Es ist schon eine kuriose Sache mit diesem Musiker. Jedes Mal wenn ich ihn
mit seiner Rock-Band Living Colour live on Stage sehe, denke ich mir, dass
man deutlich heraus hört, dass Vernon Reid eigentlich aus dem Jazz
Bereich kommt. Und jedes Mal, wenn ich ihn mit Masque, oder so wie jetzt
mit den Free Form Funky Freqs erlebe, dann entsteht unweigerlich der
Gedanke, dass der gute Mann eigentlich seine Wurzeln im Rockbereich liegen
hat.
Ja, was denn nun? – Nun, ich denke, dass man Vernon ganz schlicht und
ergreifend als Cross Over Künstler bezeichnen kann, dessen Ursprünge in
jeglicher Form von Musik
liegen. Abgesehen davon ist er ein Genie an der Gitarre. Und das ist noch
untertrieben. Der amerikanische Rolling Stone hat ihn jedenfalls zu den,
weltweit – 100 besten Gitarristen überhaupt gekürt. In Insider- und
Fachmusiker-Kreisen schon längst zum Superstar avanciert, kämpft er bei
der breiten Masse nach wie vor um Anerkennung. Aber es gibt mehrere Gründe
warum es bislang noch nicht so wirklich geklappt hat. Erstens ist Vernon
Reids Musik nicht unbedingt die kommerziellste Art der Unterhaltung mit
Ohrwurm-Garantie, und zweitens bewegt sich seine Fingerfertigkeit an der
Gitarre in Dimensionen, die für manchen Otto Normalverbraucher
schlichtweg eine Kategorie zu hoch ist. Wo mancher Musiker in Ehrfurcht
erstarrt, schüttelt der oberflächliche Konsument lediglich verständnislos
den Kopf.
Sprich, was Vernon auch anfasst, ist zwar absolut genial, aber weiß Gott
keine einfache Kost.
Ich selbst habe den Gitarristen in der Vergangenheit sowohl mit Living
Colour, als auch mit Masque live erlebt. Nun holt er zu Streich Nummer
Drei aus, nämlich seiner Fusionpartie – Free Form Funky’ Freqs. –
Schon allein der Name verkörpert etliche musikalische Perspektiven. Das
reicht, wie der Name schon sagt, - von Funk über Jazz bis eben hin zum
Rock. Es ist eine rein-instrumentale Angelegenheit, die sich da in Sphären
hinein spielt, die jenseits vom normalen Musikverständnis liegen. Mit
dieser Formation sieht sich Vernon Reid mitnichten als Solokünstler,
sondern als Teil einer Band, bzw. eines Trios, dass ferner aus Calvin
Weston am Schlagzeug besteht, und dem Bassisten mit dem – fast –
unaussprechlichen Namen – Jamaaladeen Tacuma am Bass.
Geboren wurde das Projekt, wie
könnte es anders sein, in Manhattan, NY.
Bei einer Show von den Free Form Funky Freqs hebt sich jeder
einzelne der drei Musiker durch brillante Einlagen hervor, ohne aber als
Individuum überwiegend hervor zu stechen. Vernon besitzt zwar den
bekanntesten Namen, aber.... – so wahr ich hier sitze und stehe, - die
anderen Beiden stehen ihm beileibe in nichts nach. Da funkt es, dass die
Schwarten krachen, ein akrobatischer Gitarrenstreich wird von einem Race
with the Devil am Bass abgelöst, unterstützt vom Schlagzeug, dass sich
in etlichen Breaks überschlägt. Übrigens ein sehr imposantes Drumkit,
das kaum Platz auf der kleinen Bühne des Nightclubs findet. Leider bin
ich selbst kein Schlagzeuger um jenes Monster ausführlicher zu
beschreiben. Und auch die etlichen Pedale am Boden vor Vernon mit unzähligen
Kabeln verbunden, reichen deutlich über die Norm. -
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Noch
ein Wort zu unserem vornehmen, aber rustikal-gemütlichen Nightclub, der
a) ziemlich bekannt ist für Konzerte dieser Art, b) aber auch ganz schön
zuschlägt, was die Getränkepreise betrifft. Aber gut, es handelt sich
hierbei ja auch um Münchens Nummer 1 – Vorzeigehotel dem Bayrischen
Hof. Die Akustik ist einwandfrei, wenngleich auch manchmal ganz schön
laut. Eine Neuerung gibt’s obendrein. Ab sofort ist bei Konzerten das
Rauchen untersagt. In Kürze wird sich dieses Thema ohnehin generell
erledigt haben. – Und so stürmt mindestens die Hälfte der Besucher in
der obligatorischen Pause der Events nach draußen, um im Flur des
Untergeschosses ihre Sucht zu befriedigen.
Heute abend schätze ich die Besucherzahl auf ca. 100 Gäste, die
sich aus Fans und Hausgästen zusammensetzt. So richtig voll habe ich den
Club eigentlich erst einmal erlebt, und das war beim Auftritt von Joe
Zawinul damals vor etwa vier Jahren. Inzwischen ist jener ja leider Gottes
verstorben.
Wie auch immer, ich komme immer wieder gern in den Nightclub, und knicke
dafür auch mal 6,-- für ein kleines Bier. Aber ich kann gut und gern
bestätigen, dass sich an diesem intimen Ort wirklich nur die Creme de’
la Creme von Musikern einfindet.
Vernon Reid und seine Free Form Funking Freqs gehören definitiv dazu.
Deshalb kann ich auch jedem, der an hoch qualifizierter Musik interessiert
ist, nur raten, öfter mal ins Programm des Clubs rein zu schauen. Es
lohnt sich !
http://www.myspace.com/freeformfunkyfreqs
PS: noch schnell zur Info: von
Living Colour wird es in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder ein
neues Machwerk geben. Und Kollege und Schlagzeuger Will Calhoun ist mit
seiner Fusion-Kapelle in Kürze ebenfalls zu Gast im Nightclub, und zwar
am 27.11. - Ich für meinen
Teil werde wieder hier sein......
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