306


Faunus, auch als Wolfsgott bekannt, ist der altitalische Gott der freien Natur, der Beschützer der Bauern und Hirten, ihres Viehs und ihrer Äcker. Er tritt in vielfacher Gestalt und unter vielen Namen auf und sorgt für die Fruchtbarkeit von allen Lebewesen, erschreckt die Menschen in Haus und Wald, - auch durch böse Träume. -
Und genau nach diesem Fabelwesen haben sich die fünf Münchner, bzw. Gräfelfinger benannt. Denn genauso undefinierbar wie die Gestalt des Faunus zu beschreiben ist, so schwierig lässt sich auch die Musik der nach ihm benannten Gruppe auseinander dividieren. Sie selbst titulieren ihre Gangart – Paganfolk, was auch immer man sich darunter vorstellen mag. – However, ich würde vorschlagen, man sieht sich die Jungs und Mädels mal live an, damit sich jeder selbst ein Bild von der Materie machen kann. Und genau diese Gelegenheit nutze ich auch diesmal, hab’ ich doch schon viel über Faun gelesen und gehört, bislang aber noch nicht das Vergnügen gehabt.
Unser Spectaculum Mundi in München-Fürstenried West veranstaltet dieses Konzert im Rahmen des 10. Musica Antiqua Viva Festivals, das vom 20.03. – bis 26.04 stattfindet. Allerdings hat man das heutige Event wegen der großen Nachfrage in die Elserhalle ausgelagert. Ich weiß nicht, ob es mehr am Heimvorteil liegt, oder eher an der beachtlichen Beliebtheit der Band, die doch, - ich schätze mal – ca. 450 Schäflein angezogen hat. (bitte korrigieren, falls ich falsch liege!)

Den Auftakt machen Dornenreich aus Österreich.

1995 ursprünglich als Black Metal Band gegründet mit mittlerweile sechs Alben im Background, haben diese grundlegend ihren Stil verändert zu einer sehr viel ruhigeren Gangart mit akustisch gehaltenen Liedern. Und genau das präsentieren uns Jochen „Evíga“ Stock (Git/Voc) und Geiger Thomas „Inve“ Riesner, der erst seit 2006  mit von der Partie ist. Leider habe ich keinen Vergleich zu früheren Livekonzerten in vermehrter Besetzung, und so bleibt mir lediglich der erste Eindruck eines Akustiksets in Zweisamkeit. Die relativ guten Lichtverhältnisse passen nicht wirklich zum Düsterambiente der Musik, die sich aus dem Repertoire von fünf, bzw. in Kürze bald sechs Alben zusammen setzt. Am 09. Mai erscheint der neue Longplayer ‚In Die Luft Gespritzt’. – Aus fotografischer Sicht ist man natürlich happy, wenn die Belichtung nicht zur Revolution aufruft. Die Stücke, die meine Landsmänner da mit 2 Instrumenten und Stimme zum Besten geben, beschreiben sie selbst als mystisch, sehr intensiv und absolut zeitlos. Nun, darin mögen sich jetzt die Geister scheiden. Aber wenn man sich ausschließlich innerhalb des Genres bewegt, dann mag dies durchaus seine Berechtigung haben.

Vom Gesang her, wenn man es als solchen überhaupt bezeichnen kann, so erinnert mich dieser mehr an Miraculix gemurmelte Zaubersprüche, während er seinen Hexentrank umrührt. Mal gewispert, so dass man kaum eine Silbe versteht, dann wieder, fast schon verzweifelt hinaus gebrüllt, so präsentieren sich Dornenreich. Es ist ein Grenzgang zwischen Leidenschaft, Mystik und Hokus Pokus. Und jener Cocktail scheint bei all den Freunden mittelalterlicher Crossover Töne ziemlich gut anzukommen.
http://www.dornenreich.com/



Faun hingegen feiern mit dem heutigen Konzert die Premiere zu einer neuen Choreographie und mit einem neuen Bandmitglied. Lisa Pawelke ist gegangen, dafür ist Sandra Elfleich gekommen. Gründe für den Wechsel kann man der Official Website entnehmen. ‚FAUN & the pagan folk festival LIVE' feat. Sieben und In Gowan Ring’ erscheint am 28.03. Aber, - so wird von Oliver s.a. Tyr Pade während des heutigen Abends betont, gibt’s das Scheiblein natürlich heute schon hier am Merchandise Stand zu erwerben.
Im Gegensatz zur Supportband Dornenreich hüllen sich Faun in, entsprechend nebeldurchzogenes, Ambiente, was durchaus zum allgemeinen Tenor passt. Es gibt nur einen einzigen Kameraden der den schottischen Hochmoor Dunst absolut nicht leiden kann da oben, und das ist meine Kamera. Aber da es keinerlei Foto-Einschränkungen gibt, bekommen wir das auch noch letztendlich gebacken ganz ohne Blitz-Prothese, welche ich ohnehin generell ablehne.
Faun bedienen sich der üblichen mittelalterlichen Instrumente, sieht man mal von den diversen modernen Hilfmittel ab, inkl. einem Laptop, für das man zu jener Zeit wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre.


Der Rest des Clans, neben dem Chef und dem Neuzugang, besteht aus Fiona Rüggeberg, die neben der Sackpfeife noch etliche andere exotische Instrumente beherrscht, Rüdiger Maul ist für den Rhythmus zuständig an den Percussion, und am Synthi und Läppi wird Niel Mitra als der Schrecken aller Frisöre vorgestellt. – Glaub ich sofort – letzteres Statement! Obwohl irgendwie steht’s ihm sogar. Die Texte handeln von Mythen und Naturverbundeheit und stammen aus Sprachen wie  Neuhochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Niedersächsisch,  Altisländisch, Ungarisch, Latein, Sephardisch (Anm. was is’n das?), und Finnisch und das wiederum aus etlichen Epochen. Gesungen wird übrigens mehrstimmig und in fast schon perfekter Harmonie. Hier passt eigentlich alles zusammen. Die Stimmung, die Performance, die,- fast nicht vorhandene Beleuchtung und die geheimnisvolle Aura. Lediglich die Ansagen zwischendrin klingen eher nach Märchenonkel Balduin, wie man so schön sagt. Die Setliste lässt ebenfalls keine Wünsche offen für all die versammelten Faun Fans.

Und zum Finale hin, kündigt Olli den – voraussichtlich – letzten Song an...- Und richtig! Die Zugaben bleiben nicht aus und setzen sich aus ‚Wind & Geige’ und ‚Ne Aludj El’ zusammen. Das endgültige Amen heißt ‚Rad’.
Nun, auch wenn der Zauber hier nicht unbedingt my cup of tea ist, aber ich muss gestehen, es hat was, und man kann Faun einen, zugegebenermaßen etwas außergewöhnlichen, Unterhaltungswert nicht absprechen. Die lautstarke Resonanz des Publikums spricht für sich. Und ich hab’ nach 25 Jahren in dem Business wieder was dazu gelernt – nämlich den Begriff Paganfolk.
http://www.faune.de 

Für noch mehr Livebilder auf's Bild unten klicken