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Wisst Ihr, wann die Motivation und Vorfreude zu einem Konzert als erstes in den Keller rutscht??? Wenn man vor Ort erfährt, dass gleich drei Supportbands den eigentlichen Held des Abends supporten. Nein, nein, das ist jetzt nicht persönlich gemeint. Und man versteht auch diese Vorreiter-Bands, die happy sind, die Chance erhalten zu haben sich im Schatten des Headliners vor einem größeren Publikum zu präsentieren. Wobei letzteres mal in diesem Fall hier dahin gestellt sei mit grad mal ca. 150 Leuten. Aber als purer Konsument, der sich  vor allem wegen dem Zugpferd, in diesem Fall Jon Olivas Pain, eingefunden hat, drückt es trotzdem etwas aufs Gemüt, wenn die Ansage ist, dass jener erst gegen 23 Uhr die Bühne erklimmen wird. Zumal am kommenden Morgen frühes Aufstehen zwecks Brötchen verdienen angesagt ist. Wenn man dann obendrein noch einen weiteren Anfahrtsweg hat und diesen auch logischerweise wieder zurück eiern muss, dann vereiert sich auch die Vorfreude ebenfalls etwas ... Ergo, es hat also weniger mit den drei Vorreitern ansich zu tun, als vielmehr mit den beschriebenen Umständen.
Die Kantine in Augsburg ist diesmal der Tempel, oder sollte ich besser Besenkammer sagen, die als Austragungsstätte herhalten muss. Aber don’t worry, für die paar Provinzrocker und Zuagroaßten (Angereisten – in hochdeutsch) tuts das größere Wohnzimmer gerade gut genug.
Aber jetzt genug des Vorgeschwafels und lasst uns los legen, sonst werden wir bei vier Bands heute nimmer fertig.

                                               
                                            
Stichwort Bamberg! Und schwups muss ich schon an Günther Strack als Hauptkommissar  A.D. in der TV Serie ‚Der König’ denken, der in vielen Folgen  die Bösewichte im Zentrum des Verbrechens  - Bamberg stellte. Nun, ob dieser Ort tatsächlich ein Klein-Chicago ist, bezweifle ich zwar schwer, aber sicher ist, dass der  metallische Willkommensgruß heute Abend von fünf Youngsters gepfiffen wird, die sich selbst den Namen ‚Backslash’ verliehen haben und das bereits vor 11 Jahren. Kaum zu glauben, zumal ich noch nie etwas von ihnen gehört habe. Ich hoffe, ich blamiere mich mit dieser Wissenslücke jetzt nicht, zumal ich ja in diesem Business zu Hause bin. Kurz und gut, man kann schließlich nicht allwissend sein. Aber jetzt hamma die Bamberger Headbanger ja hier und heute und da oben in all ihrer Dreifaltigkeit. Auf  die Plätze fertig – los...... geht’s mit Heidi, Heidi.... Deine Welt sind die B..... –Al Capone versteht die Welt nicht mehr.... – bis, ja, bis die Fünf die Bühne stürmen, und der Zusammenhang zwischen Heidi und.... na ja eben Heidi sich aufklärt und fast gleichzeitig in harten Knochenbrecher Rhythmus übergeht. Unsere Heidi hier  hört eigentlich auf den Namen Heike und sorgt mit ihrem schnittigen Dirndlkleid für den originellen Kontrast. Allerdings muss ich gleich Beschwerde einlegen, denn wenn schon Dirndl, dann bitte die Herren auch Lederhosen beim nächsten Mal, aber a echt bayrische bitte. Ich stehe für weitere Beratung gerne zur Verfügung. Gleichzeitig haben die Pseudofolkloristen aber schon den ersten Pluspunkt bei mir kassiert. Und das ist eben jene Originalität mal etwas anders anzufangen, als alle anderen, zumindest was das Intro betrifft und die Visualität von Heidi... äh Heike. Stimme hat das Mädel obendrein, auch wenn diese leider Gottes dank gedrosselter Power nicht gleichmäßig zur vollen Geltung kommt. Der musikalische Blumenstrauß zieht sich durch drei, bisher erschienene Alben und baut auf die, wie schon vorhin erwähnt, herkömmliche Heavy Metal Stilistik. Es gibt da zwar nichts, dass nicht schon mal irgendwo in irgendeiner Form da gewesen wäre, und dass man sich nach erstmaligem Melodie Erlebnis explizit merken würde.  Aber dank der nicht alltäglichen Darbietungsweise sind Backslash sicherlich ein Hingucker, der sich vielleicht noch im Laufe der kommenden Jahre standesgemäß etablieren könnte, wenn’s das Business und ihre Kreativität zulässt. Weiter so, und nächstes Mal dann bereits als zweiter Red Carpet ausgerollt für wen auch immer..... http://www.backslash-metal.de/


Diesen zweiten Part übernehmen Dionysus heute. 
                                            

Und ich kann nur sagen : - „Ach du alter Schwede!!!“  Denn von dort stammen die Brüder in all ihrer (Körper)Größe – im wahrsten Sinn des Wortes. Na ja nicht ganz. Denn Enrico Carusos Enkel hört eigentlich auf den Namen Olaf Hayer und der begrüßt die Gäste akzentlos in unser aller Muttersprache.  Kennen tun wir den Bariton auch durch sein zweites Steckenpferd Luca Turilli. Tja multi-kulti international kann nicht schaden und doppelt gemoppelt hält ebenfalls besser wird sich Olaf gedacht haben. Die Rente ist somit fast gesichert, auch wenn’s bis dahin sicherlich noch einige Jährchen hin ist. Aber zurück ins Land der Elche, Carl Gustaf und Ikea Möbel, woher eben nun mal die eindeutige Mehrheit des Vereins mit dem griechischen Namen hervor geht. Die Frage warum die Schweden ausgerechnet den Gott des Weines als Taufpaten adoptiert haben, beantwortet sich umgehend Aftershow – Prost! (weiteres dazu im Diary) Zirka acht Jahre sind Dionysus jetzt unterwegs, und außer Caru... sorry, Olaf, sind noch
Ronny Milianowicz (ex. Sinergy) Drums, Kaspar Dahlqvist (Stormwind) am Keyboard, Johnny Öhlin (Nation) an der Gitarre, und Bassist Nobby Noberg (Nation) im vornehmen Headbanger Altari Club. Bombast Metal mit Schmetterarien werden groß geschrieben, welche, wie bei den Vorgängern, ebenfalls in bisher drei erschienen Longplayern verarbeitet worden sind. Kurz und gut mein erster und auch bleibender Eindruck ist, eine sehr gute Gitarre, eine kraftvolle Stimme und ein absolut brillanter Bass. Aber...... leider nur eine von so unzählig vielen ähnlich klingenden Bands. Was mir fehlt, ist nur der kleine aber feine Unterschied zu allem anderen. Ansonsten gibt’s an Nr. 2 heute Abend absolut nix zu meckern. http://www.dionysus-powermetal.com/


Die dritte Strophe des Vater Unsers betritt um etwa 22 Uhr die Mailänder Mini-Scala von Augsburg und hört auf die klingende Titulierung Nostradameus.
                                                             

Sie sind ein Jahr älter als die fröhlichen Weingötter zuvor und haben mit jenen obendrein die Gemeinsamkeit – nach dem Motto: „Schweden an die Macht“, dass sie sich die Geburtsurkunde in Sachen Herkunft teilen.
Mit dem Wahrsager gleichen Namens haben sie aber nichts gemein, wohl aber mit dem De ja Vu  Rock’n’Roll der Achtziger Jahre, - laut, hart und trotzdem mit viel Melodie. Fünf CDs zieren ihre Discographie seit der Jahrtausendwende und bereits eine gewisse Reputation in internen Kreisen. Noch etwas beweisen Nostradameus, und zwar mit ihrem Aushängeschild
Freddy Persson, der mit Glatze  mehr Ausstrahlung besitzt als mancher  Langhaar Dackel. Und die braucht er auch im normalen Alltagsleben, denn wenn er nicht on tour ist, dann arbeitet Inspektor Persson nach wie vor als Polizist in seiner Heimatstadt Hönö. Auch gesanglich durchaus wettbewerbsfähig, scheint er trotzdem irgendwie  eine Art Alleingang eingeschalten zu haben. Denn häufig laufen die vokalen Strukturen mit den instrumentalen deutlich auseinander. Oder bilde ich mir das auch nur ein, und diese Abstraktheit ist gewollt ineinander verstrickt um dem Ganzen eine individuelle Note zu verleihen. Ich muss gestehen, ganz schlau werde ich nicht aus Freddy und Co. samt ihrer Darbietung  in Sachen Powermetal. Und es bleibt auch nicht mehr genügend Zeit um noch tiefsinniger darüber zu philosophieren, denn die Namensvetter von Michele De Nostradame’ müssen ungewollt aus Zeitgründen vorzeitig das Feld räumen. Aus, Schluss und Zapfenstreich, that’s it,
http://www.nostradameus.com/


....und Bühne frei für Old Jon’i Boy samt Pain und Glorie. 
                                                               

Yiippiieeeh, hier is’ er wieder, der Heavy Metal Knuddlbär der Nation. Und standen all die zahlarm erschienenen Augsburger Headbanger bei den drei Vorbereitern zum Grand Finale noch verhalten im Hintergrund,  (man darf sich nämlich keine Schwäche geben und schon bei Supportacts mitrocken, gelle?!!! Ich mein’ – wo simma denn...J))) so sind sie spätestens jetzt alle von einer Sekunde auf die andere an vorderster Front. Natürlich wie immer Goliath mit Gardemaß in der ersten Reihe, und Klein-David darf sich den Hals verrenken, um neben der Akustik auch optisch was mit zu kriegen. Und das ist bei einer Altar Höhe von gerade mal 50 cm ohne Zwischenraum mehr als nur ein Kunststück.
However, nächsten Monat werden es genau 21 Jahre, dass ich Jon Oliva kenne, - ich meine, persönlich kenne, oft live on stage gesehen und auch so getroffen habe. Savatage das war hauptsächlich er und sein Bruder Chris. Jon war die Stimme, das Markenzeichen, das irgendwann verloren ging. Mit ihr und dem Tod von Chris ging’s auch mit Savatage den Bach hinunter. Das Transsibiran Orchestra schenkt ihm Gott sei Dank nach wie vor die Existenz und Pain.... tja Pain ist sein Hobby, oder sollte ich sagen die Reinkarnation von Savatage. Von Pain sind zwar bereits einige Alben erschienen, aber 1) trägt alles irgendwie trotzdem den Stempel von Savatage, und sei es nur bedingt durch Jons unverkennbare Stimme, und 2) enthält eine Painshow nach wie vor mindestens zur Hälfte Savatage Songs. Und ergo... frage ich mich bei einer Painshow immer wieder, ob Jon damit nicht doch irgendwie Savatage darin sieht. Ich meine, Chris wäre ohnehin nimmer dabei, weder bei Pain oder bei den irgendwann eventuell reformierten Savatage. Weil von drüben ist noch keiner zurück gekommen. Und ob da oben jetzt Johnny Lee Middleton und Chris Caffery stehen oder Matt Laporte und Kevin Rothney oder weiß der Geier wer, ist doch egal. Es geht vielmehr um den Spirit der einstigen Metallegende. Und seien wir mal ehrlich,- der wird vor allem durch Jons Stimme, die Gott sei Dank seit einigen Jahren wieder die alte ist, und die Erinnerung an Chris erhalten.

Und Jon ist nach wie vor eine sehr dominante Erscheinung mit dieser Stimme, die so überaus 100%igen Wiedererkennungswert genießt. Man merkt sofort, dass er ein alter Hase im Geschäft ist. Jon geht das Libretto nach dem Motto - take it easy an, immer mit einem Smile im Augenwinkel und mitnichten mit toternster Killermiene an. Er widmet einen Song seinem persönlichen Hero – Freddy Mercury und Queen. Allerdings merkt man sofort, dass das Publikum hier mit jener Classic Rock Band nur wenig anzufangen weiß. Wahrscheinlich lässt der eingeschränkte Musikgeschmack und die Engstirnigkeit eine breitgefächerte Vorliebe für gute Musik nicht zu. Hey, das ist lediglich eine Vermutung, aber keinesfalls ein Vorwurf, nur ums zu betonen. Also nix für ungut, und jedem das seine.
Gewidmet ist allerdings jedes komplette Pain Konzert selbstredend Chris Oliva, der viele der Gassenhauer von Savatage mitgeschrieben hat. Das Medley aus dem Monumentalwerk ‚Streets’ stellt dann auch so was wie den Höhepunkt von Jons Stell Dich ein dar. Und man fühlt sich umgehend zurück versetzt in die Vergangenheit. Die Zeit ist vergessen, und sogar die schmerzenden Beine von bereits 4 Stunden Standvermögen. Und was den vorangegangenen Bands etwas gefehlt hat, - nämlich die berühmten Ecken und Kanten, das hat Jon Oliva in multipler Ausführung und etlichen Variationen anzubieten. 

Songs, die in den grauen Zellen verankert sind wie Beton, die unvermeidlich zum mitsingen und headbangen verleiten und bei den Alten unter uns umgehend Erinnerungen an längst vergangene Savatage Konzerte wecken. Allen voran ‚Gutter Ballet’, - was für ein Song!!!! – und er klingt um keinen Deut schlechter oder anders als jemals zuvor. Eine Zugabe gibt’s wie immer, und was sollte das anderes sein, als die ultimative Hymne von Savatage – ‚Hall Of The Mountain King’. Yep, Operation gelungen, Patient – k.o. Und das trifft sowohl aufs Publikum als auch auf Jon Oliva selbst zu. Im Grunde genommen gibt es bei diesem Auftritt heute nur zwei Schwachpunkte. Der eine bezieht sich auf die traurig-wenige Zuschauer-Anzahl, und der zweite bezieht sich auf den allgemeinen Gesundheitszustand von Mr. Oliva, mein Jahrgang übrigens... Ansonsten war’s ein durchaus gelungener Abend inklusive aller vier Bands und der Tatsache jetzt noch ein Stünderl Heimweg vor sich zu haben. Aber für die neuerliche Erfahrung die eigentlich nichts neues, aber dafür umso schöneres gebracht hat  - musikalisch gesehen, und ein kurzes Wiedersehen, hat sich der Trip mehr als gelohnt.
Bis zum nächsten Mal und das hoffentlich noch ganz oft und immer wieder.....

PS.: .... und jetzt noch die Preisfrage für jeden Die Hard Savatage Fan, der dieses wie aus der Pistole geschossen wissen müsste.... Welcher berühmte Musiker hat Jon und Chris Oliva die Inspiration zu ihrem Paradesong, und natürlich Album ‚Hall Of The Mountain King’ gegeben.? – Kleiner Hinweis.... es steht eigentlich schon im Titel drin.... !!!  Und die Prelude To Madness, das Intro des Albums ist die moderen Umsetzung jenes Meisterwerks von Edvard Grieg  - Herrschaftszeiten – schon wieder ein Skandinavier........
http://www.jonoliva.net

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