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Okay, ich geb’s zu. Ich bin aus zwei Gründen aufgelaufen an diesem Abend im Metropolis. Zum einen, weil man bei Events lokaler Größen jede Menge Leute trifft, die man sonst wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen muss, und die nur noch zu einem solchen Anlass aus ihren Löchern gekrochen kommen, dank Familie und anderweitigen Verpflichtungen. Und zum anderen bin ich natürlich als Musikjournalist stets ein neugieriger Mensch, der sich gerne ohne jegliche Vorurteile eine eigene Meinung bildet, auch wenn es sich hierbei „nur“ um eine einmalige Nostalgie-Veranstaltung handelt, wie allseits immer wieder kräftig betont wurde. Aber Nostalgie hin oder her, - es ist nun mal ein Konzert, und dementsprechend wird es auch rezensiert, so wie jedes andere Event auch. Der Zauber geht los mit „Wagner“, benannt nach ihrem Chef Tom Wagner, der das Gesangsmikro schwingt.
Zugegeben, ich selbst habe noch nicht viel gehört von diesem Quartet. Und ich bin mir nicht sicher, ob das an meiner (ungewollten) Ignoranz liegt (Anm. ich werde hier nonstop zugekleistert mit Dutzenden von neuen oder unbekannten Acts) oder ist mir die Existenz der Brüder hier schlicht und ergreifend einfach bisher verborgen geblieben? Dabei haben sie gerade erst am 15. Dezember beim Finale des Deutschen Rock- und Poppreises mit dem Song ‚Neu’ den dritten Platz belegt. Alle Achtung! Bekanntlich zeigen Auszeichnungen dieser Art die Qualitäten eines Künstlers. Anders verhält es sich dann aber mit der individuellen Geschmacksrichtung in Sachen Stilistik. Und ich glaube, genau das ist das Problem von Wagner an diesem Abend. Beschreiben wir es mal so... für den Level auf dem sich diese Band befindet, sind sie mit Sicherheit nicht schlecht. Sie präsentieren uns soliden Deutsch-Rock der altbewährten Sorte, also nichts wirklich neues. Das Ganze wird durch Coverversionen wie David Bowies ‚Heroes’ – (eingedeutscht - ‚Helden’) und Van Morrsions ‚It’s All Over Now Baby Blue’ aufgelockert. Man merkt auch, dass sich Tom (voc), Nils (git), Stefan (Bass) und Chris (Drums) wirklich alle Mühe geben ihrem Standard gerecht zu werden. Besonders der Gitarrist zieht (zumindest) meine Aufmerksamkeit auf sich. Wagner haben zudem, nicht übersehbar, einige wenige eigene Fans aufgemöbelt zur heutigen Sitzung. Aber der Großteil des Publikums, das ich mal über den Daumen gepeilt auf etwa 350 Hansln schätze, kann mit den Brüdern da oben nichts anfangen. Nennen wir’s mal so, ich möchte den Opener hier auf keinen Fall verurteilen für das was er da macht, nur weil’s nicht dem individuellen Geschmacksnerv entspricht. Ich bin lediglich der Meinung, sie haben zum Rest vom Schützenfest schlicht und ergreifend nicht dazu gepasst. Und ich bin mir sicher, wenn die Jungs sich mit ihresgleichen zusammen tun, dann funktionierts auch mit dem Nachba.... äh sorry, mit den Fans, die eben auf diesen Stil abfahren. Nix für ungut Boys. Eieieiei, ich hab’ ja schon so einige
Konzerte in diesem Wohnzimmer hier erlebt, u.a. auch so bekannte Acts wie
Brian Adams oder John Mellencamp (Secretgig) aber keiner hats jemals so
spannend gemacht wie unsere Münchner Rock’n’Roll Helden hier, mit
Vorhang und Inbetweenie-Unterhaltung, die aus einer Lesung von geistreicher
Philosophie eines bayrischen Rock-Animals herrührt. Das Problem ist nur,
- keinen interessiert es so wirklich in just diesem Moment. Und die Geräuschkulisse
im Raum übertönt teilweise den vortragenden Referenten. Nun denn, mit
jener Aktion wird mit Sicherheit nicht der Pulitzerpreis zu gewinnen sein.
Aber gut, was solls. Für Freunde und Bekannte des Autoren und
Interessenten der Münchner Szene, ist das Teil mit Sicherheit ein
absolutes Muss. Damit wären wir auch wieder bei dem Punkt
angelangt, wo ich betonen muss, dass ich mich zu jener Zeit noch gar nicht
in München, geschweige denn in Deutschland befunden habe. Und später,
als ich dann endlich nach langen Jahren in London, hier gelandet bin, hat mich das
internationale Business so sehr in Anspruch genommen, dass mir auch dann
noch die Münchner Szene mehr oder weniger durch die Lappen gegangen ist.
Abgesehen davon ist mir das hiesige Nachtleben ebenfalls im Großen und
Ganzen fremd. Denn erstens bin ich auch nimmer die Jüngste, und zweitens
– bei jobmäßig, durchschnittlich 4 – 5 Events in der Woche, ist man
froh, wenn man die restliche Zeit zu Hause vor dem TV oder sonst wo
verbringen kann. Ich zähle auch heuer wieder über 150 besuchte Konzerte.
Langer Rede kurzer Sinn, will ich hiermit meine Unwissenheit bzgl. Der Münchner
Musikszene entschuldigen. Ich hoffe, Ihr nehmt mir das nicht weiter übel.
– Einige Leute kennt man dann doch von diversen Gelegenheiten her, wie
z.B. Herrn Lausmann, Herrn Henzen oder den guten alten Holger Schulten (Anm. hey, das
ist jetzt nicht aufs Alter bezogen!!! Nur ums zu betonen. Ich hatte da
schon mal Probleme mit jemanden, der das deutlich missverstanden hat :-))
Oder den Manni, mit Nachnamen Stürner, der seit exakt 17
Monaten auch
noch Windelns wechselt zu Hause. Wer hätte das gedacht. Der Rest aller
mitwirkenden Akteure ist mir persönlich nicht bekannt. – Aber zurück zum
momentanen Geschehen da oben, - und ich muss sagen, - jawohl, das gefällt
mir recht gut was da jetzt abgeht. Mit dem, von Rainbow – abgeleiteten
‚Long Live Rotten Rose’... fällt Manni mit fliegenden Fahnen, -
pardon Hemd, und wehendem Haar ein, und überzeugt uns in nullkommanix,
dass er tatsächlich mit der Callas konkurrieren kann. Okay, wie schon vorhin erwähnt,
habe ich selbst keinen Vergleich zu früher. Aber ob jemand singen kann
oder nicht, das kann ich
gerade noch auseinander dividieren. Unterstützt wird unser stolzer Daddy
von Joe Huhn am Hochsitz und Zur Linken hätten wir dann noch als Special Offer unseren international-versierten Profi-Produzenten Chris Lausmann - (Voices Of Rock) zu vermerken, und als Gitarrist fungiert der schöne Mann rechts außen, mit dem klingenden Namen – Gino Brown. Ach ja, und nicht zu vergessen, die beiden Damen Vicky und Claudia im Background, die mit ihrem Aussehen und auch stimmlich, das Ambiente tatkräftigst unterstreichen. Anyway, - Rotten Rose bieten uns jedenfalls heute eine lustige und abwechslungsreiche Show, nichts außergewöhnliches, keine instrumentale Extravaganza, aber schlicht und ergreifend Rock’n’Roll zum abtanzen, gespickt mit mehr oder weniger geistreichen Kommentaren in tiefstem bavarian Slang vom selbsternannten Dio aus Moosach. So wie z.B. „Das nächste Stück ist von der letzten Platte, die wir nicht gemacht haben"- 'Now', - oder "„Der nächste Song kommt auf unsere nächste Platte, die wir nicht machen - ‘Come Back’ “ oder „Hier ist ein Track von unserer übernächsten Platte, die wir wahrscheinlich nie machen werden - ‘The River’ “ However - Bravo, das Intermezzo hier hat alles in allem den Abend und das allgemeine Amusement gerettet.
Verflixt und zugenäht, das ist jetzt nicht
so einfach zu zerpflücken. Aber ums auf einen Nenner zu bringen, mir
fehlt hier einfach der Pfeffer, oder wie man so schön sagt, der letzte
Kick in der Patrone. Dabei geben sich auch diese Herrschaften hier jedes erdenkliche
Schießpulver, die anwesenden Schäflein
da unten mit ihrem klanglichen Potpurrie zu überzeugen. Und ja, es sind
bei diesem Verein hier ebenfalls ein paar Könner
am Werk. Thomas Burlefinger am Keyboard, der lt. Website, bereits mit
Leuten wie Terry Bozzio, John Miles u.a. gearbeitet hat. Weiters an der
Gitarre Andy Turzer, der sich schon durch die komplette Bandbreite
bayrischer Rockgrößen gezupft hat. Das Gleiche gilt für Sänger Frank
Libal. Dann wäre da noch Drummer Thomas
Henzen, der mit Sicherheit zur etwas gehobeneren Klasse bajuvarischer
Buschtrommelkunst zählt.
Ums nicht zu vernachlässigen... Love Trick
sind die einzige Gruppe in diesem Reigen hier, die mal einen
Majorlabel-Vertrag hatte anno dazumal. Ich führe das mal auf die
Kommerzialität der Songs zurück, die in hübscher Plätschermarnier,
weiß Gott keine Rebellion von Otto Normalverbraucher herbei führen, wenn Ihr
versteht was ich meine. – Wie gesagt, ich will hier niemanden
verurteilen oder in der Luft zerfledern, nur weil er, entweder stilistisch
nicht zum Gesamtpaket passt, wie Wagner, oder Love Trick, die nach
dem explosiven Gastspiel von Rotten Rose, mehr oder weniger wie eine Schlaftablette
wirken. Sorry Boys, das ist jetzt wirklich nicht persönlich gemeint. Aber
ich sage immer straight, was ich denke und fühle in meinen Konzert
Reviews, und das seit 25 Jahren. |
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