263


Es ist schon eine kuriose Sache mit diesem Musiker. Jedes Mal wenn ich ihn mit seiner Rock-Band Living Colour live on Stage sehe, denke ich mir, dass man deutlich heraus hört, dass Vernon Reid eigentlich aus dem Jazz Bereich kommt. Und jedes Mal, wenn ich ihn mit Masque, oder so wie jetzt mit den Free Form Funky Freqs erlebe, dann entsteht unweigerlich der Gedanke, dass der gute Mann eigentlich seine Wurzeln im Rockbereich liegen hat.
Ja, was denn nun? – Nun, ich denke, dass man Vernon ganz schlicht und ergreifend als Cross Over Künstler bezeichnen kann, dessen Ursprünge in jeglicher Form von  Musik liegen. Abgesehen davon ist er ein Genie an der Gitarre. Und das ist noch untertrieben. Der amerikanische Rolling Stone hat ihn jedenfalls zu den, weltweit – 100 besten Gitarristen überhaupt gekürt. In Insider- und Fachmusiker-Kreisen schon längst zum Superstar avanciert, kämpft er bei der breiten Masse nach wie vor um Anerkennung. Aber es gibt mehrere Gründe warum es bislang noch nicht so wirklich geklappt hat. Erstens ist Vernon Reids Musik nicht unbedingt die kommerziellste Art der Unterhaltung mit Ohrwurm-Garantie, und zweitens bewegt sich seine Fingerfertigkeit an der Gitarre in Dimensionen, die für manchen Otto Normalverbraucher schlichtweg eine Kategorie zu hoch ist. Wo mancher Musiker in Ehrfurcht erstarrt, schüttelt der oberflächliche Konsument lediglich verständnislos den Kopf.
Sprich, was Vernon auch anfasst, ist zwar absolut genial, aber weiß Gott keine einfache Kost.

Ich selbst habe den Gitarristen in der Vergangenheit sowohl mit Living Colour, als auch mit Masque live erlebt. Nun holt er zu Streich Nummer Drei aus, nämlich seiner Fusionpartie – Free Form Funky’ Freqs. – Schon allein der Name verkörpert etliche musikalische Perspektiven. Das reicht, wie der Name schon sagt, - von Funk über Jazz bis eben hin zum Rock. Es ist eine rein-instrumentale Angelegenheit, die sich da in Sphären hinein spielt, die jenseits vom normalen Musikverständnis liegen. Mit dieser Formation sieht sich Vernon Reid mitnichten als Solokünstler, sondern als Teil einer Band, bzw. eines Trios, dass ferner aus Calvin Weston am Schlagzeug besteht, und dem Bassisten mit dem – fast – unaussprechlichen Namen – Jamaaladeen Tacuma am Bass.

Geboren wurde das Projekt, wie könnte es anders sein, in Manhattan, NY.  Bei einer Show von den Free Form Funky Freqs hebt sich jeder einzelne der drei Musiker durch brillante Einlagen hervor, ohne aber als Individuum überwiegend hervor zu stechen. Vernon besitzt zwar den bekanntesten Namen, aber.... – so wahr ich hier sitze und stehe, - die anderen Beiden stehen ihm beileibe in nichts nach. Da funkt es, dass die Schwarten krachen, ein akrobatischer Gitarrenstreich wird von einem Race with the Devil am Bass abgelöst, unterstützt vom Schlagzeug, dass sich in etlichen Breaks überschlägt. Übrigens ein sehr imposantes Drumkit, das kaum Platz auf der kleinen Bühne des Nightclubs findet. Leider bin ich selbst kein Schlagzeuger um jenes Monster ausführlicher zu beschreiben. Und auch die etlichen Pedale am Boden vor Vernon mit unzähligen Kabeln verbunden, reichen deutlich über die Norm. -

Noch ein Wort zu unserem vornehmen, aber rustikal-gemütlichen Nightclub, der a) ziemlich bekannt ist für Konzerte dieser Art, b) aber auch ganz schön zuschlägt, was die Getränkepreise betrifft. Aber gut, es handelt sich hierbei ja auch um Münchens Nummer 1 – Vorzeigehotel dem Bayrischen Hof. Die Akustik ist einwandfrei, wenngleich auch manchmal ganz schön laut. Eine Neuerung gibt’s obendrein. Ab sofort ist bei Konzerten das Rauchen untersagt. In Kürze wird sich dieses Thema ohnehin generell erledigt haben. – Und so stürmt mindestens die Hälfte der Besucher in der obligatorischen Pause der Events nach draußen, um im Flur des Untergeschosses ihre Sucht zu befriedigen.  Heute abend schätze ich die Besucherzahl auf ca. 100 Gäste, die sich aus Fans und Hausgästen zusammensetzt. So richtig voll habe ich den Club eigentlich erst einmal erlebt, und das war beim Auftritt von Joe Zawinul damals vor etwa vier Jahren. Inzwischen ist jener ja leider Gottes verstorben.
Wie auch immer, ich komme immer wieder gern in den Nightclub, und knicke dafür auch mal 6,-- für ein kleines Bier. Aber ich kann gut und gern bestätigen, dass sich an diesem intimen Ort wirklich nur die Creme de’ la Creme von Musikern einfindet. 
Vernon Reid und seine Free Form Funking Freqs gehören definitiv dazu. Deshalb kann ich auch jedem, der an hoch qualifizierter Musik interessiert ist, nur raten, öfter mal ins Programm des Clubs rein zu schauen. Es lohnt sich !

http://www.myspace.com/freeformfunkyfreqs

http://www.myspace.com/vernonreid

cu you soon again

PS: noch schnell zur Info: von  Living Colour wird es in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder ein neues Machwerk geben. Und Kollege und Schlagzeuger Will Calhoun ist mit seiner Fusion-Kapelle in Kürze ebenfalls zu Gast im Nightclub, und zwar am 27.11. -  Ich für meinen Teil werde wieder hier sein......