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... man muss nicht zwingend ein Liebhaber von klassischer Musik sein, um trotzdem das eine oder andere bekannte Stück zu kennen. Ich spreche da von Beethovens 5ter Symphonie, der Eroica, oder der berühmten Neunten, Mozarts kleine Nachtmusik und Verdis Gefangenenchor aus Nabucco. –  Oder so wie in unserem Fall hier – „Also Sprach Zarathustra“, die akustische Vertonung  von Nitzsches Prosa, durch keinen geringeren als Richard Strauss, einen der letzten wirklich großen klassischen Komponisten, der bis ins 20.Jahrhundert hinein gelebt hat.

So, genug der Lektion von ernster Musik, auch wenn ich diese, zugegebenermaßen auch sehr liebe, und nicht ausschließlich nur den Rock’n’Roll. Fakt ist, dass es in der Vergangenheit schon des öfteren zu Verquickungen der beiden Musikstile gekommen ist, sprich, das klassische Musik in ein modernes Gewand gekleidet wurde. Bekannteste Vertreter sind mit Sicherheit die holländische Gruppe „Ekseption“, gefolgt von dem brasilianischen Keyboard Virtuosen Eumir Deodato, der mit seiner Jazzrock Version von „Also Sprach Zarathustra“ 1973 einen Welthit landete. Das Stück ist auf seinem US-Debutalbum Prelude (eingespielt mit Grössen wie Billy Cobham an den Drums und Stanley Clarke am Bass, John Tropea an der Gitarre, zu finden. Zuvor war der, inzwischen 64jährige Musiker und Produzent bereits Mitte der 1960er Jahre intensiv als Pianist und Arrangeur in Rio de Janeiros Bossa Nova-Szene tätig und veröffentlichte mehrere Longplayer. In den letzten 20 Jahren produzierte der gute Mann hauptsächlich andere Künstler, vor allem Kool & The Gang. Erst 2001 gibt es Deodato überraschenderweise wieder als Live-Musiker zu hören.  In seiner Heimat und in den Staaten seit vielen Jahren ein bekannter Begriff, ist jener hierzulande in Europa etwas eingeschlafen über all die Jahre. Aber jetzt hat sich Deodato doch wieder einmal aufgerafft, um mit einem sehr kleinen Ensemble die Clublandschaft des alten Kontinents zu beehren.


Leider hat er sich gerade hier in München einen wirklich absolut fatalen Tag ausgesucht. Denn just heute findet das Fußballspiel Bayern München gegen Real Madrid in der Allianzarena statt. Und jenes Ereignis magnetisiert die Massen doch wesentlich mehr als ein halbvergessener Jazzrock-Musiker. Das weiß er auch, und bekräftigt in einer seiner Ansagen die Tatsache, dass er nie wieder auftreten würde, wenn ein Fuball-Match gleichzeitig stattfände, egal wer gewinnt. Dieses Statement ist nicht unbegründet, befinden sich im vornehmen Nightclub von unserem ersten Haus am Platz, dem Bayr.Hof, doch grad mal zehn Gäste vor Ort. Ergo, es gibt eine kleine Verzögerung zum Startschuss und siehst sich lieber auf dem dezent platzierten Flachbildschirm die erste Halbzeit zw. Dem FC Bayern und Real an.
Aber dann gibt’s keinen Excuse mehr, und das The Deodato Trio, bestehend aus
Piano - Eumir Deodato (New York, USA)  Bass - Marcelo Mariano (Rio, Brazil) und Drums -Stefano Paolini (Bologna, Italy)  legt los mit einer sehr gelungenen Mischung aus Jazz meets Funk Elementen mit einem Hauch Rock versehen. Das Programm führt durch ein mehr oder weniger Best of... Potpuret , das Stücke wie ‚Whistle Bump’ und Carly & Carole enthält. Deodato lässt seinen Mitmusikern ziemlich viele Freiheiten was die Improvisation betrifft. Er selbst hält sich eher im Hintergrund. „Eine Extra-Longversion von Sprach Zarathustra“ bildet den Höhepunkt vor der Pause, bei der wiederum keiner genau weiß, ob diese auch tatsächlich durch einen zweiten Teil beendet wird. – Wird sie aber nach einigem Hin- und Her, und der rote Faden der Deodato Stilistik zieht sich straight durch Part Two. – Man merkt auf alle Fälle, dass das Hauptereignis des Abends, beendet ist samt einem Sieg der Bayern, und der Nightclub füllt sich innerhalb von Minuten bis zum abwinken. Fest steht, die pre-Fuballfans haben mit Sicherheit keinen Eintritt mehr bezahlt, und kommen immerhin noch ca. 30 Minuten lang in den Genuss  von Deodatos Weisen. Zwei Fliegen mit einer Klappe gefangen, nennt man das, vermute ich mal. 
Im Großen und Ganzen hat Zarathustra a.k.a. Deodato gespielt, gesprochen und mit einem sehr interessantem musikalischen Blumenstrauß auch durchaus gewonnen bei uns Klassik - Liebhabern filgraner Fusionmusik, keine Frage. Wie gesagt, nur der Zeitpunkt hat nicht ganz gepasst......

www.eumirdeodato.com/