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Auweia, jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, wo mein wirklich breitgefächertes Musikverständnis einen Aussetzer hat, und zwar einen beträchtlichen. -
Und deshalb will ich hier auch keine große Kritik üben – an einer Band mit der ich so gar nichts anfangen kann, wohl aber die fast 2.000 Kids hier in der Elserhalle, die kurz vor einem Herzinfarkt stehen. Ausverkauft ist wieder mal Devise, und es geht zu wie in einem Affenkäfig. Meine Herren, da bleibt sogar KingKong auf der Strecke bei dem Kravall und Energy-Push.
Aber wer sind die Deftones eigentlich? Jeder unter 25jährige kann dir diese Frage wahrscheinlich im Stehgreif beantworten und belächelt dich milde als naiven Neuling auf dem Gebiet des New Metal. Stimmt zum Teil, denn als Journie beschäftigt man sich zwar einerseits mit den Chartbreakern wie Nickelback oder Linkin Park, aber die Deftones sind mir bisher durch die Lappen gegangen. Und deshalb ist es mir auch ein Bedürfnis gewesen, diese Wissenslücke zu schließen. Allerdings stehe ich hinterher dümmer da als zuvor, denn ich kann mit dieser kalifornischen Band einfach absolut nichts anfangen im Gegensatz zu all den ausgeflippten Kids hier.

Geben tut’s diese Rap-Metaller schon seit 1988. Aber erst 1995 erschien das Debütalbum ‚Adrenaline’. – Die Band besteht aus Sänger Camillo Wong Moreno, Stephen Carpenter (Git.), Chi Ling Dai Cheng (Bass), Abe Cunningham (Drums) und Frank Delgado (Turntables(Kyeb.) Es gab in all den Jahren auch nur einen einzigen Wechsel, und das war der Bass den früher mal Dominic Garcia zupfte. Sieben Longplayer sind inzwischen erschienen, wo ‚B-Sides & Rarities’ eine Ansammlung von Coverversions enthält, u.a. von The Cure und Lynyrd Skynyrd.  2001 erhielten die Deftones sogar einen Grammy für den Song ‚Elite’ der sich auf dem Album ‚White Pony’ befindet.

                                                            
In Amiland scheinen die Deftones jedenfalls bereits eine ziemliche Choriphäe zu sein. Das erklärt zumindest die Überheblichkeit eines Managers, der schon jenseits der 60 sein dürfte. Befehlsgewohnt duldet er keinerlei wenn und aber oder überhaupt und dirigiert die örtliche Security mit Fingerzeig in entsprechende Bahnen. Fototechnisch wird wieder ein Vertrag verlangt, sowie das sofortige Verlassen der Halle nach Beendung der Session. Letzteres ist aber in dem Fall kein Problem, da unsere örtlichen Schutzengel eher zu uns halten und selbst den Kopf bzgl. solchen Gebaren schüttelt. Und Türen hat die Elserhalle viele, zum aus... und wieder eingehen :-))

Nach dem Shooting bei, übrigens katastrophalen Lichtverhältnissen, die uns schier verzweifeln ließen, sehe ich mir noch ca. eine halbe Stunde das Stell-Dich-Ein von den Deftones an. Aber der Knopf des Verständnisses will und will einfach nicht aufgehen bei dieser sehr unmelodiösen Verquickung von Rap und Metal. Deshalb lasse ich diesen Konzertrückblick diesmal dahin gestellt, bis auf die Tatsache, dass es ohnehin kein Vergnügen ist, wie eine Ölsardine zerquetscht zu werden. Hauptsache all den Jungspunden hier gefällt’s, wenn die fünf Hampelmänner aus Amiland ihre Message auf sie los lassen. Und das ist ja schließlich und endlich Sinn und Zweck der Sache.  Angekommen sind die Amis ohne Frage und werden gehuldigt bis in höhere Sphären. Die Zugabe bekomme ich jedenfalls nicht mehr mit, denn für mich sind 45 Minuten Deftones mehr als genug. Werdet  happy, und wem’s gefällt, dem gehören sie auch, aber zukünftig ohne mich......
Nun alles hat seine gute Seite. Ohne den Besuch dieses Konzertes wäre ich nie zu jener  Erkenntnis gekommen. – That’s as simple as that.....

                                                                                   
http://www.deftones.com