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Coco Chanel, Galliano und Vivian Westwood bitten wieder mal zur Haute Couture par exellance’ und zur musikalischen Fashion Show in unserer bayrischen Landeshauptstadt mit viel Hairspray, Lipstick und Permanent Make-up. Na ja, ob es sich bei der fantasievollen Portapre des Schweden Glamrock Exportes tatsächlich um Chanel & Co handelt, bezweifle ich mal, aber zugegeben, es hat immer noch was, dieser Rock’n’Roll Glitzertouch längst vergangener Tage, den man hiermit, quasi als De ja' vu wieder aufzuleben versucht.
Was ziemlich offensichtlich ist heute
Abend, ist der Umstand, dass die meisten der anwesenden Posthum Sleazerock
Fans eher wegen dem Supportact ‚Crash Diet’ gekommen sind, als wegen
dem Headliner Hardcore Superstar, die hiermit zum 4ten Mal in München
einfallen. Erstere hingegen feiern ihr Debüt vor Ort, und das gar nicht
mal so unbedarft. Schwer einzuschätzen wie viele Schäflein man heute
hier in diese Lokalität rein gepresst hat, aber ich gehe mal von ca. 300
aus, ein paar zerquetschte mehr oder weniger. Aber auch hier ist nicht alles Gold was glänzt, haben doch gerade Crash Diet in ihrer jungen Karriere gleich einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen müssen, als sich ihr Sänger und Aushängeschild Dave Lepard das Leben nahm. Die anschließende Ratlosigkeit verschwand erst mit dem Erscheinen von Oliver Twisted, der nunmehr versucht, seinen dahin geschiedenen Vorgänger würdevoll und ebenbürtig zu ersetzen. Tut er auch! Er sieht sehr gut aus und kommt besonders bei der holden Weiblichkeit vorzüglich an. Er hat Charisma, und er bewegt sich fast so explosiv wie David Lee Roth zu seinen besten Tagen. Die Querstange der Beleuchtungsanlage wird zum Turngerät umfunktioniert und hält Gott sei Dank das Federgewicht der männlichen Callas stand. Musikalisch schöpfen Crash Diet aus dem Fundus ihrer beiden bisher erschienenen Alben ‚Rest In Sleaze’ (2005) und ‚Unattractive Revolution’, das gerade mal vor sechs Wochen erschienen ist. Die Glitzerrevue findet nach 40 Minuten ein jähes Ende ohne Zugabe. Aber der Eindruck, den die vier Pseudo-Male-Models hinterlassen haben, ist beileibe nicht der Schlechteste.
Man merkt sofort, dass die Professionalität weitaus längere Wurzeln nach hinten hat, wie ihre Landsleute vom Support. So gesehen sind die Headliner schon richtig alte Hasen im Geschäft. In der Tat erlebe ich selten eine körperlich so aktive Rockband wie diese hier, besonders was Frontvogel Jocke angeht. Speedy Gonzales degradiert zur Weinbergschnecke, verglichen mit seinem Teufelsritt durchs Death Valley. Denn genauso fühlt es sich Temperatur mäßig in unserem Wohnzimmer mittlerweile an . Unser Speedy hier bewegt sich so dermaßen schnell und ohne eine Sekunde Pause, dass ich mich ehrlich schwer tue, ihn visuell mit meiner Linse festzuhalten. Gott gütiger, der Hornissenschwarm in seinem Hintern hat zur Revolution gegen den Adrenalinschub ausgerufen. Und die Jeans rutschen noch 5 Zentimeter tiefer... ja ... ja.... jetzt!!! – doch nicht...
Hardcore Superstars Musik und Performance
sind wieder mal klasse. Und ich wünschte, diese Band bekäme etwas mehr
Aufmerksamkeit. Sie wirken mit ihrer Aufmachung und Musik weder antik noch
von vorgestern, sondern sie lassen mit ihrer Gangart so manchen anderen
Hardrocker ganz schön alt und müde aussehen. Hier passt einfach alles.
Die Musik, der Tenor und die dazugehörige Bewegung, ob der ein
Hochleistungsathlet neidisch werden könnte.
Zum Schluss singt Jocke noch mal ein Ständchen im Duett mit Chrash
Diets Neuling Olli. – Ein gekonnter Schachzug, der exzellent rüber
kommt beim Publikum. |
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