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...bei allen Elchen und Ikeamöbeln, da hamma sie wieder mal, unsere Vorzeige-Vertreter des sogenannten Zappelbodenvirus. So jedenfalls hat mal ein Journalist den Stil und Vibe rund um diese Band beschrieben. Etwas verständlicher passt aber auch der Begriff „Crossover“ zu den Jungs aus dem Knäckebrotland. Zwei Mal habe ich die Brüder jetzt schon live on stage erlebt, und beide Male war ich ziemlich angetan von einer Show, die wahrscheinlich mehr Energie erzeugt als ein Starkstromwerk  zur Mittagszeit. Als Fotograf empfiehlt es sich ein größeres Telezoom Objektiv mitzunehmen, denn von vorderster Front knipsen is’ nicht. Es sei denn, man stellt sich darauf ein im Auge eines Taifuns zur Pampelmuse zerquetscht zu werden inklusive dem Verlust seines Werkzeugs. Moshpit nennt sich der gefährliche Bereich, den es tunlichst zu meiden gilt. Sänger Zak Tell hingegen betont mehrere Male während der Show, wie sehr ihm gerade diese Abteilung am Herzen läge und stachelt die Hardcore Fraktion immer wieder zu neuen Taten an. – Also gilt es, sich als stiller Genießer und Bildberichterstatter ein möglichst ruhiges Örtchen zu suchen. Und jenes befindet sich nun mal gewiss nicht innerhalb der ersten zehn  Meter zum Bühnenabstand.

                                                                                        Als Support werden belgische Pralinen serviert, die auf den Namen Cloon hören. Und jene fragen auf ihrer Website als erstes: „was passiert, wenn man Tool, Faith No More und Primus in eine Band mit Frank Zappa und Tom Waits vereint?“ – Mein erster Gedanke: das muss ein ganz schön verquer-chaotischer Haufen sein. Ist er auch, aber mit System. Allen voran Frontmann Tom Claus, der mit seiner Melone auf dem Kopf gleichzeitig für etwas Stilbruch in Sachen Fashiontrend sorgt. Nach anfänglicher Skepsis fängt mein Ohr doch noch die nötige Aufmerksamkeit ein und versucht sich mit dieser Asymetrie anzufreunden. Kurz und gut, Cloon gibt’s seit fünf Jahren  inklusive eines nicht gerade üppigen Backkatalogs von 2 Demo-CDs und einer EP. Mit dem Job als Opener für Clawfinger hoffen Cloon jetzt, dass sich doch noch einige Türen außerhalb der Heimat öffnen. Und auch wenn ihre Performance zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig ist, so sind es die Belgier allemal wert, wenn man ihnen trotzdem ein wenig Aufmerksamkeit widmet. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man ihnen auf keinen Fall absprechen. Alles andere ist, wie ich immer so schön zu sagen pflege – Geschmacksache.
http://www.cloonville.com/

Nach dem Break entwickelt sich das anfängliche Mailüftchen fast augenblicklich in einen mittelschweren Orkan, und unsere Münchner Clawheads sind nicht mehr zu bremsen. Fast ausverkauft, treten sich in etwa 600 Freaks gegenseitig die Füße krumm, rammen sich liebevoll die Ellbogen in die Eingeweide und stoßen sich die Schädel platt. ‚Live Will Kill You’ ist die Devise und der Titel des neuen Albums, dass nach dem vorhergehenden Ausflug von ‚Hate Yourself With Style’ wieder back to the Roots zielt in  altgewohnte Gefilde. Die Drohung – ‚ we only play new Stuff tonight’ wird vom Publikum ohnehin nicht ernst genommen. Und sei’s drum, die Schlacht von Waterloo...pardon in der Backstage Halle befindet sich mittlerweile auf einem Level nach dem Schema: Condition Critical. Kein Wunder eigentlich, denn Clawfinger verstehen es mit ihrer Musik und Show einen so massiven, energiegeladenen Druck zu entwickeln, dass man jenen fast schon greifbar spürt. Hielte man eine kaputte Glühlampe in den Hexenkessel, so würde sich ihr Wendel wahrscheinlich von allein regenerieren, einen Salto Mortale schlagen und leuchten wie ein Christbaum unter der Mitternachtsssonne.

Clawfinger produzieren einen Crossover Sound den sie selbst gern mit Samples, Loops and no Guitaramps bezeichnen. Nun ja ganz so krass ist der Vergleich denn doch nicht. Denn live on Stage spielt der Elch immer noch höchstpersönlich Fußball, wenn Ihr versteht was ich meine. Nur einige wenige Male werden vom Keyboard aus einige dieser Sideeffects mit dazu gemischt. Unterstrichen wird die explosive Mischung durch die allumfassende Stagepräsenz von Zak Tell, der mit seinen akrobatischen Luftsprüngen beweist, dass man auch mit Mitte 30 noch fitter als ein 20jähriger Turnschuh sein kann.

Übrigens Zak betont in Interviews immer wieder, dass Clawfinger eigentlich nur aus zwei Leuten besteht, ihm selbst und Gitarrist BardTorstensen. Der Rest gehört zwar auch dazu, befindet sich aber nur im,- quasi – Angestelltenverhältnis für Liveauftritte. Das aber nur am Rande erwähnt,und außerdem interessiert das just in diesen Minuten ohnehin kein explodiertes Rentier. Stagediving entwickelt sich bei einer Clawfinger Show zum Hochleistungssport, und üblicherweise macht da sogar Bassist André Skaug mit, den ich in vergangenen Zeiten schon von einer 3  Meter hohen Box ins Publikum springen habe sehen. Leider nicht so heute, sei es wegen einer    Unpässlichkeit, oder  dank des Umstandes, dass die Amps im Backstage in etwa so simpel zu erklettern sind wie die Eigernordwand mit Stilettos.  Auch egal, die Kiddies sorgen schon für die passende Untermalung des Ambientes.

Die Zugabe, wie sollte es anders sein,  ist nach wie vor der Slogan: ‚Do What I Say’, der bislang größte Erfolg den die Schweden verbuchen konnten. Und diese Aufforderung, meine Herrschaften, ist bei einem Clawfinger Konzert überflüssiger als ein Kropf im Suppentopf.
Heiland war das wieder gut.........
http://www.clawfinger.net/              Auf
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