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Okay, ich gestehe gleich vorneweg, dass dieses Mal sämtliche drei Supportbands ohne mich spielen mussten. Deshalb kann ich hierzu nur kurz erwähnen, um wen es sich bei jenen Anheizern unseres Ungarn-Exports gehandelt hat. ‚Tenside’ eröffneten die Prozession, Rapture beteten das Vater Unser und Izet setzten das Amen auf das i drauf. Im wahrsten Sinn des Worten übrigens. Denn von jener drittgenannten Partie habe ich gerade noch eben das Grand Finale mitbekommen, dass sich buchstäblich über die Bühne rollt. Mein lieber Herr Gesangsverein!!!! Hier kennt die grazile Figürlichkeit keine Grenzen und unterstreicht das zartbesaitete Ambiente mit der ganzen Leichtigkeit des Seins. Zugegeben, der visuelle Aspekt hinterlässt hier bedeutend mehr Eindruck  als der musikalische, zumindest was in der kurzen Zeit möglich ist.


Hoch lebe Ungarn, die Puszta und der Plattensee, und im Moment eben auch Ektomorf, die aufstrebende, junge Thrashmetal Hoffnung, die dem Paprika noch mehr Schärfe und Biss verleihen, den dieser aus jenem Lande ohnehin schon besitzt.
Nun eigentlich machen Zoli und Csaba schon ein Leben lang gemeinsame Sache, sind sie doch in enger Brüderlichkeit beim Stamm der Roma aufgewachsen und haben somit sämtliche Defizite und Diskriminierung des Zigeunerlebens am eigenen Leib erfahren. Ihre Tanzkapelle gründeten sie vor 14 Jahren, nicht nur zu Entertainment - Zwecken, sondern auch, um darin ihre Art von Rebellion gegen das System zu verarbeiten. Die Stücke: ‘Gypsy’, ‘I know them’,’Outcast’ oder ‘Set me free’ drücken diesen Frust ziemlich deutlich aus. Seit 1996 sind 6 Studioalben und ein Livealbum erschienen. Und spätestens mit der Cd „I scream up to the sky“ 2002, bekamen sie europaweit auch die nötige Resonanz und der Durchbruch erfolgte.


...ebenfalls anwesend.....

Während des vergangenen halben Jahres spielten Ektomorf so ziemlich auf jedem Festival, wo es sich nur auftreten ließ und puschten damit ihren Bekanntheitsgrad noch um einige Grade höher auf der Beliebtheitsskala. Der Clubgig heute Abend im Metropolis zieht immerhin noch ganze 400 Fans, was, verglichen mit der Zuhörerschaft bei Heavy Metal Konzerten dieser Art, noch relativ viel ist.
Die Devise ist „Jump“, und die wird auch nonstop brav befolgt. Zoli wiederholt sich fast nach jedem weiteren Song, - immer und immer wieder: „jump, jump, jump“. Und die Kiddies lieben den kleinen, für’s Genre ausnehmend hübschen, Wicht dafür. „Jump, jump und noch mal jump“ – in broken english mit sexy hungarian accent. Und dabei blinzelt er, dass selbst Bill von Tokio Hotel seine falschen Wimpern jonglieren würde vor lauter Neid. Nun, falsch ist an Zoli ganz bestimmt nichts, es fehlen lediglich ein paar Zentimeter physischer Konstruktion zur visuellen Vollkommenheit. Fashion König Karl Lagerfeld würde ihn wahrscheinlich vom Fleck weg engagieren. Nicht so gut für uns, denn dann wären Ektomorf ziemlich schnell Vergangenheit. Also lassen wir unseren Zigeunerjungen lieber im heimischen Thrashmetal Band Schoß brillieren, damit er uns auch weiterhin mit zart-filigranen Melodien samt sozialkritischen Unterton erfreue. – Tut er auch mit aller Vehemenz und Kraft seines Amtes. Und der Rest der Gang steht ihm in nichts nach. Da fliegen die Rasta-Dreadlocks und hüpfen die, drei Nummern zu großen Bermudashorts. Und der Vibe springt von der Bühne ins Publikum und wieder retour,  so dass der Aerobic Jump eine neue Dimension bekommt. „Jump, jump jump“, tönt es immer wieder von oben. Extra Aufputsch Anabolika erübrigen sich. Und hoffentlich hat jeder Einzelne all dieser Ektomorf Apostel eine gute Lebensversicherung abgeschlossen. Denn ganz ungefährlich wirkt der ungarische Schwanentanz hier mitnichten.


... auf die Setliste klicken & lesen was der Name Ektomorf bedeutet

Ektomorf haben sich frei geschwommen aus dem Dickicht all der unzähligen Metalbands dieser Kategorie, das steht fest. Sie besitzen Charisma und einen leicht exotisch angehauchten, individuellen Stil. Der Rest ist dem persönlichen Geschmack überlassen.
Auf mich wirken die Ungarn wie die Next Generation von Bands wie Slayer oder auch Sepultura und Soulfly. Jene Generation, die versucht, dem Thrashmetal ein neues, frisches Gesicht zu geben mit etwas, was eigentlich seit einem Vierteljahrhundert vorhanden ist. Ich hege lediglich leise Bedenken, ob einer Band wie Ektomorf eine so lange Karriere wie, eben zum Beispiel der von Slayer beschieden ist.  Ich bezweifle es, und das hat mitnichten mit ihrem Können oder dem momentanen Popularitätslevel zu tun. Deshalb mein Tipp an die Boys: genießt den Augenblick, und holt raus was geht.
Und jetzt wär’ ein leckeres ‚unjaisches Jujasch gut!!!!! Was???? Na ja, so klingt’s, wenn die Ungarn ihr berühmtes „ungarisches Gulasch“  auf deutsch loben.
 Ach ja, und das natürlich mit viel Schärfe und Härte ala’ Ektomorf serviert.

http://www.ektomorf.com/

& weil er grad so fotogen ist....hier noch eines...:-)))