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... und kein bißchen leiser und älter und überhaupt und sowieso..... Der liebe Gott hat seinen Jungbrunnen wieder mal üppig sprudeln lassen, vor allem über Mr. Steven Tyler, der mit 59 Jahren sein Großvater-Dasein nach wie vor in vollen Zügen zu genießen scheint. Na ja, abgesehen mal von genetischer Vererbung, einer gehörigen Portion physischer Kondition, kein Gramm Fett und ein gutes Lifting, mit dem man den vorhin erwähnten Jungbrunnen umschreiben könnte. Und der Kult hat ebenfalls überlebt, u.a. auch ein Album namens ‚Honkin On Bobo’, wo man mit einer Hommage an die musikalischen Blueswurzeln erinnern wollte. – Kam aber nicht so gut an bei den Fans – leider! Schade, denn genau diese Juwelen sind der Ursprung allen Rock’n’Rolls. Ob das Ganze nun wirklich als eine Widmung anzusehen ist seitens der Band, oder vielmehr als Lückenfüller, genauso wie drei Best of.. Alben , eine Live-Scheibe und eine DVD, sei dahin gestellt. Fakt ist, Aerosmith verbuchten ihren letzten großen internationalen Hit im Jahr 2001 mit dem Song ‚Jaded’. Und ehrlich gestanden, seitdem hat sich eigentlich nicht viel getan in Sachen Erfolgs-Steigerung. – Aber das ist im Prinzip egal. Aerosmith leben nach wie vor vor allem durch eben jenen Kultstatus, der ihnen seit etlichen Jahren anhaftet und auch nicht mehr abzusprechen ist. Übrigens in Europa ist dieser noch um etliches höher als in ihrem Homecountry Amerika. (Anm.: kurioserweise ist es bei The Who, die gestern spielten, genau umgekehrt.) Wenn ich mich recht entsinne, ist es jetzt
ca. acht Jahre her, als Aerosmith das letzte Mal live hier auftraten und
zwar im Rahmen eines Clubgigs in unserem Babylon vor ‚nur’ 1.000 Fans.
Deshalb ist jetzt der Ansturm auf die momentane Tour von Tyler, Perry
& Co. umso größer, und sämtliche Auftritte in Arenen und Stadien
sind so gut wie ausverkauft.
And
there he is….. mit Schirm, Charme und Melone, ganz im Sinne von
Glam und Glimmer und Superstar Status. Herrgottszeiten und drei Mal
Halleluja, dieser Kerl besitzt eine Ausstrahlung, dass man fast daran
erblindet. Breitmaulfrosch trägt Haute Couture des jüngsten
Fashion Designs ala’ Aerosmith. Da darf die Sonnenbrille, der Hut, die
Boa und die Spandexpants nicht fehlen. Und der Wirbelsturm schwillt zur
Orkanstärke. ‚Love in An Elevator’ gibt den Einstieg vor in eine
2-Stunden Show die so perfekt ist, dass es fast schon unwirklich wirkt. Und 12.000 Fans jubeln einen Rock’n’Roll Psalm auf die Toxic Twins - Tyler und Perry. Es wird ja gemunkelt, dass es um das interne Verhältnis zwischen den Ultra-Egos nicht zum Besten stünde. Allerdings wird hier eine Professionalität an den Tag, bzw. Abend gelegt, dass davon nichts, aber auch rein gar nichts zu merken ist. Großvater Steven gibt den allgemeinen Tenor vor, und alle hüpfen nach seiner Pfeife. Das zweite Ego-Monster ist natürlich Joe Perry, der seinem Kollegen in nicht viel nachsteht. Die Beiden bestimmen das Geschehen, die Show und die Stimmung. Spätestens wenn sich Joe Perry das Hemd
vom Leib reißt und seinen gestählten Body zeigt, wird auch das stärkste
Frauenherz schwach. (Anm. er kann sich’s dank seiner Muskeln wenigstens
erlauben. Stevens Spargeltarzan Statur sieht angezogen denn doch etwas
besser aus) Für mich persönlich hat der gute Mann
noch 100x mehr Sexappeal, als Aerosmiths Front-Paradies-Papagallo, der
dank Frischzellenkur und Facelifting zwar einerseits jugendlich fit wirkt,
was aber die eigentliche Hässlichkeit nicht verbergen lässt. Nun, eines
kann man Steven Tyler nicht abstreiten. Er kann noch immer sehr gut
singen, versteht es sich ins richtige Licht zu setzen und die Meute anzuführen.
Und seien wir mal ehrlich, ohne Tyler und Perry, wirkt der Rest von
Aerosmith eher wie ein verkappter Rentnerverband. Kein Wunder, handelt es
sich doch bei diesem Line up um das Original von 1970, das sich nach
vielen Hochs und Tiefs im Laufe der Karriere mit einigen Line up Changes
wieder zusammen gerauft hatte in den Neunzigern. Nun in seiner Gesamtheit
kann man der amerikanischen Kultband
ihren, nach wie vor hohen Unterhaltungswert bestimmt nicht abstreiten.
Alles steht und fällt mit dem Flagschiff Steven Tyler, gefolgt von Joe
Perry und all den alten Gassenhauern, die nach wie vor up to date klingen.
(siehe Setlist) Mir persönlich gefällt besonders die Bluesrock Einlage
mit ‚Baby Please Don’t Go’, im Original von Big Joe Williams, und
einigen anderen. Das groovt, dass sich die Balken biegen. Eine lange Zugabe mit mehreren Sequenzen
markiert den Abschluss zu einer gigantischen Rock’n’Roll Party nach
amerikanischem Stil. Perfekt performt, schnörkellos und straight mit viel
Glanz und Glorie. Genauso wie man sich eben einen Gig von Aerosmith
vorstellt. |