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.... ein wahrlich lustiger Name! Aber so heißt nicht nur die englische Garagenrock Band, sondern auch ein Fußballclub im südafrikanischen Johannesburg. Und genau von jenem haben sich die Jungs aus Leeds ihr Pseudonym ausgeliehen. Lediglich ein Buchstage wurde vertauscht. Denn den Fußballclub schreibt man mit z, also Kaizer Chiefs. Kein Fehler fürwahr, denn der Name klingt interessant und keineswegs banal. Aktiv sind die Kaiser Chiefs bereits seit 2003. Aber hier bei uns in Deutschland sind sie erst in diesem Jahr mit ihrer Hitsingle ‚Ruby’ zu Glanz und Glorie aufgestiegen, besser gesagt bis auf Platz 11. In ihrer Heimat war dieser Song sogar Nummer Eins. - Zwei Alben, das 2005er Album ‚Employment’ und die CD ‚Yours Truly, Angry Mob’ zieren bislang ihre Diskographie. Im Vorprogramm von U2 oder ihr Auftritt beim Rock am Ring/Park Festival halfen ihnen weiter, noch bekannter zu werden. Wie auch immer, jetzt tourt die Band selbst als Headliner durch die Lande und räumt auf der ganzen Linie ab. Support kommt gleich von zwei Newcomern. Zum einen von Jakobinarina aus Island, die mit ihrem Debütalbum ‚The First Crusade’ die ersten Gehversuche wagen. Noch dazu ist keiner der sechs Jungs über
20 Jahre alt. Aber dafür treten sie schon ziemlich selbstsicher auf,
alle Achtung. Die Reaktionen bleiben nicht aus, zumal die ersten Reihen
vorne, in etwa dem Alter der Band da oben entspricht. – Nein, keine
Angst, wir sind hier mitnichten bei einem Tokio Hotel Konzert mit
unendlichem, alles übertönendem Gekreische. Die Arme sind zwar größtenteils
auch in der Höhe, aber die sichtliche Zuneigung hält sich in humanen
Grenzen. Immer wieder werden sie mit den Smashing
Pumpkins verglichen, und jawohl, da ist tatsächlich was dran. Trotzdem
haben die vier Typen und eine Frau eine gewisse Eigenständigkeit und
Individualität bewahrt. Mit viel Schwung und Energie präsentieren sie
uns ihre Musik aus der EP "Pikul"
und dem Debütalbum ‚Carnavas’. Blickfang da oben sind sowohl ein
agiler Frontmann – Brian Aubert, ein Drummer, der fast zum Tier wird,
als auch eine Bassistin namens Nikki Monninger, die sich auch am Gesang
beteiligt. Einen kleineren Hit in der amerikanischen Alternative Szene
konnten sie ebenfalls schon verbuchen mit ‚Lazy Eye’, der ihnen
wiederum einen Besuch in der David Letterman Show einbrachte. ... und dann stürmt England die Front in jeglicher Hinsicht. The Kaiser Chiefs, wie sie leiben und leben, allen voran natürlich Sänger Ricky Wilson. Mein lieber Scholli, der Kerl hat nicht nur eine, sondern 100.000 Wespen im Hintern. Er steht keinen Moment still, während seine Lungenbläschen mit Solantrieb den Sauerstoff in seinen Kehlkopf jagen. Das ist die jugendliche Energie, ohne Frage. Er sucht den konstanten Kontakt zum Publikum, springt von der Bühne, um seinen Fans so nahe wie möglich zu sein. Der Indierock der Kaiser Chiefs kommt super an. Das sind allesamt Songs, die sozusagen, um’s mal banal auszudrücken, im Ohr Dauermiete beziehen mit garantiertem Mitsingfaktor. Ein Song darf natürlich nicht fehlen. Nämlich
der, mit dem die Kaiser Chiefs auch in Deutschland an Popularität
gewonnen haben – ‚Ruby’. Ein kommerzielles Stück, das in unseren
Radiostationen rauf und runter gespielt wird. Die Tantiemen dafür können
sich wahrlich sehen lassen. Später, im Verlauf des Sets,lässt sich
Wilson von den Fans sogar durch die komplette Länge der Halle auf Händen
tragen, von ganz vorne nach ganz hinten und wieder zurück. Er springt
von den 2 Meter hohen Amps und überschlägt sich fast in seiner
Hyperaktivität. Es ist eine einzige große Party mit Riesenstimmung bei
den, schätzungsweise, 3.500 Fans. Und ich bin einmal mehr erleichtert,
dass hier wieder einmal eine saugute Nachwuchsband am Start ist, die
uns, in unserer schnelllebigen Musiklandschaft, hoffentlich noch etwas länger
erhalten bleibt. |