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Man nehme einen 1.90 m Kerl, figürlich frisch aus der Sahelzone importiert, mit dem Gesicht eines 16jährigen, lasse ihn eine Affäre mit einem Topmodel und nebenbei noch einige Drogenexzesse durchleben, inklusive etlicher Verurteilungen und anschließendem Rehabilitationsprogramm.Eine Band hat er auch noch, die bis vor ca. einem Jahr noch ein ziemliches No Name Produkt war, und schwups haben wir den neuen Superstar am Rock’n’Roll Himmel. Klingt jetzt einfach, ist es aber beileibe nicht. Denn so eine Reputation, wie sie unsere englische Skandalnudel inzwischen inne hat, muss erst mal hart erarbeitet werden. Ein Dank gilt dabei auch der Regenbogenpresse, die in seiner Hinsicht aber auch rein gar nichts anbrennen lässt- Fakt ist, Pete Doherty ist für alles zu haben, nur nicht für einen soliden Lebenswandel. Die Babyshambles glänzten in den vergangenen Jahren mehr durch Absagen als durch Auftritte. Und falls so ein Intermezzo dann überraschenderweise doch mal stattfand, musste man damit rechnen, dass der Zauber manchmal nach nur 30 Minuten vorbei war. Was könnte passender auf Doherty zutreffen als Genie und Wahnsinn. Denn dass er ein sauguter Musiker ist, das hatte er bereits bei seiner früheren Band The Libertines bewiesen. Allerdings wurde er aus seinem eigenen Nest gefeuert wegen der anhaltenden Drogenprobleme. Den Namen durfte er aus rechtlicher Sicht nicht weiter verwenden. Also stampfte er ein neues Produkt aus dem Boden und nannte es Babyshambles, was so viel wie Baby Chaos bedeutet. Die Bilanz der Band bisher: das Debutalbum ‚Down In Albion’ 2005 und ‚Shotter’s Nation’ vom vergangenen Jahr. Und jetzt simma hier und heute in der ausvekauften Münchner Tonhalle im Februar 2008, und glauben erst, dass dieser Auftritt stattfindet, wenn der Spargeltarzan tatsächlich da oben in Erscheinung tritt. Vorher gibt’s noch einen Einstand von den, nach einer Figur aus Carl Zuckmayers Stück "Der Hauptmann von Köpenick", benannten, deutschen Jungband „Kilians“. Seit ca. 3 Jahren sind sie unterwegs, und im vergangenen Jahr erschien
auch das Debütalbum "Kill The Kilians". Musikalisch sind die
fünf Jungs aus Dinslaken irgendwo zwischen Travis und The Strokes
angesiedelt. Der Slogan von Kilians ist: ‚himmelhochjauchzend – zu
Tode betrübt’. Und genauso versuchen sie auch live ihre Musik rüber
zu bringen. Einmal explosiv und fetzig, dann wieder, fast schon
melancholisch, ruhig. Und wieder gilt: sie sind jung, noch etwas naiv,
aber talentiert. Und es ist vor allem der Enthusiasmus, der den
Funken auf die großteils, ebenfalls jungen Fans überspringen lässt.
Und sie werden durchaus passabel angenommen bei den Münchner Fans. Fest
steht ‚Kilians’ (ohne the -) gehören einmal mehr zu jenen Künstlern
wo man sagt: mal schaun, wie sie sich weiter entwickeln und ob es sie in
1-2 Jahren noch gibt. Man wünscht ihnen jedenfalls alles Gute für die
Zukunft. http://www.the-kilians.de/ Wir Knipser fotografieren genau einen einzigen Song lang im Pit, dann gilt nur noch die Flucht nach hinten. Die Kiddies werfen sich buchstäblich auf die Schlachtbank, und unserer armen Münchner Security geht fast die Puste aus. Ein Body nach dem anderen segelt über die Brüstung und wird umgehend wieder raus katapultiert, ob mit oder ohne Bewusstsein. Pete Doherty tangiert das wenig da oben, und während der ersten fünf oder sechs Songs verliert er kein einziges Wort an sein, ihn vergötterndes Publikum. Im Gegenteil man hat den Eindruck, dieses neue Idol unserer jugendlichen Fans spielt sich da selbst ein Ständchen. Er wirkt einerseits nüchtern, andererseits total daneben, und scheint trotzdem so, als ob er genau wüsste, was er da macht. Leider ertrinkt die Musik dank der begleitenden, absolut chaotischen Umstände irgendwie im Nirvana und hat, zumindest auf mich, nicht die Wirkung, die sie auf Platte besitzt. (Anm. schlechte Akustik inklusive). Eines muss man der Musik von den Babyshambles lassen. Diese Mischung aus Wave, Punk und Rock ist ziemlich gelungen, sehr individuell und ohrwurm-verdächtig. Ja, man könnte diese Band, bzw. Pete Doherty durchaus als innovativ bezeichnen. Aber heute Abend kommt die musikalische Darbietung eindeutig zu kurz und kann allerhöchstens als mittelmäßig bezeichnet werden. Nun, auch egal. Für die meisten Freaks hier genügt der Umstand, dass Schockrocker Pete da oben steht. - Außer ihm in der Band sind zwar noch: Mik Whitnall an der Gitarre, Drew McConnell am Bass und Adam Ficek am Schlagzeug,....... ......aber ehrlich gestanden stellen jene nur notwendige Begleitumstände dar.
Denn im Grunde genommen dominiert hier nur eine Figur die Bühne. Und
das ist die von Mr. Doherty. Nein, er ist weder schön noch eine
spektakuläre Erscheinung. Er ist nur furchtbar dünn, sieht aus als ob
er eben erst aufgestanden ist, was den Haarschnitt inklusive
Schlafzimmer-Unschuldsblick betrifft. Aber..... er kann tatsächlich
spielen, er kann singen und er hat, - jawohl ja – er hat eine immense
Ausstrahlung. Die spärlichen Ansagen, die sich bei der Zugabe dann in
einen wahren Redeschwall hochpuschen, macht er in englisch. Dabei
spricht der Knabe fließend deutsch, danke eines 4jährigen Aufenthalts
in Krehfeld in der Vergangenheit. - Ob ihr’s glaubt oder nicht. Es scheint jedenfalls fast so, als ob er 1) einen guten Tag hat und 2) München
und die Münchner Fans mag. Denn kurz nach Ende der Schose, öffnet sich
das Fenster seitlich am Gebäude der Halle, und Pete winkt splitternackt
(Na ja nicht ganz, - den Hut hat er auf und Handtuch um den Hals) seinen
Fans zu, die da gerade aus dem Hinterausgang der Halle strömen meiner
inklusive. Und einer, der vorwitzig zum Shake Hands hoch klettert, wird
tatsächlich von ihm rein gezogen in – die Dusche’. Hmmm allerdings
ist das ein Typ und kein Mädel... Aber was soll’s, bei Pete muss man
auf alles gefasst sein. Und wer weiß, vielleicht ist es ja gerade das,
was ihn für seine Fans so liebenswert macht. |