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Der Italiener, der sich seinen Künstlernamen nach einem Zuckerstück gegeben hat, ist bereits eine alteingesessene Institution in Italien, aber auch hierzulande in Deutschland. Der 52jährige Adelmo Fornaciari, wie er im normalen Leben heißt, begann seine Karriere 1970. Es dauerte allerdings noch ganze 13 Jahre bis sein erstes Album ‚Un Po di Zucchero’ erschien. Aber erst 1991 gelang ihm der internationale Durchbruch mit ‚Senza una donna’  einem Duett zusammen mit Paul Young. Sein 2004er Album ZU & Co auf dem unter anderem Duette mit Miles Davis, Paul Young, Sheryl Crow, Dolores O'Riordan (The Cranberries), B. B. King, John Lee Hooker, Brian May und Sting enthalten sind, hat einen millionenfachen Absatz in der ganzen Welt gefunden. Und er trat im Rahmen der weltweiten Live 8-Benefizkonzerte am 2. Juli 2005 in Rom auf.
Zuccero setzte immer schon  auf kommerziellen Softrock, mit einem Hauch Blues und Gospel und nur leichtem italienischen Touch.
Und gerade befindet er sich wieder einmal auf Europa-Tournee, mit im Gepäck, seine letztjährig erschienene CD ‚Fly’. Am 4. Mai ist eine brandneue Single namens
"Un Kilo" erschienen. Diese hat bislang 1 Mill. Einheiten verkauft. Grund genug für Zucchero in Münchens größtem Venue der Olympiahalle aufzutreten.

Als Support fungiert das Newcomer Talent Joanna Zimmer, die im vergangenen Jahr ihrerseits die Karriereleiter mit dem Song I Believe (Give A Little Bit…)“  hinauf kletterte. „Bringing Down The Moon“, heißt das bislang zweite Album der, von Geburt an, blinden Sängerin. Es ist vor allem ihre Stimme die so bemerkenswert ist.
Leider ist zum Zeitpunkt als  Joanna die Bühne betritt, die Halle so leer wie überhaupt noch nie. Ehrlich gestanden, ich hab unser Wohnzimmer noch nie so karg bestückt gesehen. Aber gut, vielleicht ist einer der Gründe der sehr frühe Start des Intermezzos. Es ist gerade mal halb acht Uhr. Eieiei, das sind wirklich zwei Fotos wert, vor allem die Barriere, die anmutet, als ob Tokio Hotel vor 12.000 rasenden Kids auftreten würden.

Nun, wie auch immer, Joanna macht ihre Sache wirklich gut trotz allem. Von ‚I Believe’ bis ‚What You Give, Is What You Got’ singt sie sich durch ihre beiden Alben. Und der Supportslot für Zucchero ist die Gelegenheit sich einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
http://joanazimmer.universal-pop.de/


                                   

Meine Befürchtungen, es könne so leer bleiben beim Headliner, bewahrheiten sich Gott sei Dank nicht. Beim Startschuss von Zucchero ist die bestuhlte Bude relativ gut gefüllt. Allerdings sind die Fans nicht lange auf ihren Sitzen zu halten und stürmen nach vorne zur Bühne. Von der örtlichen Security wieder auf ihre Plätze dirigiert, dauert es aber genau eine Song – Länge, und die Leute sind nicht mehr zu halten. Dagegen sind auch unsere Ordner machtlos. Sehr zum Verdruss der Leute in den ersten Reihen, die für ein Ticket an die 80,-- hingelegt haben, und durch diese Umstände nunmehr gezwungen sind, sich das Konzert stehend anzuschauen und das auch noch mit etlichen Irren vor ihrer Nase tanzend. Ergo – es gibt mächtig Ärger, und einige Gäste verlassen verdrossen die Stätte des Geschehens mit der Rück-Forderung ihres Eintrittgeldes.

Zucchero hingegen merkt von alledem nichts da oben und performt die ersten drei Songs sitzend auf einem imaginären Thron. Sehr zum Ärger von uns Fotografen, denn zum ersten sind wir umzingelt von Fans, die schupsen und stoßen was das Zeugs hält. Und zweitens, just nach Track 3, wo wir unsere sieben Sachen packen müssen, erhebt sich der Meister um etwas abwechslungsreicher im Stehen seine weitere Darbietung meistern. Tja, - Schicksal! Der weitere Verlauf  des Konzertes setzt sich wieder mal aus einem Best of .... Potpuret zusammen. Von ‚Va Pensiero’ über ‚Occhi’ bis hin zu ‚Miserere’ und natürlich ‚Senza una donna’ ist alles geboten.

Zwischendurch setzt sich Zucchero auch ans Piano, und die Kronleuchter-Atmosphäre unterstreicht das gediegene Ambiente. Eins steht fest, auch wenn sich der Künstler deutlich vom italienischen schmalztriefendem Pop distanziert, so kann er trotzdem seine Herkunft nicht wirklich verleugnen. Und das hängt nicht mit der Landessprache zusammen, die sich mit dem Englischen abwechselt in den diversen Stücken.
Zucchero nennt sich zwar ‚der Italorocker’, bietet aber im Grunde genommen Hausmannskost für den biederen Bankkaufmann, Otto-Normalverbraucher und für die Sekretärin der Heilsarmee. – Mit seinem etwas schmuddeligen Pseudorocker Look vermag er auf jene Spießbürger durchaus Eindruck schinden. Ansonsten würde ich sagen – Durchschnittskost mit Mittelmäßigkeitsfaktor.
 
http://www.zucchero.it