...... und wehe, wenn jetzt auch nur einer von Euch herablassend die Augenbrauen hebt, den Kopf schüttelt oder milde lächelt. Denn ich möchte nur mal leise betonen, dass es ohne ihn weder einen Elvis Presley, noch die Beatles oder die Rolling Stones gegeben hätte, geschweige denn die Rockmusik in der Form wie wir sie heute kennen. Denn Chuck Berry ist ohne Übertreibung einer der Erfinder, wenn nicht sogar ‚der’ Erfinder des Rock’n’Rolls. Charles Edward Anderson Berry ist am 18. Oktober ganze 81 Jahre jung geworden. Und jung, das ist er tatsächlich im wahrsten Sinn des Wortes was seine physische Aktivität, seine geistige Frische und seinen unwiderstehlichen Charme betreffen.
Zugegeben, die jüngeren unter Euch kennen diese Musiklegende nicht mehr, es sei denn, die Eltern haben ihr Wissen weiter gegeben, oder das allgemeine Interesse hat unweigerlich zu diesem Mann geführt. Denn an ihm kommt man einfach nicht vorbei. Chuck Berry ist übrigens nach wie vor allgegenwärtig, covern doch so viele andere Bands genau seine Songs.
Wen’s interessiert, der kann hier
seine Biographie und Diskographie nachlesen. 

Kurz und gut, nachdem in der Vergangenheit dieses Event schon mehrfach abgesagt wurde, aus was immer für welchen Gründen, so ist unsere Elserhalle jetzt fast ausverkauft, und das trotz des stolzen Preises von 60,-- Und siehe da.... es befinden sich im Publikum doch auch so einige jugendliche  Knospen, die, wie oben erwähnt, den Meistro nur vom hören und durch verbale Überlieferung kennen können. Ich meine, - ich habe Chuck Berry  auch noch nie live erlebt, aber seine Musik hat mich seit frühester Kindheit stets begleitet.  Abgesehen davon befinden sich natürlich jede Menge Mitfünfziger oder sogar rüstige Rentner jenseits der 60 unter den Gästen hier, die anno dazumal den Aufstieg des Rock’n’Roll tatsächlich bewusst mitbekommen haben.
Und nein, hier kommt keine Band auf die Bühne, die erst mal eine dreiviertel Stunde spielt, bevor der Altmeister mühevoll die Bühne erklimmt, um sich dann 30 Minuten im Scheinwerferlicht  zu sonnen, bevor er wieder würdevoll verschwindet, und die Band noch mal zum Ausklang 20 Minuten dran hängt, damit auch der Ticketpreis gerechtfertigt ist.

Nein, hier gehen die Lichter aus, bzw. an, und Chuck Berry stiefelt munter hinter seiner Gruppe als letzter on stage mit altbewährter Kapitänsmütze und türkisem Glitzershirt. Ladies and Gentlemen here he is: „The Godfather of Rock’n’Roll. Und los legt er mit, wie könnte es anders sein: “Roll Over Beethoven”…. Und die ganze Bude steht ausnahmslos Kopf. Ein Kracher jagt den nächsten, ob das „Sweet Little Sixtien“ ist, Maybellene, Memphis Tennessee oder No Particular Place to Go. Zwischendurch fragt er das Publikum mit entwaffnendem Humor: „Do you still know Rock’n’Roll’? – Und zu allem Überfluss singt er nicht nur, sondern spielt auch altgewohnt die Gitarre selbst, wenn auch nicht mehr gut. Im Gegenteil, er verspielt sich sogar ganz schön oft. Aber so etwas spielt bei diesem Status und fitten 81 Jahren keine Rolle mehr. – Als zwischendurch die Gitarre versagt, greift Chuck kurzerhand zum Bass und meint: „ egal, ich krieg auch hier was raus“. – Und das obwohl er jenen sichtlich und hörbar nicht gewöhnt ist bzw. bedienen kann. Wieder back to the guitar, überlegt er laut was er wohl als nächstes spielen könnte. Chuck: „yeah well, I could play another Chuck Berry song, how about that?”. – Ja klar, denn genau das und nichts anderes wollen wir heute Abend hören und ihn da oben sehen. Es folgt Shake, Rattle and Roll und sein 1972er Hit My Ding-a-Ling, ein Song, der dank seiner pfiffigen Naivität fast schon wie ein Kinderlied klingt. Gesanglich kräftig unterstützt wird unsere Living Legend von Darlin-Tochter  Ingrid Berry-Clay, einer hervorragenden schwarzen R&B Sängerin. An der zweiten Gitarre ist übrigens Charles Berry jr.  Chucks Sohn, der zugleich auch sein Manager ist, James Marsala – Bass, Daniel Trustrup Rossing – Piano und Jean-Michael Biger – Drums. Ergo: es handelt sich hier um einen halben Familienbetrieb. Aber das ist mitnichten ein Fehler, denn ganz nach dem Schema – wie der Vater so der Sohne und die Tochter, - haben doch jene unbestreitbar dessen Talent geerbt und unterstützen ihren Daddy tatkräftig.


„Have we played ‚Johnny Be Good’? Nein?’ fragt unser Oldie verschmitzt.....  - 

Dann aber nix wie ran an einen der größten Rock’n’Roll Klassiker überhaupt.  Go, go Johnny go.... –  Er singt genau zwei Zeilen, den Rest des Songs bestreitet allein das Publikum. Chuck zeigt sich sichtlich gerührt ob der Tatsache, dass auch im Jahr 2007 den Text zu jener Hymne noch so viele auswendig können. „I love you Munich“, ist seine Antwort.
 Chuck bittet die jungen und jung gebliebenen Mädels auf die Bühne zum ultimativen Rock’n’Roll Dance. Die lassen sich nicht zwei Mal bitten, und im Nu ist auf den Brettern dieser Halle mehr Bewegung als beim wildesten Heavy Metal Konzert.

Und nach etwas über einer Stunde macht der Prime Minister of Rock 'n' Roll einen gepflegten aber leisen Abgang ohne Zugabe, aber die brauchts auch gar nicht mehr. Er ist halt nicht mehr der Jüngste, aber trotzdem – alle Achtung – und ums zum wiederholten Mal zu betonen... Für seine 81 Jahre ist er, wenn man von den Patzern mal großzügig absieht, noch fit wie Oscar. Und er hat die 70 Minuten mit einem Elan durch gezogen, dass man nur den Hut ziehen kann. It’s fun, it’s  easy going, und..... it’s only Rock’n’Roll Music. -
Und genauso wie ich diese Review begonnen habe, so schließe ich sie auch wieder ab mit meinem größten Respekt  und einem Riesen-Dankeschön an den Begründer des Rock’n’Rolls – Mr. Chuck Berry!


http://www.chuckberry.com/