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.... und nein, Country Music hin oder her, - Keith Urban ist weder aus Nashville noch ist er überhaupt Amerikaner sondern vielmehr vom hintersten Zipfel dieses Planeten, nämlich aus Neuseeland. Geboren am 26. Okt. 1967 in Whangerei (kennt keine Sau) ist er dann aber großteils in Caboolture, einem Vorort von Brisbane in Australien aufgewachsen. Und dass es auf dem fünften Kontinent eine Country Szene gibt, das ist bekannt. 1990 folgte der erste Plattenvertrag, und zwei Jahre später zog der Sunnyboy tatsächlich ins Country Mekka Nashville, um näher am Puls des Genres zu sein. Aber erst im Jahr 2000 gelang es ihm mit einem selbstbetitelten Album die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich zu ziehen. Er erhielt mehrere Auszeichungen, sowie eine Grammy Nominierung für sein virtuosen Gitarrenspiel.

Aber zum tatsächlichen weltweiten Ruhm  kam er weniger durch seine Musik, als vielmehr durch seine Heirat mit dem Hollywoodstar Nicole Kidman, die bekanntlich ebenfalls ihre Wurzeln in Australien hat. Durch sie und die Regenbogenpresse aus der ganzen Welt, war er mit einem Schlag in aller Munde. Klar, das muss ausgeschlachtet werden, und flugs wurde innerhalb kürzester Zeit eine komplette Welttournee auf die Beine gestellt die sich die ‚Love, Pain & the whole crazy World Tour’ nennt, also genauso wie der Titel seines aktuellen Albums lautet.


Pic by Dorothee Falke


Warum diese allerdings ihren Startschuss ausgerechnet hier bei uns in München erhält, ist mir nicht bekannt. Fakt ist, dass das Venue, in dem Fall unsere alte Tonhalle, bis auf die allerletzte Lücke (sprich ca. 3.000 Karten) restlos ausverkauft ist, und das seit vielen Wochen. Sicher hätte man locker auch die nächst größere  Location voll machen können, aber sowohl das Zenith als auch die Olympiahalle waren bereits für anderweitige Veranstaltungen gebucht. Also bleibt’s diesmal bei dieser Örtlichkeit, die für Keith selbst vermutlich eher wie ein Miniclub wirken muss, verglichen mit den Stadien, in denen er inzwischen in den Staaten auftritt. Aber andererseits hat er beim letzten Besuch in dieser Stadt vor gut eineinhalb Jahren grad mal die Backstage Halle mit 700 Fans gefüllt.
 

Das kurze Support-Intermezzo wird übrigens von zwei Mitgliedern seiner eigenen Band bestritten, bis der kleine, große Sunnyboy selbst die Bühne erklimmt und unter tosendem Beifall beginnt, uns seine Mischung aus Country – Pop und Rock näher zu bringen. Ich bin mir zu diesem Zeitpunkt relativ sicher, dass den meisten Leuten hier Keith Urban anfangs lediglich durch eben seine Vermählung zu Kidman ein Begriff war, und sie sich demzufolge zumindest die neue CD zugelegt haben. Hinzu kommt seine doch nicht unbeachtliche Attraktivität, die so einige Mädels hier drinnen zum zujubeln, - oder sollte ich besser kreischen sagen, - veranlassen.


Aber um zurück zu kehren zur Musik... Das was Keith Urban und seine Band da oben darbieten hat, um ehrlich zu sein, mit Country Music nicht mehr sehr viel gemeinsam. Nur die, für Country typische oral-rollende Stimme und ab und an ein Riff auf der Slide- oder akustischen Gitarre geben dem Ganzen diesen Flair. Ansonsten wird das Set durch viele ruhigere balladeske Songs geprägt, unterbrochen mit etwas flotterem Rock’n’Roll dazwischen. Dadurch gibt es streckenweise einige Durchhänger, die aber Gott sei Dank nie von langer Dauer sind. Dass er ein sehr guter Gitarrist ist, zeigt Urban außerdem mit einigen hervorragenden, aber nicht zu ausgedehnten Soli. Kurz und gut, er zieht sämtliche Register inklusive einem Sprung ins Publikum, um zwei Mädels mit einigen Worten und Küsschen für den Rest des Abends happy zu machen. Kaum wieder on stage widmet er den nächsten Song seiner Frau und verliert sich in einem schmalzig-triefenden Lovesong. Diese Widmung wiederholt sich noch zwei Mal. Ach muss Liebe schön sein!!! Oh und nicht zu vergessen sei sein  demonstrativer  Griff zur Mineralwasser Flasche, der sich innerhalb der, fast – zwei Stunden oft wiederholt. Wie weitläufig bekannt, hatte sich Keith erst vor kurzem freiwillig in eine Alkoholentzugsklinik begeben um seine Sucht in den Griff zu bekommen. Und das will er hiermit wohl beweisen, das er quasi wieder fit wie ein Turnschuh ist.
Jawohl – eins zu Null für den kleinen Neuseeländer, der mit gerade mal 1.70 m Körpergröße von seiner Angetrauten um mehr als 15 cm überragt wird. Aber wo die Liebe hinfällt, da spielen auch solche Nebensächlichkeiten keine Rolle mehr.

Der Auftakt zur Worldtour 2007 ist jedenfalls gelungen, und ich bin mir sicher, auch die restlichen Dates werden ein Triumphzug werden. Resultat ist, - im Oktober beehrt uns Keith Urban bereits wieder, und das nächste Mal im wesentlich größeren Venue. Und somit gibt’s letztendlich nur noch eines zu sagen: lasset uns beten, dass seine Ehe von Dauer sein möge, denn somit ist auch der Erfolg gesichert. – Ganz nebenbei erwähnt, ein guter Musiker is’ er obendrein noch. Aber das ist in dem Fall nicht so relevant, - oder doch?!
http://www.keithurban.net


 Pic by Dorothee Falke