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Die – New Generation of Heavy Metal – schlägt einmal mehr zu, und das gleich in vierfacher Ausführung. Und es ist wieder einmal interessant zu beobachten, wie sehr sich diese jungen Fans von den alt-herkömmlichen Headbangern unterscheiden. Das Backstage Werk ist brechend voll und so gut wie ausverkauft, schätze ich mal,-  was wiederum im Klartext ca. 1.200 Seelen bedeutet, die sich momentan hier aufhalten. Und du wirst keinen einzigen finden, der mit einer sogenannten Kutte rum läuft. So eine, auf der unzählige Aufnäher diverser Bands zu finden sind. Keiner hier steht mit bierernster Miene da,  bis zum Hals unbeweglich, und nur die Mähne schüttelnd. Und sogar diese ist nur noch in Ausnahmefällen lang. Lediglich T-Shirts mit diversen Logos zeugen von der Vorliebe ihrer Träger und wollen ohne Worte sagen: hey, ich war beim Metal Camp 2006 in Slowenien, oder in Wacken anno 2004. Oder - seht her, ich bin vor allem wegen Maroon gekommen, oder nach dem Motto: ich bin zwar hier, aber eigentlich steh ich auf Chimaira. Und diese Kids hier stehen nicht still an einem Platz, sondern sie tanzen und prügeln sich durch die Soundorgie jener Gruppen, die ihnen altersmäßig gar nicht soooo weit entfernt liegen. – 
Nun, ich schätze mal, dass meine Wenigkeit hier zu den ältesten Methusalems gehört, und etliche Youngsters locker meine Söhne sein könnten. Aber was soll’s. Musik kennt bekanntlich kein Alter und hält uns alle jung. Und mir selbst scheint es so: wenn man sich der Generation anpasst, die Dinge so akzeptiert wie sie nun mal sind und sich entwickelt haben, dann hält einen das selbst erst recht jung. Klar, ich besuche noch immer ein Deep Purple oder ein Black Sabbath Konzert. Das sind schließlich Legenden. Aber gerade als Musikjournalist sollte man auf keinen Fall stehen bleiben bei den Alten, sondern sich auch der Jugend erschließen. Und sofern diese etwas zu bieten haben, bin ich immer wieder gern mit dabei. Denn nur allzu oft stellt sich die immer wieder kehrende Frage: was ist in 10 – 15 Jahren, wenn es keine Purple,keinen Ozzy oder Uriah Heep mehr gibt? Was bleibt dann übrig?  Legenden, nein die wird es nie wieder geben. Diese Zeiten sind vorbei, und das heutige schnelllebige Musicbiz.  erlaubt dergleichen sowieso nicht mehr. Also was bleibt? - Das sind Bands, wie diese vier heute Abend. Junge energiegeladene und vor allem hoffnungsvolle Musiker, die versuchen ihren Sound an ihre Generation weiter zu geben. Bands, von denen wir keine Ahnung haben, ob es sie in 2-3 Jahren noch gibt. Und deshalb zählt hier eigentlich nur der Augenblick. Und genau jenen versuche ich hiermit fest zu halten.

Los geht’s mit Silent Decay,

...die offensichtlich vom Münchner Heimvorteil profitieren. Es ist umgehend festzustellen, dass die  persönliche Spezlwirtschaft gut floriert, und in Bayern müssen wir schließlich z’amm halten. Also auf geht’s zum schichtln und zum fröhlichen bajuvarischen Metalcore Buschtanz. Schubladendenken gilt nicht, und somit nennen Silent Decay ihren Stil einfach nur Metal, that’s it.  ‚World Of Lies’ heißt das Erstlingswerk, dessen Geburtstunde im Jahr 2005 lag. Inzwischen ist noch ein zweites Baby geboren namens ‚The Pain Of Creation’.  Und dazwischen gilt die Devise: touren touren touren bis der Allerwerteste raucht. Egal wie man zu diesem musikalischen  Entree’ jetzt steht, aber allein die Tatsache, wie sich unsere Buam da mit Herzblut rein hängen, ist allein schon ein Punkt für sie. Leider haben sie dafür nur etwa 30  Minuten Zeit. Aber das ist bekanntlich nun mal das übliche Schicksal eines Openers. Andererseits – besser das als gar nichts.

http://www.silentdecay.de/





Der zweite Joker im Line up Quartet nennt sich Deadlock.

Und dieser Fünfer hat immerhin schon 1997 seine Taufe zelebriert. Allerdings erschien der Erstling auf CD in Form einer EP namens 'I’ll Wake You When Spring Awakes' erst 2000. Ein Jahr zuvor gab es schon eine 7 Inch Vinyl Scheibe, die lediglich den Namen der Band trug. 2002 folgte dann ‚The Arrival’, ein Jahr später: ‚Six Reasons To Kill’. Und um die Discography komplett zu machen, sei noch ‚Earth.Revolt’ von 2005 und das neueste Machwerk ‚Wolfes’ vom vergangenen Jahr erwähnt.
Auch diese Truppe lässt sich nicht so gern einordnen und bezeichnen sich selbst als Mischung aus Melodic Metal mit technischen Anleihen und modernen Vibes. Natürlich fällt sofort der weibliche Aspekt ins Auge, der hier nicht nur für Blicke sondern auch für besonderes Gehör sorgt. Mein lieber Schwan,
Montserrat Caballe` degradiert zur Zaunmeise verglichen mit dem lieblichen Gesang von unserem Augapfel namens Sabine hier.

Aber Deadlock haben ihren Fokus höchstwahrscheinlich genau auf diese Kontraste gelegt. Und jene sorgen zumindest  für vermehrte Aufmerksamkeit der anwesenden Zuhörerschaft. Nicht, das jene Gangart etwas neues wäre, aber grundsätzlich sind Frauen ansich schon eine Besonderheit in diesem Genre, dass zu 99,9 % von den Herren der  Schöpfung beherrscht wird. Kurz und gut, ich stelle mehrfach fest, dass so mancher Zaungast heute Abend genau und extra wegen Deadlock angeeiert gekommen ist. Und diese wiederum bedienen ihre Fans zu deren vollsten Zufriedenheit. So what?! http://www.xdeadlockx.com/main.html




Aller lauten Dinge sind drei, und simsalabim hüpfen Maroon (nicht zu verwechseln mit Maroon 5)  auf die Bretter des Werks und lassen die Puppen den Metal Squaredance tanzen.

Der Name ist bereits ein Begriff in den entsprechenden Kreisen. Gegründet 1998,- erscheint der Erstling im Jahr 2000, und seitdem sind noch fünf weitere Scheiben veröffentlicht- und wieder veröffentlicht worden. ‚The Cold Heart of the Sun’ ist der letzte Schrei bzw. der neueste, der promoted werden will. Maroon sind ferner dafür bekannt, dass sie sich für Tierschutz engagieren und selbst bekennende Veganer sind. Deshalb bezeichnen sie sich auch als sogenannte Vegan Straight-Edge Band.

Maroon haben bereits die halbe Welt bereist, deshalb wahrscheinlich auch die, bereits vorhandene Reputation, die ihnen folgt. Und man merkt deutlich das vermehrte Maß an  Routine und Professionalität, dieder Club bei einer Performance hinter die Ziellinie prügelt. Sie können bereits aus einem ziemlich umfangreichen Backkatalog schöpfen im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Stimmungsentfachern.  Sänger Andre Moraweck, sein Bruder Tom-Eric (Bass) beherrschen vorwiegend das Bühnenbild und sie schenken sich gegenseitig nicht die blaue Bohne. Und mit Maroon schließt sich der Kreis für einen gebührenden Anschub auf der Adrenalinskala jedes einzelnen Fans, ready to shoot off – für den Headliner.
http://www.myspace.com/maroonhate



Und hier hamma sie – Heaven Shall Burn.....

.....die genau wie Maroon aus Thüringen stammen und vor 11 Jahren ihre Wurzeln sprießen ließen. Und noch etwas verbindet sie mit den Kollegen, nämlich die veganische Lebensweise.
Heaven Shall Burn gelten jedenfalls heute als eine der wichtigsten Vertreter von Metal Core. Die bisherige Bilanz zeigt fünf Alben, deren Inhalt von Hardcore, Death- und Thrashmetal bestimmt wird, aber auch von, man höre und staune, einigen durchaus melodischen Anleihen. Für mich persönlich besitzt diese Gruppe ein ungeheueres Potential, übt einen Druck mit 10.000 Atü auf sein Publikum aus, und ja, sie haben Charisma und eine sehr individuelle Ausstrahlung, was vor allem auf Sänger Marcus Bischoff zutrifft. Dabei sieht gerade er alles andere als nach Heavy Metal aus mit seinem braven Kurzhaarschnitt und bekleidet mit schlichtem schwarzen Hemd und Hose, ohne jegliche Logos und Abzeichen der metallischen Kunst. (Anm. erinnert mich irgendwie an Oasis) Anyway, ich kann selbst nicht sagen, was das genau ist, ob es am allgemeinen Bewegungsapparat liegt, an der Gestikulierung, der Mimik oder dem Gesang. 

Aber der Kerli hat was, etwas, das andere nicht haben. Und genau das is’ es auch, was die ganze Performance von Heaven Shall Burn bestimmt – von Beginn weg bis zur allerletzten Sekunde.

Marcus und Co. verstehen es, die Kiddies vollkommen aus den Angeln purzeln zu lassen. Die lebendigen Wurfgeschosse in Richtung Bühne werden zur ernsten Gefahr im Fotograben, und die vorzeitige Flucht meinerseits aus der Dangerzone ist nur eine Frage der Zeit. Aber das Limit ist noch nicht erreicht. Und die Aura eines Mr. Bischoff stürzt sich selbst mit aller Macht ins Schlachtfeld ohne Rücksicht auf eigene Verletzungsgefahr. Heidarrassa, da erscheint die Schlacht um Waterloo wie Omas Kaffeekränzchen, verglichen mit diesem Stage-Diving Irrsinn hier.

Da hilft kein Vater Unser mehr, sondern nur noch die Flucht nach hinten. Und Heaven Shall Burn puschen den Energielevel  immer weiter nach oben, bis Condition Critical nur noch Dauerzustand bedeutet. Aber es ist genau jener Druck aus dem Hochofen, gepaart mit der Ausstrahlung und der Struktur in der Maschinerie, die Heaven Shall Burn eine spezielle Note verleihen und sie zu etwas besonderem machen, an dem man keinesfalls vorbei schaut. Eine Zugabe gibt’s noch, und danach sind all unsere mehr oder weniger wandelnden Plakatsäulen da im Publikum so was von fix und alle, das ein Mehr an Bedarf ohnehin nicht mehr tragbar wäre, ohne zusammen zu klappen.
Der Himmel brennt tatsächlich im wahrsten Sinn des Metal-Veganer-Ehrenwortes und das mit viel Sex Appeal. 

http://www.heavenshallburn.de/


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