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.... heilig’s Osterglöckle.... in die letzte Instanz ist heute Abend auch unsere Ausdauerkondition gegangen, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob letztendlich die Fans oder die Band mehr Energie verschwendet haben. Das Zauberwort heißt Enthusiasmus, und ich nehme mal an, die Jungs aus Dresden haben mit genau jenem, nicht in dem Ausmaß,  wie ausgerechnet hier in München, gerechnet. Dabei  haben sich gerade mal in etwa 350 Freunde des Cross Over Sounds eingefunden, um die Gold Jungen  auf ein Neues auszukundschaften. Halb so viel Seelen wie beim GWAR Gemetzel vor drei Tagen, von dessen Schlachtfeld Gott sei Dank nichts mehr zurück geblieben ist. Und die Bude hat wieder ihre normale-herkömmliche Silhouette angenommen. Ich frage mich lediglich wer will da wen heute Abend killen in Sachen Stehvermögen :-))) Nach zweieinhalb Stunden beginnt sogar bei mir das Kniegelenk Springseil zu hüpfen.- Aber mal hübsch der Reihe nach und von Beginn weg, welcher für Schlag 21 Uhr festgesetzt ist.

                                                         

Kiloherz nennt sich das Trio, das den roten Teppich für die Instanzler langsam aber doch ausrollt. Merkt man vor allem anfangs am verhaltenen Prolog, der sich allerdings mit der Zeit in ein, immer selbstsicherer werdendes Zwischenintermezzo verzaubert. Und spätestens nach ca. 15 Minuten stellt man erstaunt fest: dass das da oben ja tatsächlich gute Musiker sind, die mit viel Leidenschaft und Liebe zum Detail versuchen, ihre Musik, uns Münchner Freunden gepflegter Unterhaltung näher zu bringen. Kurz und gut, - Kiloherz sind Alex, Matze und Mühli und kommen  aus Leibzig. 2001 war das Geburtsjahr der Band und seitdem sind drei Alben erschienen die man als Support von Nina Hagen, Fiddlers Green oder eben der Letzten Instanz den Kiddies näher bringen will. Zu gerne würde ich übrigens wissen, was es mit dem Titel des neuesten Werks ‚Alle Antworten Gleich’ auf sich hat. 
Aber egal, die Sachsen verstehen es auf alle Fälle mit ihrem Können, mit ihrem Rhythmus, ihrer Spielfreude und die darin enthaltene Abwechslung in Form eines dreifachen Trommelwirbels und Vocoder-Gesangs die Begeisterung schon früh zu entfachen. Und der Begriff des sogenannten Anheizers trifft auf unsere Kiloherzerl  mindestens megaherzig zu. Bravo, der Einstand ist gelungen, und das nächste Mal dann bitte gleich von der ersten Sekunde weg mit vollem Saft.



                                          
Die Letzte Instanz geht kurze Zeit später in die erste von vielen....Instanzen meine ich.... und animieren uns und sich selbst zu immer höheren physischen Kraftakten in Sachen Kampfsport-Training. Hui, da kommt Freude auf, sowohl was all die Suren des Korans,.... äh Backkatalogs von Holly und Holly D, Olli, Benny, Specki und Co. betrifft, als auch den interessanten fotografischen Aspekt angeht. Ich habe selten so schöne Licht- und Schattenspiele bei einer Show erlebt wie hier. Da macht sich meine Kamera fast schon selbstständig. Wenn da noch einer ein Blitzlicht verwendet beim knipsen, der gehört geteert und gefedert. -

10jähriges Bestehen haben die Dresdner bereits gefeiert. Allerdings sind vom ursprünglichen Original Line up lediglich noch drei standfest geblieben, nämlich die zwei Außenposten links und rechts on stage. Der eine mit Dreadlocks und Cello versehen, der andere Wichtl mit Gitarre, Ziegenbart und zusätzlichem Gesangsmikro positioniert. Wobei links Außen obendrein sogar noch den Vorteil des Headbangens dank eben erwähnter ketchuproter Rastalocken genießen kann. Und dann wär' da noch die Violine. Der Rest der Schachpartie besteht aus Holly ohne D, der seit 2005 das Frontsolo zwitschert, Oli bearbeitet die sechs Saiten seit 2001, Michael Ende ist seit 2004 am Bass dabei (der Name kommt einem irgendwie bekannt vor :-))  Und last but not least hat doch glatt vor fünf einhalb Jahren auch noch ein waschechter Bayer sein Zu Hause im Sachsener Stall gefunden. Und der Lausbua schlägt nicht nur mit seinem Dialekt, sondern auch mit seinem Äußeren stilistisch ziemlich aus der Reihe. Aber macht nix, der oberbayrische Frohsinn tut dem dunkel angehauchtem Espirit der Band erfrischend gut und bringt den berühmten Farbtupfer in den Adlerhorst. Und bevor ich’s vergesse, richtig klasse Schlagzeug spielen kann Rotkäppchen obendrein. Da wird der große böse Wolf gleich ganz bescheiden.

Halleluja, die Gymnastikstunde hat grade erst angefangen, und wir sind schon fix und alle. Übrigens auch musikalisch übertrifft sich die Letzte Instanz selber was die stilistische Akrobatik betrifft. Und die lässt sich schwer beschreiben, denn die Fassetten reichen von Heavy Metal über Folk, Indie bis hin zu leicht gerappten Passagen. Die Arien ‚Tanz’ und ‚Maskenball’ markieren dann auch so was wie einen ersten Höhepunkt, der dann noch mal von ‚Rapunzel’ und ‚Stimmlein’ getoppt wird. Aber, als wenn die Setlist nicht genug des Heiligenscheins wäre, der begeisterte Tenor des Publikums gibt unseren Chippendales neuen Saft in den Eingeweiden, und jene Programmliste verlängert sich unsichtbar um mindestens  fünf weitere Choräle aus dem Allerletzte Instanz Fundus. ‚Ihr wollt uns wohl fertig machen’, so die Feststellung von Holly ohne D, um sich augenblicklich in einen weiteren Kraftakt caruso’ischen Salto Mortale zu stürzen. Die Marathon-Phase nähert sich langsam aber sicher der Schmerzgrenze, und der Iron Man auf Hawaii ist peanuts gegen den High Energy Level der nonstop  zwischen Publikum und  dem Sachsen/Bayern Verband hin und her pendelt. Jawohl wir glaubens ja, dass – we were made for loving you..... oder you were made for luv….. Kiss hab sie selig samt einem Eye Of  The Tiger. – Mei is des scheeeennnn beim rum pokern mit den Klassikern und deren Kastrierung samt Lesehilfe für die Fans.
Okidok, irgendwann ist jeder Dauerlauf zuende, auch wenn’s noch so herrlich ist. Und der Zapfenstreich erfolgt um 0 Uhr 45 mit einem feierlichen Sanktus Fidibus  mit anschließendem Meet and Greet. Der Bajuvaren Test ist wieder mal bestanden, und die S.... Preißen dürfen uns ausnahmsweise gern und hoffentlich bald wieder unterhalb des Weißwurscht Äquartors besuchen kommen. .... Aber nur, weil Ihr heut' so gut wart, gell, - dass ma uns da recht verstehen! Hoast mi?! Proscht und fröhliche Ostern!

PS.: kleiner Tipp am Rande – schenkt ihnen nie einen Haarfön zu Ostern.

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