203


Kann sich einer unter Euch noch an ‚How Long’ erinnern, den großen Hit der Band ‚Ace’ aus den Siebziger Jahren? Vielleicht nicht aus dem Stehgreif, aber ich wette, wenn Ihr die Melodie hört, dann kommt bei den Meisten ein erstauntes ahhh oder ohhh und – das kenn’ ich doch! Paul Carrack war damals der Sänger dieser Band, wechselte später zu Frankie Miller, um dann für Jools Holland bei The Squeeze einzusteigen. Seinen guten Namen als Sänger erzielte der Engländer aber dann mit ‚Mike & The Mechanics’ dem Nebenprojekt von Genesis Gitarrist Mike Rutherford. "Silent Running (On Dangerous Ground)" und "The Living Years" avancierten zu weltweiten Hits. Nebenbei vergaß Carrack aber nie nebenbei seine Solokarriere weiter zu verfolgen. "Don't Shed A Tear" aus dem Jahr 1987 ist bislang sein größter Erfolg. Obwohl Paul nach wie vor in Fachkreisen zu den besten Vokalisten überhaupt gehört, blieb ihm bis heute die gebührende Annerkennung verwehrt. Und seit Rutherford wieder mit Genesis schwer beschäftigt ist, liegt Mike & The Mechanics ebenfalls auf Eis. Trotzdem stellt Paul Carrack von Zeit zu Zeit eine Solo-Clubtour auf die Füße, die ihn eigentlich so gut wie immer auch nach Germany führt. Denn gerade hier ist der inzwischen 56jährige ein Begriff und Garant für qualitativ hochwertige Gesangskunst.

Diesmal gibt er sich zusammen mit zwei Mitstreitern die Ehre, quasi als Trio und im Akustikgewand. Das Ampere im Muffatwerk ist sehr gut gefüllt inklusive dem einen oder anderen Münchner Szene-Insider allen voran Leslie Mandoki. Nicht weiter verwunderlich, war doch Carrack ebenfalls Mitglied von Mandokis Soulmates.
Das Konzert fängt pünktlich und ohne Support um 20.30 Uhr an, was mir sehr gelegen kommt, da nebenan in der Muffathalle im selben Gebäude heute noch Tanzwut aufspielen. Diese gehen aber dank Support erst eine Stunde später on stage. Und dank der örtlichen und eben zeitlichen Gegebenheiten ist es mir möglich an diesem Abend beide Acts mitzunehmen in Bild- und Hörgenuss.
Carrack verliert nicht viel Worte und steigt mit dem Song ‚Whenever’ ein. Gediegene Popmusik, so kann man wohl diese Musik am besten bezeichnen. Melodien für jedermann, mit etlichen Harmonien, unterstrichen durch Carracks unvergleichlich gute Stimme. Er verschwendet nicht viele Worte zwischen den Tracks und lässt lieber die Musik sprechen. Und natürlich kommen auch die großen Hits von The Mechanics zum Zuge wie „Another Cup of Coffee’, Livin’ Years’ und klar doch.... ‚How Long’ von Ace. Das ca. 200 Mann starke Publikum zeigt sich begeistert und verlangt nach mehr. Übrigens spielt Carrack in zwei Sets mit einer kleinen Pause. Wobei ich das Ende des zweiten Sets nicht mehr mit erlebe, denn Tanzwut ruft zum Auftakt. Aber wieder einmal hat mich Paul Carrack überzeugt oder besser gesagt, bestätigt, dass er nach wie vor große Klasse ist und eigentlich für ein so  kleines Ambiente viel zu schade. Er hätte wahrlich einige Größenklassen höher verdient dank seines Talents und Könnens.  Schade, wirklich schade....  
http://www.carrack-uk.com/
Okay, let’s shoot off zu Tanzwut...