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yep, die Rechnung ist aufgegangen und zwar doppelt unterstrichen, multipliziert und üben den Daumen gepeilt. Damit ist die manowarische Absage-Strategie gemeint, die zwei Mal für Verdruss bei all den treuen Aposteln gesorgt, aber im Endeffekt genau ins Schwarze getroffen hat, nämlich dass die Bude rammelvoll ist. Zwar heißt die Devise noch nicht ausverkauft, aber die Olympiahalle beim dritten und gelungenen Anlauf nunmehr so gut wie voll zu kriegen, und das auch noch für eine Heavy Metal Band dieser Gangart, das ist schon beachtlich. Das muss sogar ich zugeben, die mit dieser Band schon immer so ihre kleineren Probleme hatte nicht zuletzt wegen ihrer Klischee Ausschlachtung.
Okay, jetzt hamma sie endlich da, die selbsternannten Odin Sprösslinge, und wir harren in Ehrfurcht der Dinge, die da mit viel Schall und Rauch heran donnern würden. Die Erwartungen sind dementsprechend astronomisch hoch gesteckt. Und wehe dem Anspruch wird nicht Genüge getan. Dann gibt’s hier germanisches Hackfleisch.
Ach ja, auf die etwaige Lautstärke wird hingewiesen, und es wird keine Verantwortung übernommen. Aber eine Durchsage offeriert die Chance, bei Unverträglichkeit des Dezibel .Gewitters, innerhalb von 15 Minuten eine Retournierung des Eintrittspreises an den Kassen. Fair enough würde ich sagen. Und kein Risiko für den Veranstalter. Denn, diejenigen die hier sind, wollen Manowar auf Gedeih und Verderb  sehen, auch auf die Gefahr hin, dass Ertaubung droht. 

Die Walhalla öffnet sich erstmalig um 19 Uhr, und Merlins Magie zaubert  eine Partie an den Tag, die sich, dem Image entsprechend, ‚Holy Hell’ nennt. Mit dem Fokus auf die Front-Teufelin, die schon fast fatal Ähnlichkeit mit Alana Myles besitzt, versucht dieser Höllenexport die Aufmerksamkeit der ausschließlichen Manowar Fans zu gewinnen. Und das gelingt ihnen spätestens, als mitten im Set eine vertraute Stimme aus dem Nirgendwo erklingt und zum Duett mit der hübschen Teufelin anstimmt, um alsbald in der Gestalt von Papagallo Eric Adams aufzutauchen.

Zu jenem Herrn brauch’ ich ja keinen großartigen Kommentar mehr zu hinterlassen, nehme ich an. Jawohl, an diesem Punkt hier wachen selbst die –noch-verschlafendsten Kuttenträger auf, zumindest die, die schon anwesend sind. Bingo, die Einlage hat gefruchtet. Und jeder Headbanger ist bereits gut abgefüllt, zumindest auf Halbmast gesetzt für’s zweite Kapitel der metallischen Großoffensive.

Erste Unklarheit.... heißen sie jetzt Rhapsody oder Rhapsody of Fire, - die Langhaar-Rocker aus dem Land wo die Zitronen blühen. Die offizielle Umbenennung gilt wohl hauptsächlich für den Bürokratenkram und Kleingedrucktes. Denn hier on Stage sind die Italiener schlicht und ergreifend einfach nur ‚Rhapsody’, so wie eh und je und wie der Fan sie kennt. – Ihren Namen nehmen sie jedenfalls mehr als wörtlich, denn der aufgesetzte symphonische Bombast trieft schon fast vor lauter Schmalz aus den Poren.

Und sie leben ihre Musik so impulsiv wie es eben nur das Südländer-Temperament zulässt. Bei aller Liebe zum Genre, aber man kann’s auch übertreiben, und etwas weniger wäre hier als viel mehr angebracht. Mit weiblicher Visualität will man dem Ambiente noch den gewissen Touch verleihen. Allerdings verblasst die Schöne etwas im Hintergrund der rhapsodischen Wallemähnen. Kurz und gut, - eins zu null für Holy Hell, obgleich jene die ungute Aufgabe des Openers inne hatten.http://www.rhapsodyoffire.com/

And here they are, die Götter des True Metals. Und wie sie da sind! Halleluja, da verdrückt so mancher Hardcore Fan das eine oder andere Krokodilstränchen vor lauter Rührung, nach so langer Zeit der Entbehrung. Odin öffnet seine Pforten und Manowar stürmen die Front, oder besser gesagt, sie erscheinen. Das Intro heißt wie immer ‚Manowar’, während dessen es uns Lokalberichterstattern gestattet ist, die Szenerie im Bild festzuhalten. Nicht besonders üppig, diese Frist, aber erstens dehnen die selbsternannten Götter der Wikingerkultur die Hymne sicht- und hörbar, und zweitens haben wir ja als Trost noch das Grand Finale für einen zweiten Fotocall in der Reserve. Die Erleuchtung, und das buchstäblich,  zu dieser etwas merkwürdigen Regelung  erhalten wir zu gegebenen nochmaligem Stell Dich Ein.
Während all meiner langjährigen Fotoarbeit bei diversen Veranstaltungen habe ich es mir selbst irgendwann einmal zum Sport gemacht, zumindest einmal  das direkte Auge des Objektes in die Linse zu kriegen. Oft,- aber nicht immer gelingt das Unterfangen, bedingt durch die jeweiligen örtlichen Umstände. Bei Manowar, und das war bisher jedes Mal so, ist es genau umgekehrt. Es gelingt mir nämlich nicht ein einziges Mal ein Foto von unserem Heavy Metal Caruso zu knipsen, wo er nicht in die Kamera grinst. Herrschaftszeiten, wir sind doch hier mindestens ein halbes Dutzend Paparazzis, die ihre Linsen in Richtung Bühne recken. Tatsache ist, dass ich dieses Phänomen lediglich und ausschließlich und immer wieder bei Manowar erlebe. Tja, es gibt Dinge, die verbinden einfach :-)))

Zudem muss ich Mr. Adams gleich noch ein Kompliment aussprechen. Denn ums mal ganz ehrlich zu sagen, ohne seinen opernstudierten Tenor, wäre diese Band nicht mal halb so viel wert vom musikalischen Aspekt her. Mit ihm steht und fällt der ganze Zauber, Machogehabe hin oder her. Für die Imagepflege ist ohnehin in erster Linie der Big Boss – Mr. DeMajo zuständig, der sich heute auffällig leise im Hintergrund hält. Wir fragen uns schon langsam, ob er sich bei dieser Tour selbst ein Rede-Verbot auferlegt hat. Denn normalerweise erfreut  uns Manowars Oberrocker mit reinsten Büttenreden zwischen den musikalischen Pausen. Nicht so heute, wo er lediglich ein einziges Mal das Wort ergreift, ums unvermeidliche Image zu verteidigen. 

Ein männlicher Fan darf kurzzeitig mitfideln on Stage und zwei Metal-Grazien in Leder samt Push up BH, dürfen bei den Göttern Nektar und Ambrosia verkosten, zumindest was Joey DeMajos  Zungenkuss Geschmacksnote betrifft. 
Die nette Einlage wird dann noch mit einem Blick auf die blanke Brust belohnt, die wiederum augenblicklich von Mr.Machoman in Besitz ergriffen wird. Das alles selbstredend in Großaufnahme auf Leinwand zu bestaunen ist, brauche ich wohl nicht hinzuzufügen. Gott sei’s getrommelt und gepfiffen, der Imagepflege wurde wieder mal ausreichend Genüge getan. Nicht zu vergessen sei da auch die unzähligen Wurfgeschosse, natürlich in Form von gefüllten oder leeren Bierbechern. Und dem einen oder anderen wird dies weniger angenehm zum Verhängnis und er hört die Walhalla  nur noch im Brummschädel donnern.



























Manowar ackern sich musikalisch durch ihre komplette Palette, wobei sie das neue Teil ‚Gods of War’ nicht wirklich in den Vordergrund stellen. Einige Fans beklagen sich hinterher, dass zuviel Unbekanntes, die Gassenhauer in den Hintergrund gedrängt hätten. Aber Tracks wie Gloves Of Metal, Each Dawn I Die, Holy War, Mountains, The Oath und Secret Of Steel sind dabei, genauso wie The Gods made Heavy Metal, Kings Of Metal,  Warriors Of The World,  Blackwind und Fire And Steel
Zweieinhalb Stunden dauert der Donnerhall Odins. Und sämtliche Befürchtungen ob eines geplatzten Trommelfells und dergleichen, bleiben unbegründet. Ehrlich gestanden, ich habe Manowar noch nie so 'leise' erlebt wie heute.


Und last but not least wird auch noch das Geheimnis von Loch Ne.... äh sorry, unserer abstrackten Fotoregelung gelüftet, in Form des, ohne Überteibung, heißesten Shoots meines Lebens. Hoch lebe das Klischee, ein Wikingerschiff samt Schwert-schwingender Mannschaft und eine brennende Bühne, die uns im Graben fast den Hintern versengt. Sogar auf der seitlichen Tribüne in diesem Dom wird die enorme Hitze noch wahr genommen.
However, es ist ein führwahr beeindruckender Abschluss eines oft verschobenen und heiß erwarteten Spektakels, für das keine Mühe gescheut wurde. Aber seien wir mal ehrlich, das war das mindeste, was für das ganze Hick Hack zu erwarten war. Alles darunter wäre unakzeptabel gewesen. Manowar haben den Test bestanden und die Gunst Odins und sämtlicher Anhänger verdreifacht. Ergo: alle 10.000 Metalheads gehen gesättigt und zufrieden in ihr eigenes Walhalla nach Hause.

                                                                                           
http://www.manowar.com/

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Für mich persönlich wird die Metal-Sex-Harley und Muscle Philosophie von Manowar weiterhin ein zweischneidiges Thema im Auge bleiben, aber zumindest gehört auch der allerletzte Blick zurück zur Szenerie mir bzw. meiner Kamera. Und in dem Fall weiß ich sogar warum !  :-)))  


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