262


Alpträume sind da um gelebt zu werden. Alpträume können sehr schnell sehr real werden, und Alpträume gehören auch zum Rock’n’Roll, so wie heute Abend erlebt auf dem Weg nach Augsburg zu Gotthard und deren allerletzten Deutschland Gig.-
Nichtsahnend fährt man in München los, um in einer guten dreiviertel Stunde in Augsburg einzulaufen. Denkste.....! Ca. zwei Kilometer vor der Autobahnausfahrt geht gar nichts mehr. Stau hoch 3 wegen nächtlichen Bauarbeiten an einer Eisenbahnbrücke. Die Zeit rinnt davon, - die Supportband ‚Poodles’ spielen ohne mich. Ich stecke immer noch fest....

Mit den Nerven am Ende, beschließe ich letztendlich umzukehren. Es hat ja doch alles keinen Sinn mehr. Aber siehe da, vor mir schert einer aus der Reihe, ich hänge mich hinten dran und presche auf dem Pannenstreifen vor bis zur Ausfahrt. Dann geht’s mit 150 Sachen Richtung Stadt, und ein örtlicher Schutzengel lotst mich über, mir unbekannte, Abkürzungen, zum Venue. Parken....?! Klar doch... – im absoluten Halteverbot. Was soll’s. – Letztendlich zählt nur die Tatsache – ich bin angekommen, und das, buchstäblich in allerletzter Sekunde und nach zwei ein halb Stunden Fahrt. (Anm. ein Fall fürs Guinessbook)  . – Nach einigen kleineren Umständen mit dem Fotopass, (Anm. vielen Dank Mark)  stürme ich die Front mitten drin im ersten Song von Gotthard. Jawohl, ich hab’s geschafft und habe noch die unendliche digitale Zeit von zwei ein halb Liedern, um einige Fotos in den Kasten zu kriegen. Das schaffe ich auch noch und zwar nicht zu knapp. Operation gelungen, Patient tot ,aber zufrieden... Also doch nicht umsonst den weiten Weg gekommen. -


Erst jetzt komme ich dazu, mich umzusehen in jener mir, bis dato unbekannten Örtlichkeit, die sich da Kongresshalle nennt. Eigentlich treten hier vor allem klassische Künstler auf, lasse ich mir sagen. Aber es gibt sie, die sogenannten Ausnahmen von der Regel. Und so eine Ausnahme ist eben heute Gotthard. Warum? Nun, die Schwabenhalle wäre vermutlich eine Spur zu groß für unsere Eidgenossen, und das Spektrum wiederum eine Nummer zu klein. Dieses Venue hier bewegt sich, was das Fassungsvermögen betrifft, genau in der goldenen Mitte. Ich schätze mal grob eine Präsenz von in etwa 1.500 bis 2.000 Leuten heute Abend. Und es handelt sich dabei um,- nun ich würde es mal als das typische Gotthard Publikum bezeichnen. Vom blonden, drallen, aufgepeppelten Beauty bis zum Mr. Rock’n’Roll Universum mit Wild-Rocker Image, top gestylt ist alles vorhanden. Abgesehen davon habe ich mitunter das Gefühl gar nicht in Augsburg zu sein, sondern daheim in München, - läuft mir doch ca. alle 2 Minuten ein bekanntes Gesicht aus der Landeshauptstadt über den Weg. – Fakt ist auch, die Mädels haben die Oberhand hier, nicht zuletzt wegen der ansehnlichen Schwedenbomben namens The Poodles. –
                              
                                                                                                                                   
The Poodles


Und die wiederum lassen sich nicht lumpen, und spielen ihren ganzen nordischen Charme nicht nur on stage sondern später auch off stage am Merchandisestand aus.  Nun, wie vorhin erwähnt, kann ich leider nicht mehr zu dieser Posthum Glamrockband sagen, da ich ihren Livestint dank Supergau auf der Autobahn leider versäumt habe. Ich erinnere mich lediglich an ihren letzten Auftritt als Support von Hammerfall in München vor ca. einem dreiviertel Jahr. Und der war recht gelungen.
http://www.poodles.se/
 

Mit Gotthard hingegen tue ich mich jedes Mal wenn ich sie live on stage sehe, schwerer in Sachen sie objektiv zu beurteilen. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich sie schon viel zu oft gesehen habe. Und wenn ich mir die erste Reihe von vorne im Fotograben aus ansehe, dann schießt nur ein Begriff in meine Gedanken, und zwar ‚Hausfrauen-Rock’n’Roll. Bitte das jetzt nicht negativ auslegen. Aber dieses Wort verkörpert für mich,- nicht zu harten, aber auch nicht zu seichten Rock, eingängig und zum mitsingen geeignet. Und das von hübschen Boys vorgetragen, denen dutzende hübsche Rockladies zujubeln.

Was will man mehr. – Gotthard sind im Laufe der Jahre zur Institution geworden, zum Schweizer Rockimport Nummer Eins, deren Songs man alle in- und auswendig kennt. Ein Kracher jagt den nächsten, das Ganze unterbrochen vom üblichen Akustikset. Zugaben gibt’s ebenfalls zur Genüge. - The Poodles erlauben sich einen Abschiedsscherz anhand eines Sekundenauftritts in aufreizender Aufmachung, denn hier in Augsburg scheiden sich die Wege beider Bands wieder. Der krönende Abschluss ist einmal mehr Bob Dylans Paradesong ‚Mighty Quinn’.




So - what?! 
Gotthard sind nach wie vor eine gute Liveband und der lebendige Beweis für Kommerz- Rock’n’Roll, - Rockmusik für jedermann, ohne Schnörkel oder Ausrutscher, mundgerecht serviert und ohne anzuecken. Vielleicht eine Spur zu glatt um noch für etwaige Überraschungen zu sorgen. Aber Achtung!!! Irgendwann könnte der Schuss auch mal nach hinten los gehen. – Ich sage – könnte!
http://www.gotthard.com/

PS: die Irrfahrt vom Venue zurück zur Autobahn (zumindest ohne Stau um 3 Uhr morgens) will ich gar nicht mehr groß erwähnen. ....... 

                                                                                                        
Diary anklicken für ein paar Aftershow Schnappschüsse