... und kurz vor Weihnachten rollt der Rubel.... äh sorry, der Kürbis
auch noch mal durch good old Bavaria, genauer gesagt durchs schöne
Kaufbeuren im Allgäu. Und man höre und staune, heißt doch die Parole
glatt – ausverkauft, und das in der All-Karth Halle, die beileibe keine
Abstellkammer ist, sondern eher ein ausladendes Wohnzimmer der Überdimensionalität.
Weiß der Kuckuck, warum der Andrang gerade heute so riesig ist.
Andererseits – warum nachdenken drüber. Seien wir doch froh, dass es so
ist. – Vielleicht weil die Fischköppe, Marke Kürbiskern so elendslange
durch Abstinenz geglänzt haben, oder weil die allgemeine Zuhörerschaft
einfach ausgehungert nach generellen Liveaktivitäten in Sachen Hardrock
war – ist.- Ist auch piep
– ich weiß nicht was.
Ich weiß nur eines, ich komme wieder mal fast zu
spät. Denn in diesem Fall gilt es nicht nur die Kings of the road, äh
tonight auszukundschaften und in Bild festzuhalten, sondern auch das erste
und zweite Kapitel vom Allgäuer Metal-Gemetzel.
Ich schaff’s gerade noch in
den rettenden Fotograben, um Berny und Co., mit anderem Namen als Axxis
bekannt, vor die Linse zu kriegen.
Heißa, da kommt Freude auf oder auch
nicht, sind doch die anfänglichen Lichtverhältnisse wieder mal äußerst
bescheiden angepasst. Und Berny hüpft wieder so rasant über die
Bretter, dass es zum Hochseilakt wird, bei jenen Gegebenheiten die Action
scharf einzufrieren. Seit dem letzten Blitzbesuch von Axxis in Bavaria hat
sich einiges verändert im Bandgefüge. Das fängt mit einem neuen
Gitarristen names Marco Wriedt an und führt über die Tatsache, dass die
übliche weibliche Verzierung von Axxis namens Lakonia aus privaten Gründen
dieser Konzertreise fern bleiben muss. Für sie springt eine Dame namens
Ana Mladinovici ein, die eigentlich bei der rumänischen Band Magica das
Gesangsmikro schwingt. Nicht schlecht, aber etwas gewöhnungsbedürftig, würde
ich es mal nennen. Aber so ist es bekanntermaßen mit allem Neuen. – Und
ich gehöre beileibe nicht zu denjenigen, die nach dem Motto: was der
Bauer nicht kennt, frisst er nicht – gehört. Berny betört wie gewohnt
hauptsächlich den Boden mit seinem Tenor, so als ob er jenen dazu bringen
könnte mit 2facher Schallgeschwindigkeit abzuheben. Tut jener aber Gott sei
Dank nicht. Er wackelt nur ein wenig bei so viel schwindelerregender
Vibration, ich meine - der Boden.
Okay, 40 Minuten sind kurz und Doom Of Destiny will noch mal
denjenigen ordentlich rein gebrettert werden, die das Teil bis zum
heutigen Abend noch immer nicht geschnallt haben. – wie heißt es so schön???
– Und bist Du nicht willig, dann brauch ich Gewalt. – Nein, brauchts
gar nicht. Axxis werden auch so wieder gebührend abgefeiert und
hinterlassen letztendlich alles andere als den Eindruck eines Openers, der
froh und dankbar sein muss, dass er überhaupt die Gnade erhält,
hier aufzutreten. Nur eines nehme ich Berny jetzt langsam aber
sicher persönlich übel. Nämlich, dass mein All Time favorite Axxis Song
so gar nie und nimmer live zum Zug kommt. Dabei ist „Wonderland“
meiner Meinung nach einer der besten Klimmzüge überhaupt. Aber gut,
Ansichten sind bekanntlich sehr unterschiedlich, und ich will mich nicht
weiter beschweren. Denn Axxis gehören mit Sicherheit zu den qualitativ
besseren Acts in diesem Genre. Und ach ja Berny, eine weitere Lektion in
Sachen bildtechnische Detailaufnahmen und das dazugehörende Know How
ist beim nächsten Treff mit einbegriffen. (Anm. - dafür krieg'
ich Wonderland, okay?!)
http://www.axxis.de/
Vor ein
paar Jahren hätte
noch niemand daran gedacht, dass Gamma Ray zusammen mit Helloween
touren, ja sogar miteinander
auf einer Bühne stehen.-
Alle Fans wissen wovon ich spreche. War es
doch gerade Gamma Ray Frontmann Kai Hansen, der damals in den 80ern
Helloween erst zu dem machte, was sie heute noch sind. Ich will hier
mitnichten das alte leidige Kapitel noch mal breit stampfen. Was gewesen
ist, ist nun mal gewesen und längst Vergangenheit. Trotzdem war man sich
noch lange Zeit nicht wirklich grün. Aber wir werden schließlich alle älter
und weiser (hoffe ich doch) und sind somit bereits vor einiger Zeit zur Einsicht gelangt, dass sich
ewig währender Groll nun mal auf Dauer wirklich nicht lohnt.
Leider hat Kai mit Gamma Ray oder anderweitigen Projekten später nie mehr
den Status der frühen
Helloween Jahre nachvollzogen. Aber ich denke, das liegt weniger an seinen
Songschreiber-Qualitäten, als vielmehr am allgemeinen Zeitgeist. Und der
war nun mal Mitte der Achtziger auf seinem Zenith und konnte weder in den
Neunzigern noch bis heute jemals wieder genauso nachvollzogen werden.
Trotzdem gefällt mir das, was Kai und sein Baby Gamma Ray da fabrizieren,
außerordentlich gut. Wenn ich ehrlich bin, sind es für mich sogar die
heimlichen Gewinner dieses Abends. Kai ist weder besonders groß von
Statur, noch lassen andere
Augenmerkmale den Fokus auf ihm ruhen. Aber das kleine Musiker-Genie
besitzt trotzdem eine Aura, die seinesgleichen sucht und nicht nur mich
multiple Purzelbäume schlagen lässt. Fragt mich aber
bitte nicht, was das im einzelnen ist. Es ist etwas nicht greifbares,
etwas unsichtbares, dass uns trotzdem fesselt wie Schneewittchens
Stiefmutter, die ihren Zauberspiegel vernascht. Stimmlich gesehen hält der
Kleine Große wacker mit, auch wenn die hohen Töne nicht seine Stärke
sind. Aber letzteres fällt nicht weiter ins Gewicht, ist doch das
Songmaterial schön passend auf ihn zugeschnitten. (Blödsinn, er
schreibt's ja ohnehin selber)
Vor knapp einem Monat
und ein paar zerquetschte erschien ‚Land Of The Free II’. ein weiteres Kapitel in der Gamma Ray
History, das einmal mehr das immense Künstlerpotential eines Kai Hansens
hervor kehrt. Trotzdem wird das neue Teil nur bedingt berücksichtigt in
der heutigen Show. Zum einen, weil auch hier die nötige Zeit fehlt, zum
anderen, weil die Kiddies in der kurzen Zeit tatsächlich lieber zu
‚Heavy Metal Universe’ mitgrölen wollen. Und man höre und staune,
hat sich doch sogar ein alter, von Kai, gepennter
Helloween Wurm namens ‚Ride The Sky’ in die Setliste
geschlichen. – Spätestens hier bleibt die Magie etwas auf der Strecke,
hat doch wahrscheinlich so mancher heimlich drauf gehofft, dass es spätestens
jetzt zu einer Verbrüderung mit den alten Kampfgenossen on Stage kommt.
Tut es aber nicht, - jedenfalls noch nicht! Eine Zugabe gibt’s zumindest
mit ‚Send Me A Sign’. Und fast könnte man jenes als symbolische,
durch die Blume gesagte Botschaft auffassen, oder auch nicht. Ich für
meinen Teil und mindestens zig hunderte weitere Genussspechte der schönen
Künste, sind mit diesem Gastspiel mehr als happy gestellt. Sowohl was
die Performance, das Liedgut und die unwiderstehliche Aura eines Kai
Hansens betrifft. Und das meine Freunde, -
mal abgesehen von den restlichen Akteuren – Gitarrist Henjo
Richter, Bassist Dirk Schlächter und Drummer Dan Zimmermann, - (Anm.
sorry, wenn ich Euch vernachlässigt habe, Boys), aber das ist es, was die
ganze Magie von Gamma Ray ausmacht und noch ein bisschen mehr.
Und das bei aller Bescheidenheit, - mein lieber Kai?!
http://www.gamma-ray.com/
Der Einzug der Toreros geht mit viel Pomp vonstatten, ganz im Sinne von
Gambling with the Devil und mit dem Paradesong ‚Helloween’. (Anm.
damit auch noch zum 175.000sten Mal betont sei, wer sich da oben jetzt
und just zu dieser Sekunde befindet). Dabei brauchts das so wenig, wie die
übliche Präsenz der überdimensionalen Kürbisse links und rechts von
der Bühne postiert. Aber das gehört nun mal zum alteingesessenen
Establishment. Also lassen wir jenes außer Acht und widmen uns vielmehr
den Akteuren da oben, die sich in altbewährter Form und und Sitte den
Poker hin und her schieben. Das fängt
beim unvermeidlichen Glimstengel von Weiki an (Anm. das Rauchverbot
ab 2008 wartet schon auf ihn) - zieht sich über den beständigen Lockenschopf von
Herrn Bassinvader- Großkopf hinweg, und endet bei der Jacke von Frontmann Andy
Deris, der diese, trotz Temperaturen nahe dem Siedepunkt, eisern anbehält
– zumindest bis zur Zugabe. –
Die Show – wie immer actionreich
geladen, und keinerlei Alterserscheinungen sind spürbar. Im Gegenteil, man ist
nach wie vor für so manches Späßchen zu haben, so wie heute der kleine
Abstecher nach Schlumpfhausen, linkerhand vom Schlagzeug postiert, wo sich
Papa Schlumpf Deris, Schlumpfinchen Großkopf und Schlaubi-Schlumpf Sasha-Boy in
passendem Negligee an ‚Smoke On The Water’ verschlumpfen. Gargamel
Weiki fackelt nicht lange und macht dem Zauber alsbald ein Ende, sehr zum
Vergnügen aller Helloween-Schlümpfe im Publikum. Gambling With The Devil
wird zum schlumpfigen Metalvergnügen, das sich in diversen Solo-Einlagen
bis hin zu Dr.Stein schlumpft. - Habt Ihr mich
geschlumpft??
Aber der Höhepunkt kommt erst noch. Und für den hat sich Andy Schlumpf
in den Zauberer von Oz verwandelt, stilgerecht in rotem Satinsakko mit Zylinder.
Das bislang nicht vorstellbare Weihnachtswunder passiert,
und Kai Hansen samt seinen Gamma Rays betritt das Casino, um mit Helloween
zusammen, deren beide größten Hits „Future World“ und „I Want
Out“ aus zu knobeln. Meilensteine, für die hauptsächlich Kai verantwortlich
zeichnet.
Demzufolge ist ihm auch der Vortritt überlassen an den Vocals.
Wobei der kleine Große die hohen Töne denn doch lieber Herrn Deris überlässt.
Die Spielhölle ist nicht mehr zu halten und überschlägt sich an Royal
Flashs. Der ultimative Lotto-Sechser hat sich verwirklicht. Und für alle
Helloween Fans ist heute nicht nur Weihnachten, sondern auch noch gleich
Geburtstag und Ostern zugleich.
http://www.helloween.org/
Ein toller Ausklang eines gelungenen Gambling-Abends im kaufbeurischen
Fegefeuer, der vom
unterhaltsamen Black Jack von Axxis über den musikalisch-hochwertigen
Poker von Gamma Ray bis hin zum schlumpfigen Solitaire von Helloween reicht. Der eindeutige
Gewinner aber heute Abend heißt -
Kai Hansen. – Eins
zu Null für Dich. Und das ist eine eindeutige musikalische Liebeserklärung
von mir - jawohl
ja!
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