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Unser altes Zenith mal ganz anders.... bestuhlt, gediegenes Ambiente und noch gediegenere Gäste in dezent, dunklen Farbtönen gekleidet. Ausverkauft heißt die Devise, und das heißt im bestuhlten Fall ca. 2.300 Besucher. Es kommt einem schon etwas eigenartig vor, ist man doch dieses Venue eher als versieftes Schlachtfeld diverser Rockbands gewohnt, wo sich die Fans gegenseitig im stickig-dampfenden Hexenkessel zu Brei zerquetschen. Nicht so heute, und fürwahr, ist der Tempel doch mal richtiggehend erträglich.
Aber wer ist dieser David Garrett eigentlich, der momentan so gehyped wird? Geboren als Sohn eines deutschen Anwalts und einer amerikanischen Ballerina, lebt er seit seinem zehnten Lebensjahr in New York. Mit 4 Jahren begann er Geige zu spielen. Und mit 14 Jahren erhielt er seinen ersten Plattenvertrag bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft. Ab 1999 besuchte er als einer der ersten Studenten die Meisterklasse von Itzhak Perlman an der Juilliard School of Music. Heute spielt er bei seinen Konzerten abwechselnd auf einer Violine von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1710 und auf einer Violine von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1772, bis er die "Guadagnini" am 27. Dezember 2007 bei einem Sturz nach einem Konzert im Londoner Barbican unabsichtlich zerstörte. Ergo ist es wahrscheinlich die Stradivari, die er heute Abend da oben bearbeitet.

Kurz vor Showtime stehen wir am V.I.P Eingang zwecks Photocall, als ein schlacksiger, mindestens 1.90m großer, blonder Sunnyboy in Jeans und Parkerjacke aus einem Kleinbus steigt und fast aus Versehen schnurstracks in die Halle marschiert, anstatt in den Backstage Bereich., hätte man ihn nicht aufgehalten und umdirigiert. Er nimmt’s mit Humor und lacht über das ganze Gesicht. Sehr sympathisch ist David und ein absoluter Magnet für die holde Weiblichkeit.
Er stellt ein sogenanntes Bindeglied zwischen ernster Klassik, moderner Interpretation und Rockmusik dar. Er ist mit Mozart, Liszt und Beethoven aufgewachsen und  liebt Metallica und Marilyn Manson. Und er ist gerade dabei sich einen ganz großen Namen als klassischer Geiger zu machen. – 

Das Konzert beginnt um 20 Uhr, und, was soll man sagen, er kommt genauso auf die Bühne, wie er vorhin aus dem Bus gestiegen war, - in Jeans und Parkerjacke. Im Gegensatz zu seinen beiden Mitstreitern Giorgio Serci an Gitarre und John Haywood am Keyboard/Piano, die genau wie das Publikum entsprechend dem Ambiente in schwarz gewandet sind. – Vielleicht ist es aber gerade das, das ihn irgendwie liebenswert macht. Weiters wird David noch zeitweilig von Milana Chernyavsha am Klavier unterstützt und von Ben Bryant am Schlagzeug. Die Vorstellung besteht aus zwei Hälften mit einer Pause. Wobei es im ersten Teil mehr oder weniger klassisch-ernst vonstatten geht, und die zweite Hälfte eher ein Cross Over zwischen Klassik und Moderne darstellt. Pagani.... äh sorry....David hat’s wirklich drauf. Er spielt den Ungarischen Tanz Nr. 5  von Brahms genauso locker wie Bizets Carmen Suite oder den Hummelflug von Rimsky Korsakoff. Und Metallicas ‚Nothing Elser Matters’ auf einer Geige interpretiert, das müsst Ihr erst mal hören. Ist übrigens alles auf seiner neuen Cd 'Virtuoso' enthalten.  Zwischendurch gibt der schöne Mann immer wieder lustige Anekdoten in akzentfreiem Deutsch zum Besten, macht sich über seine Kollegen da oben on stage lustig nach dem Motto: „ich kann über die sagen was ich will, die verstehen ohnehin kein Wort unserer Sprache hier“. Aber auch sein Englisch zwischendurch, klingt amerikanischer als das eines Amis. Und das meine Lieben, kommt sehr gut an beim Publikum. 






Spielen tut er genauso gut wie er aussieht, und letzteres ist bestimmt kein Nachteil, sind doch etliche junge Mädels im Publikum zu erspechten. Zu allem Überfluss erscheint in der Pause auf der Leinwand im Hintergrund auch noch riesengroß das Angebot: „David Garrett gibt nach der Show noch Autogramme.“ – Auweia, das wird spät für unseren Sunnyboy heute Abend, auch wenn der musikalische Zauber bereits um 22 Uhr zu Ende ist. Abschließend gibt’s noch einen Blumenstrauß, den er stantepede ins Publikum befördert, um hinterher noch eine Zugabe zu spielen. Das is’ es denn auch mit dem postmodernen Violin Concerto. Die Signierstunde krieg’ ich nicht mehr mit, denn man möchte noch vor der breiten Masse aus dem Parkplatz flüchten.
Übrigens für diejenigen, die David Garrett diesmal nicht live erlebt haben, Ihr könnt dies am 18 Mai, dann in der Philharmonie, nachholen.
http://www.david-garrett.com/