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Eines ist hier wieder mal gut
und deutlich festzustellen. Progrocker brauchen keinen Glam und Glitter
und Hairspray, keine Special Effects und Show, sondern lediglich ein paar
Instrumente und die eine oder andere Trainingsanzugsjacke, um ihr Können per
hochkonzentrierter Performance unter Beweis zu stellen. Das Ganze wird
uns als fortgeschrittene akustische Kunstform präsentiert. Nennt es
Rockmusik für Fortgeschrittene oder für Akrobaten, für Anspruchsvolle,
Verwöhnte und Genießer der etwas anderen symphonischen Muse. Progressive
Rock ist im Prinzip nichts anderes als Rockmusik durchsetzt von vielen
melodischen Breaks mit schwieriger Tonfolge, und das bombastisch serviert.
Aber ich vermute, so schwierig sich das Thema beschreiben lässt, so
schwer ist es auch umzusetzen. Heute Abend haben wir gleich drei Vertreter dieses Genres zu Gast, wobei die erste Band – Dreamscape aus heimischen Gefilden stammen, Circus Maximus aus Norwegen und Symphony X aus Amiland. Und wieder treffe ich aus unerklärlichen Gründen zu spät ein, obwohl ich pünktlich um 20 Uhr auf der Matte stehe. – Deshalb bekomme ich auch wieder mal nur den kläglichen Rest des Schützenfests von Dreamscape mit und kann gerade noch einige wenige visuelle Impressionen einfangen. Aber der generelle Eindruck von diesen drei Songs,
in deren Genuss ich noch gerate, ist nicht der schlechteste. Man möchte
es gar nicht glauben, dass es die Formation unter dem Synonym Dreamscape
bereits seit 1986 gibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Weg über
all die Jahre nicht unbedingt der einfachste war. Etliche Line up Wechsel
dazu gezählt, aber immer noch angeführt von Gitarrist Wolfgang Kerinnis.
Aber es ist vor allem die Stimme von Frontmann Mischa Mang, die positiv
hervor sticht. Er schafft es auch locker mit hohem C und einem Siegersmile,
die Schäflein aufzupolieren. Alle Achtung, so eine Publikumsreaktion als
Opener zu erzielen, ist ansich fast schon ein Kunststück. Nun, vielleicht
spielt da auch noch ein kleines bisschen Münchner Heimvorteil mit. Wer
weiß...... Vielleicht spricht Sänger
Michael Erikson deshalb so gut unsere Sprache ?! Geben tuts den Fünfer
seit 2004, und im vergangenen Jahr erschien die zweite Scheibe ‚Isolate’.
Ferner dabei: Gitarrist Mats Haugen, Bassist Glen Mollen und Drummer Lasse
Finbra´ten. Sie selbst bezeichnen sich als semi-progressiv Metal mit sehr
zugänglichen gesungenen Melodien. Dem kann ich nur teilweise zustimmen.
Mit der Zugänglichkeit bin ich nicht so ganz einverstanden. Aber gut, das
ist eventuell auch Ansichtssache, bzw. Gehörsache. Und dann beginnt die amerikanische Progrock Invasion namens Symphony X, die man hierzulande erst vor kurzem als Support von Dream Theater bewundern konnte. Damals hatten sie wenig Zeit und spielten im Halbdunkel vor einem Publikum, dass fast ausschließlich auf den Star des Abends fixiert war. – Heute spielen sie die erste Geige und das bei sehr viel mehr Licht, Energie und ohne Einschränkungen. Allen voran Russel Allen, der mit seiner Brummbär Mentalität und Onkel Fridolin Aussehen sofort die Sympathien für sich einheimst. Er besitzt nicht jene Aura des toternsten, hochkonzentrierten Musikers, der sich mit Hang zur 110%iger Perfektion in eine Art Trance singt. Sondern er bringt das alles eher nach dem Motto: take it easy und let’s rock’n’roll.... Tun wir auch alle hier. Und Symphony X werden umgehend auf rosaroten Samtkissen getragen. Seit 1994 haben die Herrschaften aus New Jersey insgesamt 10 Scheiben veröffentlicht und sich einen festen Platz im Genre erarbeitet. Das jüngste Kapitel ‚Paradise Lost’ ist vor allem Sinn und Zweck dieser neuerlichen Konzertreise, und damit man hierzulande auch ja nicht vergessen wird. Mr.Allen ist überwältigt von so viel Münchner Gegenliebe und bedankt sich ein Dutzend Mal. Die Frage: shall we come back? hätte er sich eigentlich sparen können. Oder die Phrase ‚we luv you Germany’. Klar liebt Ihr uns... es gibt ja sonst leider nicht mehr so viele die Euch, bzw. diesen Musikstil lieben, schon gar nicht in Eurer Heimat Amerika.
Dass die Band einen hohen Qualitätsstandard
besitzt, steht außer Frage. Das trifft u.a. auch auf Gitarrist Michael
Romeo zu, der, wenn ich jetzt mal ganz ehrlich bin, fast schon ein verjüngter
Klon von Meister Malmsteen sein könnte. Rein visuell gesehen, versteht
sich.... Bassist Michael
LaPond ähnelt dafür eher einem Verwandten von Geezer Butler. Aber
abgesehen von all diesen eher nebensächlichen Äußerlichkeiten,
funktioniert die musikalische Harmonie und das Zusammenspiel einfach
hervorragend. Aber back to the action hier..... und wie auch immer... den Auftritt von Symphony X kann man mit gutem Gewissen
als soliden Erfolg werten, und das auf -, um mich zu wiederholen, hohem musikalischen
Niveau. Ich bin mir totsicher, dass uns die Amis bald wieder beehren.
Klar doch..... hier sitzen schließlich ihre Förderer und Apostel.... huhuhuuu wir
warten geduldig und spendieren das nächste Bier..... |