tete’ a’ Tete  aftershow mit der Damenwelt im Publikum freue. Die hübschen Bernteinhexen  on stage wäre ja nicht mehr sooo interessant, weil diese ohnehin tagtäglich mit im Fahrgestell zugegen weilen. – However - klingt vielversprechend, und so manche verlorene Seele im Parkett bekommt glänzende Augen in der verheißungsvollen Erwartung der Dinge die da noch kommen sollten. Jene entziehen sich allerdings meiner Kenntnis, da ich nach dem Schlusspfiff gleich mal die Segel streiche. :-))





Alles in allem sind Cultus Ferox oder die Wilde Lebensart durchaus ein Heimatlied der besonderen Art, das einen sehr hohen Unterhaltungswert auf der Skala von 0 bis 345 inne hat, - Tendenz steigend. Zu wünschen wäre es der Bande rund um Brandy und Co., dass der Heiligenschein irgendwann auch noch etwas heller leuchten möge, was die allgemeine Popularität betrifft. Das ungeheuere Engagement sollte schließlich auch die verdiente Resonanz erhalten. Sein oder nicht sein hieß es schließlich schon in Shakespeare’s Hamlet... Und das hat was – ohne Frage..... ob mit oder ohne Südtiroler Bergstiefel !

                                                                                           http://www.cultusferox.com/


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