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Okay, gleich zu Beginn will ich gesagt haben, dass ich dieses Mal keine ausführliche Live Review schreiben werde an dieser Stelle. Vor allem deshalb, weil ich diese Band in den letzten 3-4 Jahren bereits mehrere Male rezensiert habe und sich seit dem letzten Mal im Prinzip nicht viel verändert hat. – Komplett neue Scheibe ist weit und breit keine in Sicht, und Alvin Lee ist auch noch nicht zurück gekehrt zum Mutterschiff. Muss er vom musikalischen Standpunkt her auch nicht. Denn, wie ich schon mehrmals in der Vergangenheit betont habe, steht ihm sein legitimer Nachfolger Joe Gooch in, aber schon absolut gar nichts nach. Und das ist keine Über- bzw. Untertreibung. Im Gegenteil, ich möchte fast behaupten, dass Joe jene Rocklegende inzwischen um Längen überholt hat, was das Können betrifft. Einziges Manko: er wird nie den Legendenstatus von Alvin Lee erreichen. –


anno 1968

Nein, man ist sich mitnichten nach wie vor ultraviolett und geht sich aus dem Weg, bekräftigt der harte Orginalkern von Ten Years After in Sachen Alvin. Aber eine nochmalige Zusammenarbeit steht außerhalb jeglicher Diskussion, und man wäre durchaus happy mit der derzeitigen Situation. Das mag zum Teil auch durchaus zutreffen. Trotzdem bin ich mir z.B. totsicher, würde morgen die große Reunion im Original Line up stattfinden, dann wären gut gefüllte Venues der dreifachen Größe von dieser hier, mit Leichtigkeit wieder an der Tagesordnung. – Aber das wird wohl so schnell nicht passieren. Andererseits gut so für Joe, der sich in seiner Frontmann Rolle exzellent eingelebt hat in den letzten paar Jahren. Er, der  zu Woodstock-Zeiten noch nicht mal geboren war, trägt mit Würde und viel Können das Erbe des großen Alvin Lee fort. Ihm zur Seite stehen Ric Lee, Leo Lyons und Chick Churchill, die drei anderen verbliebenen Urmitglieder. Aber was rede ich da groß. Das wissen wir ja ohnehin.

                                                                                            
Im Vorfeld dieses Konzertes in der Backstage Halle gibt es etwas früher im Club gegenüber eine Party für geladene Gäste in Bezug auf den 17.Geburtstag der Münchner Backstage Institution, die anno dazumal in der Graubündner Straße die Geburtsstunde feierte. Und ich denke, dass ich zu nur einigen wenigen gehöre, die das damals noch miterlebt haben. Zwischenzeitlich am Containerbahnhof an der Donnersberger Brücke situiert, zog man dann  an die Friedensheimer Brücke. Aber auch hier ist in Kürze Schluss. – Diesbezüglich werden wir Herrschaften von der Presse und der Stadt München, von Chef  Hans Georg Stocker ausführlich über zukünftige Pläne unterrichtet, und das bei ausgiebig Speis und Trank. Sponsor dieser Stätte hier – Prinz Luitpold von Bayern spendierte gar ein ganzes Fass Kaltenberger Helles und hielt ebenfalls eine Ansprache. (ja genau der Herr, der auch für die berühmten Kaltenberger Ritterspiele verantwortlich ist!!!!)


Der Chef - Hans-Georg Stocker
mit Enthusiasmus und Durchsetzungsvermögen
immer wieder ans Ziel.....


Prinz Luitpold zapft höchstpersönlich an

Fakt ist für alle Münchner, die’s auch interessiert: die Halle und der Club an der Brücke bleiben noch bis zum 30. April bestehen. Dann soll der endgültige Schlussstrich erfolgen. Das ausgelagerte Werk auf der anderen Straßenseite im Industriegebiet, ist vertraglich bis Ende 2010 zugesichert. Und während dieser Zeit will man rund ums Werk einige neue Lokalitäten nach und nach aufbauen, inklusive der Zusicherung für einen Langzeitbetrieb. Betont sei noch, das nichts von der Stadt subventioniert wird, und die Backstage GmbH. alles irgendwie selbst finanzieren muss.  Aber ich bin mir sicher, dass unser Hans-Georg mit seinem ungebrochenem Enthusiasmus all jene Pläne auch früher oder später verwirklichen wird. Vielen Dank an dieser Stelle jedenfalls für die Einladung und die ausführliche Information. http://www.backstage089.de/



Zurück zu Ten Years After, die gegen 22 Uhr zum musikalischen Ohrenschmaus rufen. Die Bude ist mit ca. 600 unverbesserlichen  Althippies, Woodstock-Veteranen und Youngsters, die neugierig, den Sound ihrer Eltern auskundschaften wollen, - gefüllt. Und jawohl, sie bekommen alle was sie wollen, nämlich die großen Hits der Gruppe, wie z.B. ‚Hear Me Calling’, ‚Time To Kill’, und ‚Little Schoolgirl’, um nur einige wenige zu nennen. Und ja klar, die unvermeidliche, und ewig gleichbleibende Zugabe ‚Goin’ Home’,  der größte Wurf von Ten Years After aus dem Jahr 1968. Ansonsten gibt es, wie schon eingangs erwähnt, keine großartigen Veränderungen im Gefüge. Man lässt Joe den (sehr wohl verdienten) Vortritt. Leo grinst immer noch wie ein Honigkuchenpferd inkl. seines König Ludwig Schnauzers, wenn er den Bass malträtiert, inkl. Sohnemann Tom, der ihm als Techniker hilfreich zur Seite steht. Ob Chick (Michael) Churchills Brillengläser inzwischen noch 1 cm dicker sind als sonst, ist zwar schwer zu sagen, aber zumindest muss er heute seine Action am Keyboard sitzender Weise abfahren wegen einer kürzlichen Reparatur  am Kniescharnier. Tja, wir werden halt alle nicht jünger gelle und der altersbedingte Verschleiß hinterlässt seine Spuren – sichtbare und unsichtbare, aber Gott sei Dank keine hörbaren on Stage!!! Und wie gesagt, Woodstock ist schon lange her und so manches andere anscheinend auch......

Last but not least – die führende Hand im Gefüge, bzw. am Schlagzeug, Ric Lee, der neben dem obligatorischen Solo auch seine übliche Ansprache hält. Alles wie gehabt...

Jeder da oben bekommt sein Glanzlicht, zeigt was er nach wie vor drauf hat musikalisch, und übt sich ansonsten im solide - guten Zusammenspiel. Allen voran aber Joe Gooch, der wahrscheinlich mit seinen, erst 30 Jahren noch lange nicht den Zenith seiner Entfaltung erreicht hat, und trotzdem an Gitarre und Gesang besser ist als so  mancher Altveterane mit 40 Jahren Erfahrung am Buckel. Ich für meinen Teil bewundere gerade ihn für sein immenses Können. Und er ist es auch, der Ten Years After den frischen Wind in die Segel bläst und sie nicht wie eine Rentnerband wirken lässt. Hier schiebt sich Jung und Alt gegenseitig die Energie zu. Und die Performance inklusive all der alten großen Songs wirkt alles andere als angestaubt, sondern rockt voll hinterm Ofen durch den Schornstein in die Galaxis.
Yep, Operation – „Forward to the past“  - ist wieder mal erfolgreich gewesen. Woodstock lebt in der Backstage Halle und die Memory für unsere grauen Zellen  ist einmal mehr aufgefrischt. Ach ja, und der Patient geht am Stock.... im wahrsten Sinn des Wortes....
Was machst Du mit dem Knie lieber Ha... ähhh C....
http://www.tenyearsafternow.com/

Diesmal keine Aftershow Fotos... – weil’s einfach schon zu viele gibt (siehe Diary)....