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Klein-Udo feiert seinen 20sten…… Nein, natürlich nicht er selbst, sonst wär’ er ja ein medizinisches Wunder. Aber seine Existenz als, bzw. mit U.D.O  hat nunmehr zwei Dekaden am Buckel. Du heiliges Kanonenrohr!!!! Ist das wirklich schon so lange? Es kommt einem jedenfalls nicht so vor. Und Udo selbst betont immer wieder auf’s Neue, dass der musikalische Höhepunkt noch gar nicht da war. Ja was denn? Ich frage mich, hat jemand mit so vielen metallischen Highlights inklusive aller Accept Hymnen, noch Wünsche offen?! Hat er anscheinend, sonst würde er wahrscheinlich jetzt mit Mitte 50 nicht hier stehen und versuchen, uns glaubhaft rein zu prügeln, dass der sogenannte (True) Heavy Metal nicht das einzige wahre und ultimative Vater Unser ist, dass es zu beten gilt. Und wir 500 Schäflein tun ihm den Gefallen und haben uns eingefunden zur 25sten Sure des Metal-Korans (oder ist es die 26ste? zum karierten Prophetenbart noch mal.... Ehrlich gestanden, ich hab’ nicht mitgezählt. Aber wir sind alle wieder gerne hier aufgetaucht, nicht zuletzt in der obligatorischen Erwartung, auch wieder einige Accept Klassiker serviert zu bekommen. Denn die sind es im Grunde genommen, die Udo den Rest seines Künstlerlebens begleiten werden. Da kann er noch so viele U.D.O. Alben produzieren. Wenngleich auch diese so einige Juwelen hervorbrachten im Laufe der Zeit, ums mal nicht außen vor zu lassen.
 

Anyway, das Vorgebet wird zu ziemlich frühem Zeitpunkt erst mal von Iron Fire (Anm. was für ein Klischee-Name!!!) aus Dänemark gezwitschert. –

Ehrlich gestanden habe ich, und da wird mich jetzt jeder Metalfan killen dafür, - noch nicht viel von diesem Fünfer gehört. Aber wie ich stets zu sagen pflege, kann man 1) nicht allwissend sein, und lasse ich mich 2) immer wieder gern von neuen Dingen überraschen und eines Besseren belehren – oder auch schlechteren – je nachdem. Fakt ist, dass das Quintet seit fünf Jahren existiert und als Coverband seine Karriere begann. Allen voran Martin Steene, den jenes nicht allzu lange befriedigte und alsbald versuchte, sich mit Heavy Metal, Marke Eigenbau selbst zu verwirklichen. Man probierte verschiedene Stilistiken aus, die Bandmembers wechselten ebenfalls über die Jahre wie das berühmte Hemd den Besitzer. Und das letztendliche Resultat beweist, dass man auch mit brav-gesittetem Haarschnitt und ohne jegliche visuelle Imagepflege diese Musik in ihrer Ursprünglichkeit praktizieren kann. – Mein genereller, erster Eindruck ist gar nicht mal der schlechteste, auch wenn die Dänen alles andere als innovativ sind. Sie machen nichts, was nicht schon seit mindestens einem Vierteljahrhundert da gewesen wäre, aber sie machen es mit Liebe zum Detail, voller Inbrunst und vor allem Selbstüberzeugung. Und so was überträgt sich bekanntlich auf die Konsumenten. „Blade Of Triumph“ nennt sich der, bereits fünfte Streich von Iron Fire. Und irgendwie scheint die Zahl 5 ausschlaggebend zu sein für die fünf Dänen, die nach fünf Jahren nun auch auf Münchens Brettern stehen. Mal schaun was als nächstes, bzw. ob noch was nach kommt - zumindest in den nächsten fünf Jahren.
http://www.ironfire.dk/

’A New Religion’ wird uns von der zweiten Strophe des Gebetabends präsentiert, nämlich von Primal Fear.

Und ich habe bereits festgestellt, dass so einige Kuttenträger heute Abend hauptsächlich in der Erwartung auf jene, den Weg her gefunden haben. Nicht zuletzt weil eben dieses neue Testament, das sich da ‚A New Religion’ nennt, so überaus gut ankommt bei den Fans. Und sie tun es auch im wahrsten Sinn des Wortes. Mein lieber Herr Gesangsverein, die Brüder meinen es wirklich gut mit uns und präsentieren uns 90 Minuten Novelle Cuisine – ala’carte.

Der große Bonus dieser Tanzkapelle ist sicherlich ihr Sänger Ralph Schepers, dessen stimmliche Akrobatik sich über mindestens zwei Oktaven zieht. Die Anstrengung springt ihm förmlich aus der Föhnfrisur. Und so wahr ich hier stehe und so oft ich diese Schachpartie schon live gesehen habe, so habe ich ihn noch nie,- wirklich noch nie mit einer anderen Hose, wie eben dieser hier, on stage erlebt. Ich schwör’s. – Langsam frage ich mich, ob er überhaupt noch eine Alternative besitzt. Tja klar, das ist mit Sicherheit nicht der gravierende Aspekt jetzt, aber es fällt denn doch irgendwann auf den Sehnerv. Anders bei Kollege Sinner, dessen Lack-Beinbekleidung wahrscheinlich unten drunter eine Hitze entwickelt, wie eine Eruption am Kilauea auf Hawaii. (Anm. selbst schon erlebt vor Ort) Aber man trägts natürlich mit Fassung und Würde, denn wer ein stilechter Metalprinz sein will, der gewandet sich nun mal in die, dafür üblichen, Materialien Lack und Leder. Nur die Harten kommen durch. Und die simma nun mal, dem Klischee entsprechend mit ein paar Pfund mehr oder weniger auf den Rippen – gelle?!. - Imagepflege nennt man sowas. Und die wiederum hat viele Facetten.


Prost - auch eine Form von Imagepflege
& hoffentlich ist's wenigstens ein gepflegter Chablis

 Aber abgesehen davon bieten Primal Fear eine gewohnt, solide Performance mit exakt abgestimmten Zusammenspiel, das jedes Metalherz zum halleluja jubeln verführt. Und so soll es ja schließlich und endlich sein.

 http://www.primalfear.de/


... and there he comes – the Mastercutor, die Stilikone, die Metallegende, das Topmodel und Caruso des Heavy Metals, liebenswertes Rumpelstitzchen, oder einfach unser Onkel Udo, dessen Kehlkopf auch nach 35 Jahren immer noch über sich hinaus wächst bei jedem weiteren Gottesdienst im Dienste des Schwermetalls.

Die Predigt ist wieder mal schlicht und ergreifend ein Donnerwetter von höchstem schwermetallischem Aufklärungsunterricht in Sachen – Mission Nr. 15. Denn genau so viele Alben hat Udo im Laufe der, eingangs erwähnten, 20 Jahre gebetet und deren Messen über den Laufsteg getragen. Udo kann man getrost als alteingesessene Institution bezeichnen. Ohne ihn würde der deutsche Metal vielleicht heute etwas anders aussehen. Trotzdem muss man es jetzt mal schlichtweg auf den Punkt bringen. An die Meilensteine, die er anno dazumal in den glorreichen Achtzigern mit Accept kreiert hatte, ist er mit U.D.O. nicht einmal annähernd wieder heran gekommen. Songs wie ‚Princess Of The Dawn’, ‚Balls To The Walls’ und die National-Metalhymne  schlechthin – ‘Fast As A Shark’ werden ihn in alle Ewigkeit wie der Segen des Heiligen St.Christopherus begleiten, ob er will oder nicht. Aber ich denke, das ist ihm ganz recht. Denn genau mit Hilfe jener federführenden Accept-Orgelmusik lassen sich auch die Choräle von U.D.O. ganz gut vermarken. Und diese sind wiederum mitnichten zu vernachlässigen. Man denke nur an das geniale ‚Man And Machine’ oder das eindringliche ‚Master Of Desaster’. –




Der Weihnachtsmann hat auch mitgespielt



so ein Schlückchen echter russischer Wodka wär' jetzt
schon was feines.....


Mit dem aktuellen Album ‚Mastercutor’ setzt Herr Dirkschneider noch einmal einen Unterstrich mit dreifachem Ausrufezeichen unter die gesammelten Werke von U.D.O. Und somit ist auch diese Show hier eine – Best of... Retrospektive, geschickt gewürzt mit den, vorhin genannten Accept Juwelen, die dem Gottesdienst das letztendliche Amen geben. Nein, nicht ganz, haben doch die Fans heute Abend einen allerletzten Wunsch offen, da es sich hierbei um die letzte Messe dieser Tour in Germany handelt. Und Udos Frage nach jenem finalen, musikalischen Blumenstrauß ist in etwa so überflüssig wie ein geschlechtsreifer Hecht im Karpfenteich der da brüllt... heidi heida hei.... und jawohl ja, auch nach mehr als 2 Dekaden hat Udo den ultimativen Urschrei immer noch drauf wie einst Tarzan im Kongobecken. Wahrlich, dieser Song war und ist das Ei des Kolumbus, ob mit oder ohne Military Outfit und der Bluesbrothers Sonnenbrille im Rampenlicht. Aber wie auch immer, das hier war und ist wahrscheinlich die beste U.D.O. Show, die jemals erlebt habe.

Und wie immer man es dreht und wendet, - letztendlich steht und fällt Udos Popularität und jedes einzelne Hochamt seiner Karriere mit dieser Brachialarie, die auch in 100 Jahren nicht aus der Metal-Mode kommen wird. Nun ja, solange es zumindest diese Musik gibt.  Nachtigall ich hör dir zwitschern...und der Glaube versetzt bekanntlich das Himalaya. Udo glaubt jedenfalls an den Fortbestand  des Heavy Metals, und wir glauben an Udo, und wie heißt es so schön: ein pessimistischer Optimist ist ein Mensch, der die hoffnungslosesten Dinge auch noch von seiner allerbesten Seite sieht. Nun denn, da gibt’s nichts mehr hinzuzufügen, nur noch ein – dosvidanje und bis zum nächsten Mal in Ewigkeit Amen.
PS: ach ja, nachträglich noch: M E L E  K A L I K I M A K A  e  H O U L I  M A K A H I K I   H O U – das ist hawaiianisch und heißt – Frohe Weihnachten! - Mal was anderes als immer in russisch....

nochmal PS: nächstes Mal gibt's dann wieder ein Fläschchen feinen spanischen Roten für Dich und einen Wodka made in Russia für den Kollegen.....großes Metal-Ehrenwort!!!
http://www.udo-online.de/                      

Ein kleines Pre-Show Geplauder mit Udo kann man unter Interviews nochmal anhören