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juhuhu, ich hab’s geschafft und mich selbst übertroffen. Ich bin tatsächlich pünktlich zur Stelle diesmal, um sämtliche Kapitel dieser Heavy Metal Oper in 3 Akten zur Gänze mitzuerleben. Zugegeben, das ist nicht ganz freiwillig geschehen, aber Metal Hammer sei Dank in fotografischer Hinsicht, hab’ ich es tatsächlich geschafft um halb Acht Gewehr bei Fuß zu stehen. Na siehste, es geht ja doch.... Der Grund ist einfach und simpel jener, dass in diesem Fall hier in München und heute Abend, auch die Supportacts keineswegs zu vernachlässigen sind. Das stelle sogar ich nach spätestens 5 Minuten „The Sorrow –live“ fest. Ach ja, eine weitere angenehme Überraschung finde ich vor, als ich mich nach vorne kämpfe zwecks Bildberichterstattung. Hat man doch glatt einmal eine Barriere samt Fotograben geschaffen, was in dieser Halle mehr als Seltenheitswert besitzt. Gut so, denn spätestens beim Headliner offenbart sich, dass die Errichtung jenes dringend von Nöten war. Trotz Oktoberfest scheint die Bude einmal mehr so gut wie ausverkauft zu sein, genauso wie zwei Tage vorher bei Paradise Lost. Wobei das bei der Backstage Halle in etwa 700 Gäste bedeutet, um mich zu wiederholen. Anyway, ich beginne mit dem Slogan – hoch lebe der Patriotismus, stammen doch ‚The Sorrow’ tatsächlich aus meiner ursprünglichen Heimat Österreich, und sind waschechte Gsi-berg....... tschuldigung, - Vorarlberger wollt’ ich natürlich sagen. Sorry, aber wir Tiroler sind echt unmöglich.....is’ nicht so gemeint J))))) Kurz und gut, die Burschen haben im Juli ihr Debüt
„Blessings From A Blackened Sky" vorgelegt, sind beim
Wacken Open Air aufgetreten und versuchen jetzt, durch diesen
Supportslot ihren Namen noch bekannter zu machen in der allgemeinem
Metalszene. Zumindest aus good old Austria simma schon mal neben Bands
wie Belphegor und Pungent Stench raus gekommen, und das ist eine Menge
wert – ich gratuliere. The
Sorrow sind: Andi (Git) - Tobi (ass) - Dominik (Drums) – und Mätze (Voc.
& Git.)
Letzterer erinnert mich übrigens stark an den jungen Trent Reznor was
den visuellen Aspekt betrifft und Ausstrahlung hat er auch, jedenfalls
genug, um die Aufmerksamkeit sämtlicher
anwesenden Fans standepede zu knebeln. Und jawohl, der Funke zündet,
was bei Frühstartern nicht unbedingt an der Tagesordnung ist.
Musikalisch erinnert mich dieser Vierer stark an Killswith Engage. Es
ist also eigentlich nichts wirklich Neues, was die Kameraden da bieten,
aber es ist eben, wie schon gesagt, ausdrucksstark. Der jugendliche
Enthusiasmus und das Engagement unterstreicht diesen Umstand, und
letztendlich fragt sich nur, werden ‚The Sorrow’ wohl überleben in
jenem, eher im Abstieg begriffenen, Zweig musikalischer Unterhaltung?! Zweiter am Spot sind ‚God Forbid’ aus New Jersey. Und höre und staune, nächstes Jahr feiern sie bereits ihr 10jähriges Bestandsjahr. Was die Band zu etwas besonderem macht, ist die Tatsache, dass es sich bei sämtlichen Bandmitgliedern um Afroamerikaner handelt, die gewollt oder ungewollt in ihre Musik ethnische Grundelemente miteinbeziehen. Sie werden zwar ebenfalls in die sogenannte Metalcore Ecke gestampft. Ich selbst würde das Ganze aber eher als melodischen Thrashmetal bezeichnen. Denn hier spielt tatsächlich sehr viel Melodie mit eine Rolle. Das Fazit ihrer bisherigen neun Jahre sind vier Alben, eine EP und eine Single. Und wie bei vielen Acts dieses Genres handeln ihre Songs von Wut, Zerstörung und Weltuntergang. Gerade das bislang letzte Teil namens "IV: Constitution Of Treason" von 2006 drückt dies in einer Art Konzept nachhaltig aus. Live sind die Brüder namens Byron Davis (Gesang), Doc und Dallas Coyle (git) John Outcalt (Bass) und Corey Pierce (Drums) allein schon ein ungewöhnlicher Blickfang. Auch hier erinnert mich der Frontmann stark an jemand anderen, wenngleich unser Schokoei hier eine etwas üppigere Silhouette besitzt. Das tut allerdings seinem Stimmorgan keinen Abbruch, und Enrico Caruso würde im Himmel wahrscheinlich seinen Tenor gegen einen Bariton eintauschen, könnte er jetzt den filigranen Arien amerikanischer Hardcore Philosophie mitlauschen. Dafür hamma zum Ausgleich die Gitarre rechts außen, vom Publikum aus gesehen. Die ist der Beweis, dass es auch im Thrashmetal durchaus Attraktivität gibt, - neben den musikalischen Talenten, versteht sich. Oh la la, da hat wenigstens Frau was zu schauen. Auch wenn jene Spezies bei dieser Art von Konzerten nicht gerade üppig gesäht ist. Klaro, is’ ja auch kein sülziger Melodicrock mit seinen, meist blonden engelsgelockten Adonisen, die den schmachtenden Bräuten im Publikum verwegene Blicke zuwerfen, um die Hoffnung auf ein eventuelles Hinterher zu steigern. Aber keine Angst, letztere Spezies ist ohnehin im Aussterben begriffen. Also halten wir uns lieber an schwarzgelockte, glutäugige Metalcore Attraktivität, die zwar rar gesäht ist, aber - sie existiert. ‚God Forbid’s Gitarrist ist der beste Beweis dafür.... J)))
Okay, okay, sorry für diese Einlage. Aber ich bin auch nur eine
Frau, die neben der Musik ein klein wenig auf Äußerlichkeiten achtet.
Wie sagt man so schön: das Auge isst immer mit. - Spätestens jetzt erweist sich der frühe Start dieses Events heute Abend als sehr vorteilhaft. Denn der letzte Teilnehmer am Thrash-Marathon geht nicht wie sonst üblich, erst um 23.15 Uhr auf die Bühne, sondern bereits um halb zehn. Yep, wir sind noch fit und putzmunter und ready für die – Final Attack – wie man so schön zu sagen pflegt. Und jawohl, ‚Devil Driver’ das sind sie im wahrsten Sinn des
Wortes. Heiliger Christopherus und sämtliche Wirbelstürme in diesem
Sonnensystem. Jetzt ist keiner mehr zu bremsen im Irrenhaus. Lieber Gott
ich danke Dir für diesen Fotograben heute. Auch wenn mich jener nicht
vor etlichen Bierbecher Geschwadern verschont, die mich, aber zumindest
nicht meine Kamera in freiem Flug zielsicher erreichen. Ich lege einen
neuen Geschwindigkeitsrekord hin, was den Photocall angeht, um ja möglichst
schnell aus dieser äußerst gefährlichen Freiflugzone entfliehen zu können.
Ansonsten wäre wahrscheinlich meine Lebensversicherung ausgestiegen. - Der Dschungeltanz im Irrenhaus spitzt sich zu, die hauseigene Security leistet Schwerstarbeit und Dez hat nichts anderes zu tun, als von oben auch noch Anweisungen zu weiteren Selbstmordversuchen zu dirigieren. Irgendwann kommt der Punkt, wo alles egal ist, und man ist lediglich noch bemüht, die fliegenden Leiber im Graben einzusammeln und umgehend wieder in die wogende Masse raus zu katapultieren. Es dampft wie im Urwald nach dem Monsun, und die Temperatur hat schon längst den Siedepunkt überschritten. Die Situation erinnert mich stark an den Höllentanz von The Exploited vor 2 Jahren, ebenfalls in diesem Venue. Nur war da kein Graben, und der einzige Ausweg war die Flucht nach hinten. Heute lässt es sich zumindest noch von vorne rechts außen einigermaßen das Geschehen mitverfolgen.
Nun, ihrem Namen werden Devil Driver in jedem Fall gerecht, bedeutet doch jener Begriff im englischen soviel wie jene Utensilien, die Hexen benötigen um den Leuten das Böse auszutreiben, eine Art Exorzismus also. Und genau das tut Dez ebenfalls mit aller Vehemenz. Hier paart sich eine zynisch-böse Ausdrucksweise mit der Verarbeitung von Frust, Weltschmerz und sämtlichen Problemchen die ihn plagen. Das Ganze verpackt in einem kompromisslosem, knallharten und durchdringendem Soundgewitter, welches ein nachhaltiges, bleibendes De ja vu verspricht. Und dabei setzt der Kleine ein so charmantes Smile an den Tag, dass man den Eindruck gewinnen könnte, er will uns hier ein Senioren-Kaffeekränzchen servieren. Tut er aber beileibe nicht, sondern schürt den Kiddies hier Funken in den Hintern, dass das biblische Fegefeuer, verglichen damit, zum Kerzenlichtlein degradiert. ’Wish you a happy Oktoberfest’ ertönt der Abschied nach der
Zugabe, und trotz vehementem Verlangen nach Zugabe, ist der Hochofen ein
für allemal erloschen, was den heutigen Abend betrifft. Ich nehme
allerdings an, dass dies weniger am Künstler als vielmehr an der örtlichen
Organisation gelegen hat. |
das musste jetzt
aber noch sein zum guten Ende...:-))))) |