191

’Year Zero’ heißt das neue Album, das zum heutigen Auftritt von Trent Reznor und Co. noch nicht einmal erschienen ist. Point Zero ist erst auch mal meine Stimmung, nach Bekanntgabe der strikten Fotografier-Bedingungen vor Ort, die nicht nur das Unterzeichnen eines der üblichen Verträge umfasst. Aber die Tatsache, dass wir sechs Sensations-Berichterstatter nur den 5ten, 6ten und 7ten Song lang knipsen dürfen, dieses lediglich von links oder rechts außen im Fotograben, und mit tonnenweise Trockeneisnebel ala’ Sisters Of Mercy versehen, erschwert unseren Einsatz um so einiges. Nicht zuletzt setzt das Management noch eins drauf und bestimmt, dass wir hinterher, die Halle verlassen müssen und nur mit einem normalen Ticket wieder betreten dürfen – ohne Fototasche selbstredend. Mit den Karten haben wir letztendlich Glück im Unglück und erhalten jene kurzfristig und umsonst von einem unbekannten Spender just 10 Minuten vor unserem Einsatz. Dank dieser Umstände entgeht  uns das Intro und die ersten 4 Stücke. Künstlerpech, oder wie sagt man so schön.-
                                                                                       
Um es aber generell mal vorweg zu nehmen. Die Nine Inch Nails sind hauptsächlich Trent Reznor, und dann kommt lange gar nichts, bzw. drei Statisten, von denen viele nicht mal die Namen kennen. Einer ist allerdings dabei, den wir schon aus der Vergangenheit und von der Band ‚A Perfect Circle’ her kennen, nämlich der Bassist
Jeordie White. Bei Manson hieß er noch Twiggy Ramirez und sah ganz und gar anders aus. Weiters mit dabei: Aaron North (Ex Icarus Line), Jerome Dillon und Alessandro Cortini.

Das hier aber nur der Vollständigkeit halber, denn eigentlich spielen sie live on stage keine weitere Rolle  und dienen lediglich der Untermalung von Reznors Performance. Fest steht, die lange Tournee-Pause hat ihm nicht wirklich gut getan was sein Äußeres anbelangt. Denn da hat er beachtlich zugelegt, und von der spindeldürren Silhouette von anno dazumal ist nicht mehr viel zu erahnen. Aber ob dick oder dünn, es ist nun mal Trent Reznor, der Egozentriker, der mit seiner Aura fast die ganze Bühne für sich allein beansprucht und die ca. 6.000 Fans für sich vereinnahmt.

Er spult eine Art Best of.... Programm herunter. ‚Spult’- im wahrsten Sinn des Wortes, denn man spürt deutlich eine gewisse Lustlosigkeit oder ist es eher Gleichgültigkeit, die allerdings mit der üblichen Wut und Frustation heraus geschrien wird. Ganz von ungefähr kommt das sicher nicht, denn in einem Interview kurz vorher, hatte er noch betont, dass er eigentlich gar nicht on tour gehen wollte, sondern lieber im Studio seine Arbeit beendet hätte. Und, als wenn das nicht genug wäre, meinte Trent ferner, - ‚noch ein oder zwei Alben, dann sind die NIN sowieso History.’ – Nun, es ist schon viel gesagt worden von diversen Künstlern, und es kam dann ganz anders. Bei Reznor wäre ich mir da nicht so sicher. Der Mann meint, was er sagt. Zurück zur Szenerie und auch zur Imagepflege. Und die lässt es nun mal nicht zu dass der gute Mann auch nur eine gesprochene Silbe zwischen den Stücken verliert. Im Gegenteil, viele Songs gehen, wie bei NIN oftmals üblich, ineinander über und verweben sich zu einer überlangen Arie, die von einer noch längeren abgelöst wird.


Das üppigste an der ganzen Show ist noch der Trockeneisnebel, der geradezu verschwenderisch ausgepustet wird. Vielleicht nicht ganz so schlimm wie bei den Sisters Of Mercy, aber dennoch genug, um uns Fotografen hin und wieder kräftig fluchen zu lassen. Inklusive etlicher Lichtspielereien, ist es das aber auch schon, was die Bühnenshow betrifft. Kein Vergleich zum letzten Mal, als Laser und Leinwand Tricks zum Einsatz kamen. Als Trent noch eine Art Himmelsfigur darstellte, die so einzigartig war, dass einem seine Vorstellung förmlich ins Gedächtnis gebrandmarkt wurde.  Diesen NIN Auftritt heute könnte man eher als puristisch beschreiben ohne Schnörkel, ohne Extras. Den Die Hard NIN Fans mag das nichts weiter ausmachen. Trotzdem fehlen mir hier entscheidende Aspekte, oder besser formuliert: das gewisse Etwas. – Wenigstens wird nach 2 Stunden das Finale wieder imagegerecht serviert. Last Song ‚Head Like A Hole’ – der, nach wie vor größte Hit von Reznor, und nach dem letzten Ton ein sekundenschneller Abgang, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Selbstredend – keine Zugabe.- Und bevor noch der erste Fan das Venue verlassen hat, ist der Meister in der Limousine schon in der Nacht entschwunden. –  

Fazit: Reznor war da, hat gesungen und gesiegt, aber leider diesmal, zumindest einige von uns, nicht wirklich überzeugt. Sorry, is' aber so!.
Nun warten wir’s erst mal ab, ob Trent seine Statements wahr macht. Eine Galgenfrist von ein oder zwei Alben haben wir ja angeblich noch, und das erste davon erscheint am 17. April. Year Zero ist vielleicht schon angebrochen...... -

http://www.nin.com