Als Dick Taylor und Phil May 1963 die Pretty Things formierten, hieß es
in der Szene, gegen diese Band würden sich die Rolling Stones wie eine
„Teegesellschaft im Pfarrhaus“ ausnehmen, was das finstere Image
betraf. Und Sänger Phil May galt als der Mann mit den längsten Haaren
Europas. Es waren vor allem die exzessiven Bühnenshows, die jene Gruppe
schnell zu etwas Besonderem werden ließ. Diese ersten Jahre Anfang der
Sechziger, waren auch die erfolgreichsten von The Pretty Things. Später
1967schrieben sie zwar die allererste Rockoper überhaupt, namens ‚S.F.Sorrow’,
woraus sich wiederum The Who die Inspiration zu Tommy nahmen, und
produzierten weiterhin qualitativ hochwertige Musik. Aber der große
Durchbruch blieb aus. Wechselnde Line ups und längere Pausen trugen
auch nicht gerade dazu bei, dies zu ändern und verhinderten bis
zum heutigen Tag den Traum vom Superstar.
Aber.... sie sind immer noch da und können sich noch dazu als dienstälteste
Rockbands Großbritanniens bezeichnen. Vor allem sind nach wie vor Dick
Taylor und Phil May am Ball, die beiden Gründungsmitglieder, sowie Wally
Alan (bass) und John Povey (keyb), die immerhin 1966 in die Band kamen.
Als sie vor ca. vier Jahren das letzte Mal hier in München spielten, war
sogar noch Skip Alan (drums) noch mit
von der Party.
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The Pretty Things 1964
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However,
die Zeit ist schnell vergangen, und hier sind sie wieder, und das fitt und
fast so springlebendig wie einst. Naja, so weit es halt die physische
Motorik zulässt. Und mit im Gepäck haben sie zum einen das neue Album
‚Balboa Island’ und zum anderen als Support
(The Crazy World of...) Arthur Brown.
Und eines ist hier so sicher wie das Amen in der Kirche. Heute Abend sind
mindestens 75% aller Zuschauer vor allem wegen Arthur Brown gekommen. Zum
größten Teil aus Neugier, weil es schon soooooo lange her ist, dass sich
jener God of Hellfire hierzulande
hat blicken lassen. Seien wir mal ehrlich, die meisten unter uns kennen
doch ohnehin nur seinen einzigen großen Hit ‚Fire’.
Ein Song, der viele Jahre später von der deutschen Industrialmetal
Band The Krupps neu aufgenommen wurde, und das wiederum zusammen mit
Arthur Brown. Der Videoclip allein hat’s schon in sich.
Aber zurück zum heutigen Abend, der mit den
Malchicks beginnt, einem Duo aus Südostengland, das sich aus
Scarlett
Wrench- Leadvocals, Harmonica und George Perez (Git. Banjo, Voc.) zusammen
setzt. Die Beiden covern vor allem alte 60er Jahre Songs, die sie jetzt
auf ihrem Debütalbum ‚To Kill A Mockingbird’ verbraten haben. Gar
nicht so schlecht gemacht, aber auch nicht überragend, da es nichts neues
oder gar innovatives ist. Deshalb gehen die Beiden auch als Opening Act
ziemlich unter.
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Und
dann kommt er, der große Arthur Brown, und zwar genauso unkonventionell,
wie er selbst ist,
nämlich verhüllt wie eine Mumie. So
schreitet er mit deutlichen Klopfgeräuschen quer durchs Publikum, nachdem
sein Mitstreiter Nick Pynn per Akustikgitarre eine brillante, aber etwas
irritierende Einleitung on stage gegeben hatte. Und dann legt der gute
alte Arthur da oben los, dass sich die Balken verknoten. Jesus Maria, der
Glitzeranzug sitzt noch hervorragend an einem Körper, der kein Gramm Fett
zuviel aufweist. Und für seine, immerhin 65 Jahre, hat er sich mehr als
nur rostfrei gehalten, bewegt sich wie ein Wiesel über die Bretter und
besitzt immer noch eine Stimme wie ein junger Gott. Halleluja, wer hätte
das gedacht. Lediglich die Haarpracht hat sich über die Jahre hinweg
sprichwörtlich verdünnisiert.
Wusstet
Ihr eigentlich, dass Arthur Brown einst das große Vorbild von Alice
Cooper war? Und später dann sogar das von Marilyn Manson, der ihn in
gewisser Hinsicht kopierte. Arthur fiel schließlich bereits in den 60er
Jahren wegen seiner exzessiven Feuershow und Nacktauftritten auf. Er
wirkte in diversen
Filmen mit, darunter auch in der Rockoper Tommy von The Who. Und er
unterbrach seine Karriere sogar für einige Zeit der Meditation. 1994
erlitt der God of Hellfire einen Schlaganfall, von dem sich nur langsam
erholte. Kurz darauf folgte die Neuaufnahme von ‚Fire’ mit den Krupps.
– Bei der Liveaufführung der Pretty Things Rockoper S.F. Sorrow im Jahr
1998 fungierte er als Erzähler. Jetzt ist er endlich selbst wieder auf
die Bühnenbretter der Musik zurück gekehrt. Und der gute Mann nimmt sich
tadellos aus in jeder Beziehung. Er ist rüstig, er singt wie eine
Nachtigal, und er weiß sich perfekt in Szene zu setzen. Auf gut deutsch,
- fit wie Oskar. – ‚I Put A Spell On You’ verfehlt genauso wenig
seine Wirkung wie ‚The Tell Tale Heart. – Beim Höhepunkt ‚Fire’
klettert er auch die Balustrade unserer kleinen Elserhalle und singt hoch
über den Köpfen des Publikums,
um anschließend mitten durch die Reihen zu marschieren.
Und jawohl, es kommt gut, sogar sehr gut. – Auch sein Begleiter beweist
eine eigene Klasse für sich. – Fazit: Einstand wieder gelungen, Patient
– fitter than ever before..... Und hoffentlich bleibts auch so, und er
kommt bald einmal wieder....
http://www.arthurbrownmusic.com/

aufs
Bild klicken und das Original von 'Fire' 1968 anschauen/hören.
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And now Ladies and Gentlemen – The Pretty Things – once again live in
Munich....
Und
peng, Phil May wirkt doch tatsächlich im ersten Moment wie Eric Burdon da
oben. Eine entfernte Ähnlichkeit ist
nicht abzustreiten. Schwarzer Anzug, weißes Hemd und Sonnenbrille
beherrschen das Bühnenbild. – It’s Showtime für die, einst wildeste
Rockband aus dem Swinging London der Early Sixties. -
Und dass
Aussehen täuschen kann, das beweist vor allem Gitarrist Dick Taylor. Opi
lässt grüßen vom visuellen Aspekt her, aber vom rockingen Augenwinkel
betrachtet, lässt er nach wie vor die Barbiepuppen tanzen, und zwar so,
dass so mancher Enkelsohn in der Menge hier seinen Bubblegum verschluckt.
Phil May gibt sich bluesig lasziv und der Schalk blitzt in den, immer noch
jugendlichen Augenfalten.

Die Aushilfe für John Poyery
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Na, der Burschi gehört mit
Sicherheit zur
next Generation of Pretty Things
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Arthur
& Phil

alte Freundschaft rostet
nicht |
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In
der Tat wirkt Mr.
May wie
Casanova nach der Wiederauferstehung aus dem Jungbrunnen von Hermes dem Götterboten.
Allein mit ihm im Separet – Mädels ich lege meine Hand nicht ins Feuer für ihn....
- Dem Kerli sitzen immer noch
Pepperoni im Allerwertesten, zumindest was die Stagepräsenz betrifft. –
Und ja, man holt auch Mr. Arthur Brown noch einmal auf die Bühne, um den
Old Time Rock’n’Roll in seiner reinsten Form zu zelebrieren. Auch
Bassist und Wally Alan und Gitarrist Frank Holland schenken sich keine müde
Kaffeebohne und mischen fleißig mit beim Pretty Things Poker. – Die
Setliste schenkt sich auch nichts in Sachen – Greatest Hits, und natürlich
will das neue Teil ebenfalls promotet werden.

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Übrigens
eine sehr gute und schwungvolle Scheibe, kann ich nur empfehlen. Ach ja,
leider ist John Povey ist auf dieser Tour nicht mit dabei aus familiären
Gründen. Er wird allerdings würdig von Stagehand und Co. vertreten. Es
wird aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Povey auf jeden Fall noch
mit von der Partie wäre.
However, ein Gig von The Pretty Things ist eine Reise in die Vergangenheit
mit hohem Nostalgiewert, und das, ohne dass auch nur ein einziger Moment
verstaubt wirkt. Hier tanzt der Eisbär mit dem Pinguin und rockt den Iglu
nieder.- Und ich kann ohne zu zögern behaupten, im Gegensatz zu so
manchen anderen abgehalfterten Oldiebands, so sind die Pretty Things,
vielleicht fünfache Opas im Day To Day Life, aber beileibe nicht
das...... So wie sie selbst
in ihrem großen Hit singen: „Don’t Bring Me Down’ –
Ja logisch, - glaub’ ich sofort......
http://de.wikipedia.org/wiki/The_Pretty_Things
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