Herrschaftszeiten nochmal und immer wieder, wenn ich dieses Phänomen
erlebe, wie hier und heute Abend in unser guten alten Elserhalle. –
Welches Phänomen?! Nun gut, lasst es mich noch mal erklären, so wie ich
es damals bereits bei den Eagles Of Death Metal
erlebt habe. Da ist eine Bude bis zum allerletzten Mauseloch
restlos ausverkauft, und das Publikum, das zu 99,9 %
aus Die Hardcore Fans besteht, bewegt sich in einem
Altersdurchschnitt von etwa 16 – 25 Jahre. Und jene wiederum feiern da
eine Band ab, die gegründet wurde, als manche der Freaks hier noch mit
den Störchen geflogen sind und ergo die Band deshalb wesentlich älter
ist als ihre Anhänger. – Ich mein’, das ist ja eigentlich nix neues.
Ich steh’ heute auch noch auf die Beatles und die Stones, die sich vor
meiner Geburt aus der Taufe gehoben haben.
Aber.... erstens haben sich die
Zeiten geändert, und die junge Generation von heute frönt viel lieber
Pop- und Rockbands denen sie sich generationsmäßig verbunden fühlen,
und 2) sind das hier keine Kultgruppen, wie eben die musikalisch ewig
existierenden Stones, The Who oder eben die Beatles. Punkt 3 ist dann noch
die Frage: was macht diese Art von Bands, zu der eben auch Turbo Negro gehört,
so speziell? Sie zeichnen sich weder durch eine einzigartige Musikalität
oder Instrumentalität aus, noch machen sie etwas außergewöhnliches. Das
hier ist Hardrock mit Punk vermischt und auch noch relativ kommerziell.
Aber vielleicht ist es genau das, was den Hype ausmacht. Songs, die im Ohr
stecken bleiben, die man sich merkt, und die man mitsingen kann, bevorzugt
Otto – Normalverbraucher nun mal in der breiten Masse im Gegensatz zu
exzentrischer Frickel - Konzentration.
Außerdem sehen unsere
norwegischen Turbo Neger auch noch lustig aus, allen voran Sänger Hank,
der stolz seine elfenhafte Figur samt Bierbauch zur Schau trägt und im
Gesicht eine visagistische Meisterleistung trägt. Alles schon mal da
gewesen und doch ein absoluter Hingucker. 2005 wurde Hank von einer
Illustrierten sogar zum attraktivsten Norweger gekürt. Aber auch der Rest
der Gang ist nicht zu verachten mit Feuerwehrhelm und Seemannsmütze. Der
Startschuss erfolgt, und die Schlacht von Waterloo scheint ausgebrochen zu
sein. – Leider war ich diesmal zu spät dran für eine Foto
Akkreditierung. Das was Ihr hier seht, sind meine kläglichen Versuche mit
einer kleinen Kompaktkamera inmitten des Getümmels wenigstens ein paar
erkennbare Eindrücke zu ergattern. Deshalb bitte verzeiht diesmal
die mangelnde Qualität der Bilder. Wie sagt man so schön, besser das,
als gar nichts.
Wusstet Ihr eigentlich, dass
der Name Turbo Negro für einen reichen Schwarzen, der gut bestückt und
muskelbepackt einen Ferrari lenkt, steht? Ursprünglich wollten sich die
Norweger Nazipenis nennen. Aber man machte ihnen ziemlich schnell verständlich,
dass dieser Name wohl nicht so gut ankäme was die allgemeine Vermarktung
betrifft. Wie auch immer, Turbo Negro, die sich in ihrer Heimat übrigens
wirklich ‚Turbo Neger’ nennen, sind jetzt schon etliche Jahre
unterwegs und haben noch mehr Alben veröffentlicht. Aber erst in letzter
Zeit ist der Run um sie so überdimensional angestiegen, vor allem in den
USA.
Und um zum Ursprung meiner Analyse zurück zu kehren. Was ist denn
jetzt so besonderes an dieser Band, dass gerade die Youngsters so abartig
ausflippen. Ich für meinen Teil kann es nicht wirklich erkennen.
Straighter eingängiger Punkrock mit wenig Show und viel Make up. Das ist
absolut nichts Neues sondern war schon immer da.
Der offizielle Fanclub namens ‚Turbojugend’ zählt schon
10.000ende Mitglieder, und es werden ständig mehr. Ihr Erkennungszeichen
ist die dunkelblaue Jacke mit dem weißen Emblem auf dem Rücken und natürlich
die unvermeidliche Seemannsmütze.
Hunderte von ihnen sind heute Abend
hier um ihre Helden abzufeiern. Und das tun sie auch mit all der Urgewalt
derer sie fähig sind. Ein weiteres Verweilen inmitten dieser Irren ist
schier unmöglich, und ich verziehe mich brav in die hinteren Reihen, um
nicht letztendlich zu Hackfleisch verarbeitet zu werden. Es regnet
TurboNegro Zillions aus Papierkanonen, und es entbricht ein Kampf um das
heißbegehrte Spielgeld. Action pur nennt man das.-
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Wie auch immer, für meinen
Geschmack sind Turbo Negro denn eher eine Durchschnitts-Punkrockband, die,
wie schon erwähnt, nichts neues bieten, aber das simpel, straight, zum
mitgrölen animierend, um damit für einen, mir unerklärlichen Hype
sorgen. Und das Ganze auch noch mit Wiederholungseffekt in den
Klangstrukturen. Deshalb auch die zwischenzeitliche Monotonie, die sich ab
und an einschleicht.
Ja, es war ganz okay, aber aus den Pantoffeln haben mich Turbo Negro nicht
unbedingt geschleudert, im Gegensatz zu den 1.500 Maniacs hier. Deshalb
auch meine Neutralität diesbezüglich nach dem Motto: jedem das seine,
wem’s gefällt.....
PS: das neue
Studioalbum „Retox“ erscheint übrigens am 16. Juni
http://www.turbonegro.no/
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