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Jazz,
Fusion, Philly-Funk und Soul sind die Ingredienzen des groovenden Sounds,
den Vic, wie ihn seine Freunde nennen, produziert. Er hat es zudem nicht
gern, wenn man ihn als puren Jazzmusiker bezeichnet. Denn seine Riffs
haben durchaus auch rockige Ecken und Kanten.Der 45jährige,
der inzwischen in Los Angeles lebt, hat ereits einige Soloscheiben veröffentlicht,
die ihm weitere Beachtung und Anerkennung brachten. Und neben diversen
Jobs bei anderen Künstlern, verschlägt es ihn auch alle Jahre wieder
nach Europa auf eine Clubtour mit eigener Band. Gerade ist er wieder mal
zugegen und zwar mit einer komplett neuen Truppe, der u.a. auch der 1 A
Schlagzeuger Lenny White angehört, der für sich selbst ebenfalls eine
Legende ist durch die Arbeit mit „Return To Forever“ und „Chick
Corea“. Ein weiteres
Highlight in Whites Karriere war auch die Mitarbeit an Miles Davies Album
‚Bitches Brew’, das jener in nur 3 Tagen 1969 direkt im Anschluß an
Woodstock aufnahm. Noch dabei in Vics neuer Band sind
Casey
Benjamin (sax) und Peter Horvath (key). Und mit diesem Line up beehrt er
uns eben jetzt wieder im vornehmen Nightclub unseres Vorzeigehotels Nr. 1
hier in München, - dem Bayr. Hof. –
Ich
für meinen Teil liebe diese Location, da die Vornehmheit durch eine gemütliche
Rustikalität etwas abgeschwächt wird. Klar,
das hier ist jetzt mal etwas ganz anderes als die herkömmliche Rockmusik,
die sonst Schwerpunkt auf dieser Website ist. Aber ich sage ja immer –
Musik ist Musik, und es gibt nur gute und schlechte. Und jeder Stil hat
seine Berechtigung. Ergo: wenn Weltklasse Musiker wie nun eben Victor
Bailey hier sind, dann ist es für mich fast schon
Pflichttermin, mir diese anzusehen. Mein Gott, was für ein Talent,
was für eine Weltklasse. Da können sich die meisten Bassisten eine
gewaltige Scheibe abschneiden. Er spielt im Sitzen, da er wegen seiner
Behinderung nicht lange stehen kann. Aber das tut der behänden
Beweglichkeit seiner feingliedrigen Finger keinen Abbruch. Die zupfen das
Instrument mit einer Intensität und Leidenschaft, wie man sie selten
findet. Man schließt am besten die Augen, um die Schwingungen der tiefen
Töne richtig auf sich wirken zu lassen. Seine drei Soloscheiben bieten
die komplette Bandbreite, vermischt mit Stücken von Weather Report,
Return To Forever und einer Lenny White Komposition. Victor spielt sich übrigens
mitnichten in den Vordergrund, sondern gibt seinen Mitstreitern immer
wieder den Vorzug deren Können darzubieten. Das Set besteht aus zwei
Teilen, die in etwa eine Stunde dauern. Eine Zugabe gibt’s auch noch,
die Victor alleine bestreitet. Und das elitäre feinerlesene Publikum, das
teils aus Kennern der Jazz-Fusion Szene besteht, aber auch aus
Bass-Fetischisten oder einfach nur aus Hotelgästen, zeigt sich sichtlich
angetan und bedankt sich mit viel Applaus. |