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Der Stachelschweinbaum zum vierten..... Mal – für mich hier in München. Und zum vierten Mal frage ich mich, warum, der ewig jugendliche Steven Wilson stets barfuss die Show bestreitet. Ist es das bessere Live-Feeling seinerseits oder eine Lebenseinstellung?
Wir werden es wohl nie ganz genau erfahren. Ist ja auch eigentlich egal. – Aber es ist eine Tatsache, die, wie man so schön zu sagen pflegt, sofort ins Auge springt, neben einer lebhaften Leinwand im Hintergrund, die ständig die psychodelischen Bilder wechselt. Denn die Band selbst wirkt eher unspektakulär da oben. Fünf Durchschnittstypen, die zwar nicht ungepflegt wirken, aber trotzdem weniger auf ihre äußere Erscheinung geben, sondern ausschließlich auf ihre Instrumentalisierung fokusiert, -  und perfekt aufeinander eingespielt sind.


Im Gegensatz zu ihren Kollegen von Anathema, die hier die Supportrolle bestreiten und sich um einen gewissen Intellekt bemühen. Aber auch, um mit hübschen langen Engelslocken von allen weiblichen Zaunspechten gesehen zu werden. Das Ausgiebige Posing ist nicht zu übersehen. Leider bin ich wieder mal etwas zu spät eingetroffen, und habe von den Engländern mit dem griechischen Namen nicht mehr viel mitgekriegt. Jener, also der Name, steht übrigens wörtlich übersetzt, für eine kirchenrechtliche Verurteilung und gilt als strengere Maßnahme, verglichen mit einer Exkommunikation. Die deutschsprachige Bezeichnung ist Kirchenbann. Ihren Stil bezeichnen die Briten als atmosphärischen Doom-Metal bis hin zum Alternativ Rock. Hmmm, ich weiß nicht so recht, ob ich das so in etwa verstehe. Von den zwei letzten beiden Songs, die ich noch mitnehmen kann, bleibt bei mir nur der Eindruck, dass jene Anathema (wobei die Betonung beim Aussprechen des Namens auf dem zweiten „a“ liegt) zwar sicherlich ganz gute Musiker sind, aber irgendwie fehlt hier das gewisse Etwas. Grob ausgedrückt, - der Pfeffer im Arsch. Und ich kann mich mehrerer Gähnattacken nicht erwehren. Da helfen auch keine Engelslocken  und laufstegreife Posen mehr. Ehrlich gestanden, mir haben die beiden letzten Stücke durchaus gereicht. Aber ums noch mal zu betonen, das soll nicht heißen, dass es besch...war, nur eben zu langatmig.
                                                                      

  http://www.anathema.ws/



Porcupine Tree das sind: Mastermind Steven Wilson, John Wesley (git),  Richard Barbieri (keyboards), Colin Edwin (bass) und Gavin Harrison (drums). Aber das wissen wir ja ohnehin, war der Fünfer doch bereits 3 x hier in München und hat uns jedes Mal voll und ganz überzeugt mit ihrer Darbietung. Musikalisch in Richtung Dream Theater, tendieren Steven Wilson und Co aber doch eher in die, wie vorhin erwähnt, Psychodelic-Ecke des Progrocks und nicht so sehr in die des Heavy Metals wie die Kollegen von DT. Die Songs sind voller Überraschungen, da sie häufig von diversen und urplötzlichen stilistischen Breaks  geprägt sind. Filigrane Melodien, wechseln sich ab mit harten Riffs, wobei die Härte im Gegensatz zum letzten Mal um einiges zugenommen hat. Mag vielleicht auch am neuen Album ‚Fear Of A Blank Planet’ liegen, welches sie zum Schwerpunkt des Konzerts erhoben haben.

 


Steven Wilson, der sich auch als hervorragender Produzent  einen Namen gemacht hat, bittet zwischendurch die Fans höflich das Rauchen einzustellen, da dadurch seine Stimme in Mitleidenschaft gezogen würde. Leider halten sich nicht alle daran. Und die ohnehin schier unerträgliche Hitze in der mehr als gut gefüllten Elserhalle trägt obendrein dazu bei, dass so einige Leute meiner inklusive das Spektakel von der Nähe des Eingangs her beobachten. Aber die Die Hard Fans kennen da nichts und jubeln ihren Helden zu. Nicht zu unrecht, denn diese Band hat es wahrlich verdient gefeiert zu werden um endlich mal ihren Understatement Status los zu werden. Sie verstehen es, ihre komplexen Arrangements  dynamisch und druckvoll  live on stage umzusetzen. Pink Floyd lässt grüßen. Ich für meinen Teil, und nicht nur ich, hoffe, dass es ihnen mit jedem weiteren Besuch in unseren Landen gelingt ihren Stellenwert noch um ein vielfaches zu erhöhen. Und ich kann Euch Musikliebhabern des gehobeneren Standards die Musik von Porupine Tree nur wärmstens ans Herz legen. Ich freue mich heute schon auf die nächste Tournee.
Was ist eigentlich ein Stachelschweinbaum?

http://www.porcupinetree.com/