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Gleich zu Beginn muss ich eines gestehen. Ich weiß nicht, was mir besser gefallen hat heute Abend, die Extraklasse eines Vinnie Moore an der Gitarre oder die göttlich-komischen Verrenkungen eines Pete Way. Hier trifft sich  virtuoses Können mit absolutem Show-Amusement. Der Rest ist History, im wahrsten Sinn des Wortes was das Fast-Original-Line up betrifft.

Um es vorweg zu nehmen, U.F.O. haben nie zur obersten Liga der klassischen 70er Jahre Rockbands gehört. Aber trotzdem sorgten zwei Songs dafür, dass sie unauslöschlich in die Annalen der Rockmusik-Geschichte eingegangen sind. „Doctor Doctor“ und „Only  You Can Rock Me“. Vielen Dank Herr Schenker. -
Einige unter uns sagen jetzt natürlich, ohne diesen Herrn, sind U.F.O. nicht mehr ‚die’ U.F.O. Aber andererseits fanden im Laufe der Jahre so viele Line up Wechsel statt, dass es heute eher belanglos erscheint, ob da jetzt ein launischer M.S. auf dem Ego-Trip in sich selbst rein fidelt, und der interne zwischenmenschliche Stress fast schon zum Greifen spürbar ist, oder jemand anderes die Saiten drischt ohne jenen Psychokrieg.  Sorry, all ihr Hardcore U.F.O. Fans. Aber mir persönlich ist eine coole Rock’n’Roll Party mit einer noch fröhlicheren  Band, die gut drauf ist, beim A...... ntonius  lieber, als ein verkorkster Ego-Trip. Alles schon da gewesen. (Anm.:  ist nicht persönlich gemeint, Michael. Du weißt, ich mag Dich gern) Aber wenn die Chemie nicht stimmt, dann sollte man es auch ein für allemal bleiben lassen, und nicht vielleicht irgendwann noch ein drittes Mal wg. der Kohle zum großen rührseligen De ja vu blasen. Ich glaub, ehrlich gesagt auch nicht, dass das jetzt noch mal passiert.  Andererseits befürchte ich, dass U.F.O. in seiner jetzigen Konstellation auch keinen Fuß mehr hoch kriegen werden. Da hilft auch kein ‚Doctor Doctor’ mehr zur imaginären Wiederauferstehung von den Classic Rock Fast-Scheintoten, im internationalen Business. -  Klingt hart, ist aber so und liegt wahrscheinlich vor allem an der heutigen Marktsituation. Und sie sind beileibe nicht die Einzigen.  In U.F.O.s Fall  nützt auch keine Rückkehr von Original Drummer Andy Parker, kein quirliges Rock’n’Roll Monster  a.k.a. Pete Way, ebenfalls von Anfang an dabei, Paul Raymond kam bereits nach dem allerersten Album in den frühen Siebzigern dazu, und last but not least - Phil Moog, der seit jeher die Stellung hält. 

Trotzdem, sie sind nach wie vor alive and kickin’, wie man so schön sagt. Und das, meine Herrschaften im wahrsten Sinn sämtlicher Suren des Korans. Ich hab zwar nicht den geringsten Schimmer, wie die Situation woanders ist, aber München hat seinem Ruf als schwieriges Pflaster wieder voll Genüge getan. Gerade mal 150  Nostalgiker haben sich im Metropolis versammelt, um in Erinnerungen zu schwelgen. Wobei ich diesen Umstand einmal mehr auf die bevorstehenden Mega Events schieben möchte, sprich Ozzy, The Who, Aerosmith, Bryan Adams und Meat Loaf, - alles innerhalb eines Monats mit Ticketpreisen von 75,-- Euro aufwärts. Das sind Sparbüchsen, die kein Budget mehr für kleinere Events übrig lassen. -

                                    

Fest steht, der Auftritt von U.F.O. heute Abend entpuppt sich als kleines Juwel hinsichtlich der extravaganten und brillanten Performance von Vinnie Moore, der Schenkers Platz mehr als würdig vertritt. Hiiiilllffeee, da bleibt sogar unseren Buam von Railway die Spucke weg, die da mit glänzenden Äuglein und noch größeren Lauschern vorne links gebannt das Geschehen verfolgen. Phil Moog, nach wie vor das Aushängeschild, aber dennoch sichtlich in den Hintergrund gedrängt, überlässt dem Rest der Crew die Führung. –

Andy Parker – back on the spot, was von den Fans wohlwollend aufgenommen wird und Paul Raymond, der ewige Mann im Hintergrund – very posh und very british. Und last but not least – there he is, das Rock’n’Roll Animal schlecht hin – Pete Way. Im absoluten ‚Out of trend – Look’ der 80er Jahre, mit lasziven Blick, welcher nur ab und zu unter dem obligatorischen Haar-Vorhang zu erahnen ist.  Pete wirkt da oben, als ob er sämtliche Pestizide und Tranquilizer dieser Welt gleichzeitig eingeschoben hätte und verbiegt seine grazile Figürlichkeit zu solch abartig krotesker Pantomime, dass Rudolf Chametowitsch  Nurejev, würde er noch leben, sicherlich Nachhilfe bei ihm genommen hätte. Den Bass spielt er im Alleingang ganz vorne an der Front, ohne sich mit dem Schlagzeug abzustimmen. Auch egal, - der gute Mann sorgt auf alle Fälle für eine gehörige Portion Abwechslung und Belustigung. Und er genehmigt sich sogar ein mind. 5minütiges Nickerchen da oben in der hoziontalen  am Boden.

Meine Herren, ich habe minutenlang sogar den Eindruck, er bringt seine morschen Knochen nimmer hoch vom Parkett. Aber die Angst in unbegründet, Pete schiebt sich neue Energie in den Hosenboden, der übrigens  so tief sitzt, dass er ein paar tiefblickende Eindrücke offen legt J) schwingt sich wieder hoch, und off we go again.... (Anm. sorry, aber als Frau hat man halt ein drittes Auge für so was. Und meine Kontaktlinse sind nach wie vor hervorragend)
 
Wie auch immer, U.F.O. gehören übrigens ebenfalls zu der Sorte von Bands, die noch so viele Alben aufnehmen können, aber bei einem Konzert wollen die Leute trotzdem immer und immer wieder vor allem eines hören..... – brauch’ ich jetzt nicht noch mal aufzählen, oder? – Schaut Euch die Setliste an, dann wisst Ihr Bescheid. Das ‚Monkey Puzzle’ von 2006 kommt zwar nicht zu kurz, aber ‚Lights Out in London’ und nat. ‚Doctor Doctor’ sind nicht tot zu kriegen. Sei’s drum. Und wie schon erwähnt, Vinnie Moore sorgt für die musikalische Qualität, Pete Way für den Fun Aspekt , und der Rest gehört einfach dazu so wie das Dach auf die Kirche. Und Rentner simma noch lange keine, gelle Phil.-
Was soll ich sagen, das ist Rock’n’Roll wie er leibt und lebt und eigentlich, - tja eigentlich nix anderes.....

PS: und um die Bedenken meiner selbst und  einiger Besucher noch zu zerstreuen.  Nein, Pete hat mich dann aftershow auch sofort wieder in heller Wiedersehens - Rührseligkeits Sentimentalität ans Herz gedrückt, und jawohl, ich kanns bestätigen, er hat seine  neunundneunzig Sinne klar wie Nessis Fernsehbrille noch voll beieinander. Prost und wohl bekomm’s. http://www.ufo-music.info

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