.. und München ruft zum
Punk-Gewitter auf, und das gleich in fünffacher Auflage. Heidarassa, da
wackeln die Implantate im Gebälk.. äh im Gebiss und rufen zur
Rebellion der Kiefermuskeln auf. Und das alles, weil der Horrorpunk, wie
ihn die Misfits ihr eigen nennen, 30jähriges Jubiläum feiert. Nicht
gesellschaftsfähig ist die Devise, die schon Marilyn Monroe und Clarke
Gable im gleichnamigen Film zelebrierten. Und übersetzt heißt dieser
Film eben ‚Misfits’ - nachdem sich 1977 ein gewisser Glenn Danzig
samt seiner Truppe benannte. Neben Danzig gab’s da noch Gerald Caiafa
alias Jerry Only, der sich zudem als Fashion Designer betätigte und
diesen ganz speziellen Look kreierte, welcher der Totenkopffratze des
"Crimson Ghost", einer Figur aus einer alten amerikanischen
Fernsehserie, nachempfunden ist. Fortan war dies das Markenzeichen von
‚The Misfits’. 1983 schmiss Mr. Danzig das Handtuch und gründete
erst Samhein, und später
dann ‘Danzig’. Jahrelang hielt der Rechtsstreit um die Namensrechte
für Misfits an. Mitte der 1990er formierte Jerry Only, der zuvor
relativ erfolglos mit Projekten wie "Kryst the Conqueror",
einer christlichen Rockband, gespielt hatte, die Misfits neu.
Seitdem existiert die Band in wechselnden Besetzungen. Die Single ‚Psycho
In The Wax Museum’ ist das bis dato letzte, was 2006 erschien. Ergo:
ohne neues Produkt aber mit einem, drei Dekaden umspannendes, Jubiläum
ist das einzige Originalmitglied der legendären Misfits nunmehr zu Gast
in Germany, um zu beweisen, dass der Punk immer noch explodiert und
still very much alive ist. Begleitet wird Jerry Only von Dez Cadena an
der Gitarre (seit 2002 dabei) und Roberto „ROBO“ Valverde, der
1982-83 schon einmal die Felle geklopft,, und zum zweiten Mal vor 2
Jahren Marky Ramone abgelöst
hat.
Ca. 900 Freunde des gepflegten Punks
harren im Backstage Werk der Dinge die da kommen würden. Den Prolog
bestreiten gleich drei Vertreter des Genres, wobei ich, - Ihr ahnt es
schon, - die erste Band namens ‚The
Idori’
zeitbedingt wieder glorreich versäumt. Aber ich habe mir
von verschiedenen Seiten sagen lassen, dass die Ungarn anscheinend einen
gar nicht so üblen Eindruck hinterlassen haben. Nummer Zwei stammt aus
Irland und heißt ‚Blood Or
Whiskey’.
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Seit 1993 unterwegs, versuchen
sie Folklore Rhythmen mit der Härte des Punk zu verquicken, und es klingt
tatsächlich äußerst interessant und ansprechend. Für meinen Teil fehlt
noch ein wenig der allerletzte Pfiff, wie man so schön sagt, aber die
Iren liegen definitiv über dem Durchschnitt.

Aus unserem Nachbarland den Niederlanden kommen die Heideroosjes und
bestehen aus: Frank Kleuskens
: Git/vox
*
Marco
Roelofs
c:
vox/Git * Fred
Houben: Bass *
Igor
Hobus: Drums. Gegründet 1989 kann die Band auf sieben
Alben und einen holländischen Grammy Award zurück blicken. Und vor allem
spielen sie nach wie vor im selben Line up. Welche andere Band kann das
heute schon noch von sich behaupten. Gerade ist übrigens CHAPTER
EIGHT, THE GOLDEN STATE erschienen, das zur Gänze in L.A. eingespielt
wurde.
Freunde,
ich kann nur sagen, dieser Verein hat Klasse, große Klasse sogar. Im
Gegensatz zum Vorgänger geht’s hier hart auf hart. Aber der Umstand,
der mich hier am allermeisten beeindruckt, ist die Tatsache, dass ich
selten einen Sänger mit einer so enormen physischen Kondition erlebt
habe, und das, wohlgemerkt – bei dieser Gangart. Ein Stürmer der
Bundesliga macht sich wie eine Weinbeerschnecke dagegen – ohne Schmarrn.
Fakt ist auch, dass der gute Man auf sein eigenes Land nicht sehr gut zu
sprechen ist, was er in einigen politisch-angehauchten Kommentaren vom
Stapel lässt. Dafür lobt er unser Bier und ergießt sich
philosophisch-geistreichen Ergüssen. Nicht zuletzt wird Johnny Cash (Gott
hab ihn selig) gehuldigt) mit der 150sten Coverversion von ‚Ring Of Fire’
(Anm. warum eigentlich immer dieser Song? 1) gibt’s noch ca. 200 weitere
Hits von Cash, und 2) stammt Ring Of Fire gar nicht mal aus seiner Feder,
sondern vielmehr aus der, seiner
Angetrauten June Carter Cash) Na auch egal, - zumindest hat das Stück
einen 100% Wiedererkennungswert, auch bei Nicht- Countrymusic-Fans.
Wenngleich Sänger Marco dabei nicht immer ganz den Ton trifft, - die
Meute steht trotzdem Kopf. – Well done, well done......
http://www.heideroosjes.com/

So,
bevor die Misfits die Bühne erklimmen, klettert erst noch Charly auf die
Bretter, natürlich wie immer mit seinem üblichen Bierflascherl in der
Hand. Denn ohne – is’ nicht! Und solange ich Charly und seine UK Subs
kenne und auch live erlebt habe, so habe ich ihn doch noch nie ohne eben
die Buddl erlebt. David
Perez alias Charlie Harper, ein waschechter Londoner, zählt inzwischen 63
Jahre. Und so mancher Leser hier wird denken, ich mach’ einen Witz.
Mach’ ich aber nicht! Seit 1976 mit den UK Subs unterwegs und zur
Kultband aufgestiegen, ist Charlie nach wie vor fitter als jeder
verknitterte Turnschuh und knüppelt alle Jung-Punker in Grund und Boden.
Er
ist der lebende Beweis, das Punk keine Frage des Alters ist. Mit der
richtigen Einstellung und natürlich jener Kondition, ist so ziemlich
alles möglich. Wie in früheren Reviews auf dieser Website schon
beschrieben, lässt Charlie auch heute wieder mal den Ätna Rauch und
Asche spuken, und in Null komma Nix hat er die Kiddies im Griff.
Wie
auch bei den Misfits ist er das einzige Ur-Fossil seiner Formation. Aber
es ist der Spirit der UK Subs, der nach wie vor die Gemüter erhitzt und
in Rage und Euphorie versetzt. Little Charlie zieht wieder mal alle
Register und verwandelt den Urschrei in den Koloraturgesang einer
Nachtigall. Oh mei, ist das scheeeeennnn!!!! 63 Jahre und kein bisschen müde.
Das beweist schon der Fast-Weltrekord im Touren. Denn mindestens einmal im
Jahr sind die UK Subs immer zu Gast in der bayrischen Landeshauptstadt. (Anm.vielleicht
schmeckt Charlie ja unser Bier besonders gut
:-)))
Wie auch immer, - fest steht, die Misfits haben nach
Charlies gewaltiger Kostprobe keine
einfache Aufgabe, jene noch zu toppen.
http://www.uksubs.co.uk/

..... Und das tun sie auch nicht, zumindest nicht bei
kritischen Beobachtern wie mir. Ebenso erweist sich die allgemeine
Stimmung im Publikum als nicht mehr ganz so energiegeladen wie bei
den UK Subs. Jerry Only hat sich kaum verändert, wie denn auch? Die Maske
und das Image haben sich über all die Jahre nie auch nur einen Millimeter
verändert. Und was drunter ist, - nun ja, sagen wir mal so, - das spielt
eigentlich keine Rolle.
Mit noch mehr Licht und einigen Dezibel mehr, legt das Trio zu einem 39
Songs umfassenden Punk Marathon los , dessen Dauer allerdings nur sage und
schreibe 90 Minuten umfasst . (Anm. trotzdem,- Die Ramones werden damit
noch lange nicht getoppt Ätsch!)
Aber Spaß beiseite, bei der Performance der Ami-Punks
stellt sich eine gewisse Monotonie ein. Der berühmte rote Faden, der sich
durch die 39 Suren zieht, weist keinerlei Knoten auf, zumindest was
Dreiviertel der Show betrifft. Das Manifesto hat sich auf einem bestimmten
Level festgefahren. Erst gegen Ende hin lassen zwei bis drei abtrünnige
Riffs aufhorchen und eine geringfügige Veränderung der Stilistik wahr
nehmen..
However, im Laufe der weiteren Show sind die Die Hard Fans denn doch
wieder aufgewacht in den vordersten Reihen und demonstrieren Punk Gemetzel
pur – Verletzungsgarantie inbegriffen. Und somit sind wenigstens jene
mit dem Auftritt der Misfits bestens bedient. Der Horrorpunk wird in
wahrsten Sinn des Wortes seinem Ruf gerecht und verteidigt weiterhin
erfolgreich sein Image.
http://www.misfits.com/
Fazit ist: Für mich und für viele andere auch, sind die eigentlichen
Gewinner des Abends einmal mehr die UK Subs, gefolgt von den Kasköppen
mit dem unaussprechlichen Namen Heideroosjes, was lt. Sänger übrigens übersetzt
nichts anderes bedeutet als: „fuck it and get a Dictonary“.
Nun, vielleicht, waren die Erwartungen bezüglich der Misfits einfach zu
hoch angesetzt . – Bei Amigo Charlie und Co. hingegen hamma die erst gar
nicht. Prost und wohl bekomm’s.
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