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So, gleich zu Beginn sei für diejenigen, die jetzt fragen: wer zum Teufel ist das denn? – gesagt, dass es sich hierbei um niemand anderen handelt, als um das Nebenprojekt von Peter Steele von Type ‚O’Negative handelt. Genauer gesagt, war Carnivore eigentlich schon vor Type’O da, und zwar in den Achtziger Jahren. Sie gelten auch heute noch als Vorreiter  des sogenannten Metal Core. Allerdings waren Carnivore damals nicht wirklich vom Erfolg gekrönt und lediglich in Insiderkreisen bekannt, das aber umso mehr. Nun, so ist das wahrscheinlich im Moment auch noch, nachdem diese Truppe jetzt einen zweiten Frühling feiert. Warum Peter Steele jene wieder hat aufleben lassen, weiß der Geier. Vielleicht um die kreative Pause von Type’O auszunützen, oder weil er seine alte Liebe neu für sich entdeckt hat. Oder gar, um sich sicherheitshalber ein zweites Standbein zu schaffen, nur für den Fall, dass der Hauptjob aus irgendeinem Grund irgendwann flöten geht. Man weiß ja schließlich nie....
Aber, um das auch gleich noch klar zu stellen. Das Projekt Carnivore und das von Type ‚O’Negative haben musikalisch so viel miteinander zu tun wie Megadeth mit Right Said Fred.
Zu letzteren komme ich übrigens später noch im Verlauf dieser Review. Denn, ob Ihr’s glaubt oder nicht, aber die spielen ebenfalls eine Rolle hier.
Ach ja, am Haupteingang unseres Backstage Werks ist ein Schild mit folgendem Vermerk angebracht.:



Auch wenn nur wenige weibliche Zuschauer ihren Weg hier her gefunden haben, heute Abend, aber bei so einem Lockvogel, da beißt doch bestimmt ein Wurm an, oder auch zwei....

Tut es auch, aber auch das später, denn vorerst haben noch ‚Raging Speedhorn’ das  Zwitschern.

Und das tun diese so lautstark, dass so mancher Tinnitus einen Dreifach Rittberger schlägt. Meine Herren, man kann’s ja gut meinen in seiner Theorie, dass Heavy Metal laut sein muss. Aber man kann’s auch durchaus übertreiben. Da versagt sogar Ohropax seinen Dienst. Die Band, die aus Northhamptonshire in England kommt, stellt hiermit ihr viertes Album ‚Before The Sea Was Built’ vor. Bei dieser Band führen gleich zwei Sänger das Regiment und teilen sich die Strophen der zart-filigranen Metalcore  Prügelei. Okay, ich geb es zu, so ganz mein persönliches Ding sind Raging Speedhorn eher nicht. Und ich freunde mich allmählich durchaus mit dem Gedanken an, deren CD zukünftig daheim immer dann in den Player einzulegen, wenn ich unerwünschten Besuch los werden möchte. Wirkt garantiert!
Auch die 200 Leutchen hier drinnen zeigen sich eher verhalten und etwas unsicher, was sie von dieser Band halten sollen. Das wiederum ist nicht weiter verwunderlich, besteht das Publikum doch hauptsächlich aus Type ‚O’ Negative Fans, die ihren allmighty Kleiderschrank da oben stehen sehen wollen. Nach 45 Minuten ist auch schon wieder finito für Raging Speedhorn, und Textblatt samt obligatorischer Weinflasche stehen alsbald für den großen Meister bereit.
http://www.ragingspeedhorn.co.uk/

Die Pause wird bestimmt von..... – yeeesssss : „I’m Too Sexy For My Shirt, I’m Too Sexy For…. – Hoch lebe ‘Right Said Fred’. Nein – no joke, ich meine das ernst. Und ich lasse auf die Brüder auch nichts kommen. Und jawohl, ich finde es cool, dass Mr. Steele gerade diesen Gegensatz für seine bevorstehende Performance ausgesucht hat. Und soll ich Euch was sagen? Es wird auch noch äußerst wohlwollend aufgenommen von den Fans. Nun ja, sie nehmen’s halt als kleines Witzchen vorneweg.

Und da kommen Carnivore, setzen zu den den ersten drei Tönen an, und schon sind sie wieder weg. – Tatsache. Allerdings hat das weniger mit einer Unpässlichkeit zu tun, sondern ist vielmehr als kleiner Gag am Rande angepeilt. Flugs sind  sie wieder da und legen los mit dem Song, der ihnen den Namen gab. – Mit Depri Sound oder Trauerflor a la Type ‚O hat das Ganze, um mich zu wiederholen, rein gar nichts zu tun. Das hier ist Hardcore Metal der schnellen Gangart mit einem lockeren Mr.Steele, der statt Grabesmiene dann doch eher mitunter ein diabolisches Grinsen aufsetzt. Die Darbietung als solches gefällt mir gar nicht so schlecht. Das Line up 2007 besteht außer Goliath, sorry, Mr. Steele, meinte ich natürlich, aus Joey Zampela (Life of Agony) Steve Tobin (Mental Health Association, Dust to Dust) sowie Paul Bento (Mental Health. Allesamt übrigens eher von kleiner Statur, und somit fällt der Riese mit seinen, mindestens 2.10 m umso mehr aus der Rolle.

                                                                        

Carnivore waren schon damals für ihre kontroversen Texte bekannt. Zum allerersten Mal in Europa hier, werden dann auch Songs wie ‚Jesus Hitler’ die auch noch von einem Tape mit des Führers Stimme, eingeleitet wird, eher mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Sowas mag vielleicht in Amerika ganz gut ankommen, aber hierzulande hat man die Vergangenheit noch immer nicht wirklich bewältigt und reagiert verhalten obgleich dieser Einlage.
Okidok, die Zugabe und das damit verbundene Spektakel, lässt aber schnell alles andere wieder verblassen. Nicht nur, dass die Band mit blutverschmierten Metzgerschürzen erscheint, sondern jetzt hat auch die Stunde der sogenannten Blood Girls geschlagen, die per schriftlicher Anzeige an der Tür eingangs gesucht wurden. Jawohl, here they are, in T-Shirt, Slip und Highheel Boots, und die beiden Schönen beginnen umgehend ihren Tanz auf dem Vulkan, samt entledigter Oberbekleidung. Was für ein Augenschmaus für die männliche Klientee hier.

Weniger nett ist allerdings, als Mr. Steele mit einem großen Eimer zurück kehrt und beginnt, fette nass-vollgesogene rote Tampons auf uns regnen zu lassen. Die zwei Holden da oben ergreifen ebenfalls die Initiative uns seifen sich gegenseitig damit ein, was Mr. Holzklotz dazu animiert noch schnell eines der Dinger zu verkosten. – Nun, wahrscheinlich handelt es sich hier um gefärbtes Wasser, dass den Tampons das gewünschte Aussehen gibt. Appetitlich ist trotzdem was anderes. – Aus fotografischer Sicht allerdings muss ich gestehen, - so was kriegt man zumindest nicht alle Tage bei einem Konzert vor die Linse.




 


Die Show ist zu Ende, die Mädels machen weiter, was Klein-Peter irgendwie zu beeindrucken scheint. Zurück bleiben letztendlich nur ein Haufen roter Wattebäuschchen und..... – jawohl ja.... aus den Boxen ertönt wieder. ....
I’m Too Sexy For My Shirt…I’m Too …..

Wie auch immer, das Konzert hat sicherlich seine Wirkung bei all den Besuchern nicht verfehlt, und wird uns noch längere Zeit in Erinnerung bleiben.....
Und das war ja schließlich Sinn und Zweck der Sache... oder etwa nicht?!  http://www.inner-conflict.com/