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... und wieder fallen die Skandinavier bei uns ein, und das in zweifacher Auflage diesmal. (Anm. Gott sei Dank nicht wieder in fünffacher...) Die einen kommen aus Norwegen, die anderen aus Schweden. Und es wird wieder mal die dunkle Seite des Rock’n’Rolls zelebriert. Sehr dunkel sogar. Meine Herren, der schwarze Mann ist Sandmännchen für die Kleinen, verglichen mit unseren Doom-Gothic-Metal Helden hier.

Punkt Neun geht’s los mit ‚Mortiis’ – den Norwegern. Fakt ist, ich glaub’ die haben das Chanel Make Up neu erfunden. Dezenter blutroter Lidstrich mit schwarzer Kohle umrandet, glitzert im Geisha-blassen Kontafei des Sänger’s, - eben Mortiis selbst. Nur eine kleine Änderung gibt's am Outfit im Gegensatz zu früher. Die spitze, lange Zwerg-Nase und die Spock-Ohren gehören wohl der Vergangenheit an.  Der Rest der Gang hat sich’s einfacher gemacht und lediglich, - wie soll ich sagen,- Schlamm ins Gesicht geschmiert. Wie auch immer, für Aufmerksamkeit sorgt die Aufmachung allemal. -

Kurz zur Band History, die eigentlich nicht sonderlich spektakulär ist. Ein junger, gerade volljähriger Mortiis, der im wirklichen Leben auf den Namen
Havard Elefsen hört,  kauft sich sein erstes Keyboard und beginn mit Hilfe sämtlicher Heavy Metal Einflüsse der frühen Neunziger soundtechnisch herum zu experimentieren. Seine erste Band hieß ‚Emperor’, der er aber bald den Rücken zukehrte, um sein eigenes Ding durchzuziehen. Alsbald in der Insider-Szene Norwegens ein großer Name, verstrickt sich der Musiker in Endlos-Stücke, die ihm den Ruf eines Genies einbringen. Es gelingt ihm innerhalb kürzester Zeit ganze 10 Alben, samt Sideprojects,  zu veröffentlichen Zu dem Zeitpunkt ist er gerade mal 25 Jahre alt. Und damit schloss der Einzelgänger, - Kapitel Zwei ab und beschloss eine Band zu gründen. Mit dabei Levi Gavron an Gitarre/Bass, Asmund Sveinunggard ebenfalls an der Gitarre und Leo Troy am Schlagzeug.


Im Gepäck mit dabei die letzte Veröffentlichung ‚Some Kind Of Heroine’, welches ein reines Remixwerk ist, auf dem einige Songs in verschiedensten Variationen dargeboten werden. Braucht eigentlich kein Mensch und ist lediglich für  treu ergebene Hardcore Fans interessant.
Aber egal jetzt, wir sind hier und heute Abend, und ich lasse mich weder von irgendwelchen Stories noch von überflüssigen CD-Veröffentlichungen beeinflussen.

Denn schlicht und ergreifend, und was soll ich sagen...... Die Jungs up here - sind wirklich gut. Ja, Ihr habt richtig gehört! Das was uns die Norweger da bieten, ist knallharter, astreiner Heavy Metal, nicht zu düster, nicht so skandinavisch, aber dafür mit einer gehörigen Portion amerikanisiertem Hard Rock’n’Roll. Das Ganze wird ohne eine einzige Verschnaufpause dargeboten. Und das visuelle Death Metal Image entspricht nicht unbedingt der Musik.

Keine Sekunde ist langweilig. Im Gegenteil, die 45 Minuten, die man als Support nun mal nur zur Verfügung hat, sind viiieeeellll zu kurz. Und gehen noch schneller vorbei. Das ist Unterhaltung pur, und ich bin wieder einmal angenehm von einer Band überrascht, die ich bis jetzt nur mal grade vom Hören-Sagen kannte. Setlisten scheinen ein Fremdwort zu sein. Deshalb auch das Fehlen einer solcher hier. Aber eines steht fest, sollten die norwegischen Zombies in absehbarer Zeit wieder bei uns einfallen. – Ich bin mit Sicherheit wieder dabei.....   http://www.mortiis.com/

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Aber kaum hat man diesen ersten Wohlgenuss verdaut, kommt auch schon das nächste Ärgernis. Die Umbaupause dauert nämlich genauso lang, wie das Set der Vorband. Und das ist schlicht und ergreifend zu lang.

Die DeathStars habe ich bereits einmal live genossen und zwar im Vorprogramm von Cradle of Filth. Allerdings habe ich damals nicht viel mitbekommen, dank Pressearbeit mit dem Headliner, und somit wollte ich mir nun die Schweden noch mal solo anschauen, um mir ein Urteil zu bilden. – Und dieses fällt leider fatal aus. Sorry Boys, aber das ist nix hier.

Seit dem Jahr 2000 unterwegs, und mit zwei Alben im Rücken, bezeichnet die Band selbst ihren Stil als Death Glam und Russian Death Pop, was immer letzteres auch sein mag. Ich habe eher den Eindruck, Sänger Whiplasher ist der größte Fan von Andrew Eltrich von den Sisters Of Mercy, denn seine Stimme ist mehr als nur eine Kopie von jenem Aushängeschild des Gothic Rock. Nein, die DeathStars mimen eine Mischung aus Düster-Deprirock, den sie aber andererseits wieder up to date fetzig rüber bringen wollen. Gelingt aber leider nicht. Vor allem wirkt die Sänger-Bohnenstange da vorne so, als ob sie am Nachmittag etwas zuviel vom guten Geist in der Flasche erwischt,- oder weiß der Geier von sonst was geschluckt hat.....



Fest steht, der Gute kann sich kaum gerade auf den Beinen halten, verschlingt schier sein Mikrophon und geht während der Show immer öfter in die Knie, – und scheint sich schwer zu tun, wieder aufzustehen. Meine Herren, die Konstitution des Flagschiffs ist mehr als fragwürdig und vor allem offensichtlich schwer angeknackst. Der Rest der Crew vermag das auch nicht abzufangen. Vor allem deshalb nicht, weil die Choreographie anscheinend nur Figuren in Reih und Glied, und meistens stocksteif vorsieht. In dieser Show hier ist kaum Bewegung, und wenn dann ziemlich statisch. Bis auf vielleicht den Bassisten, der mit seinen Dreadlocks dank zwischenzeitlichem Headbangens zumindest für etwas Bewegung sorgt. Halleluja, - ‚ne Schlafpille ist ein Energizer, verglichen damit. –

Aber was noch viel mehr auffällt, als die Wagner Oper in spe’, ist die Tatsache, dass klar hörbar so ziemlich einiges vom Band kommt. Und das ist ja wirklich das verwerflichste, was sich eine Rockband leisten sollte. Zwar nicht Vollplayback, aber zumindest die zweite Stimme, das Keyboard, etliche Basslinien und weitere Effekte sind per Soundtechnik zugeschalten. Aber nicht mal das nützt was, um zumindest etwas mehr Leben in die Men in Black rein zu pusten. Ein Suicide-Versuch als kleine Showeinlage on stage da oben, würde mich nicht weiter verwundern, ehrlich gestanden. Die Begräbnis-Stimmung ist perfekt.

Die DeathStars sind im wahrsten Sinn – Trauerweiden, und man hätte gut daran getan, die beiden Bands zu vertauschen. Den zwischen einer Performance von Mortiis und eben DeathStars da liegen ganze Galaxien, nicht nur Welten. - Nun ja, Erfahrungen sind dazu da um gemacht zu werden. Was soll’s.-  This is also Rock’n’Roll, und man muss damit leben. – Aus, Schluss und Feierabend......

http://www.deathstars.net/