307


.... und nein, ich wiederhol’s zum 150.000sten Mal, hier geht’s nicht um Alvin Lee von Ten Years After, sondern das hier ist Albert Lee, der lt. Billboard und Rolling Stone zu den 10 weltbesten Gitarristen überhaupt zählt. Nennt man Eric Clapton Mr.Slowhand, dann müsste man Albert Lee Mr. Fasthand nennen. Denn ich möchte mal schlicht und ergreifend behaupten, dass es kaum einen anderen Gitarristen gibt, der mit einer so sagenhaften Geschwindigkeit über die Saiten schwirrt, wie er. Aber es ist Gott sei Dank nicht nur der Speed was zählt, sondern auch die Qualität und das Herzblut, das den, inzwischen 65jährigen Lee zu etwas wirklich besonderem macht.
Ich habe hier auf dieser Website in der Vergangenheit schon mehrmals über diesen Künstler berichtet. Deshalb erspare ich mir jetzt auch, noch mal Werdegang, Karriere etc. auf zu zählen. Hier könnt Ihr alles erfahren. Einzig allein die Tatsache, dass eines seiner Stücke noch immer zum Prüfungsstoff für Gitarre an der Academy of Music in Los Angeles gehört, sei betont.

Eigentlich hat er es gar nicht notwendig heute Abend hier im Rattlesnake Saloon in München aufzutreten. Aber er tut es dennoch, und das seit langer Zeit,- immer einmal im Jahr für 2 Abende, zusammen mit seiner Band Hogan’s Heroes.  Für mich ist das stets ein Pflichttermin. Dafür lass’ ich heute Abend sogar, ohne auch nur einen Moment zu zögern, Joe Bonamassa in der Muffathalle oder Good Charlotte in der Elserhalle ohne mich auftreten.
Der Rattlesnake Saloon ist neben dem Oklahoma, einer der beiden Countryclubs hier, nur mit dem Nachteil, dass ersterer wesentlich weiter weg von meiner Heim-Adresse situiert ist, als der letztere. Aber auch egal.... – Gemütliches Country Flair empfängt den Besucher, inkl. Südstaatenflagge und diverse nostalgische Cowboy Reliquien, die an den Wänden hängen. Das Ganze nimmt sich schon fast wie ein kleines Museum aus. – Übrigens das Essen dort kann ich nur weiter empfehlen. Wer auf amerikanisch/mexikanisch-deftige  Kost steht, ist hier bestens aufgehoben. 
Genug der Werbung und back to Albert Lee & Hogan’s Heroes, die heute und morgen hier wieder auffideln. Und die Bude ist wie immer, gerammelt voll, und das nicht nur mit Countryfans. Die Band spielt einen Mix aus old fashion Rock, Country Rock, Blues und Rock’n’Roll, im Mittelpunkt natürlich Albert Lee, der neben seiner Gitarrenakrobatik auch noch singt und zwischendurch das Keyboard bedient. Der Rest der Band ist nach wie vor:
Steelgitarrist Gerry Hogan (u.a. bei den Rock´n´Rollern Matchbox), Drummer Peter Baron, Bassist Brian Hodgson und  statt Pete Wingfield ist jetzt Ezio Pace mit dabei am Piano, der übrigens auch die brandneue CD ‚Like This’ produziert hat. 

Und immer wieder bietet sich das gleiche Bild, wenn Albert Lee da oben los legt. Ungläubiges Kopfschütteln und stillschweigendes Staunen wird von enthusiastischem Applaus abgelöst. Eine Besonderheit ist Albert Lees Kunst auf der  Stringbender-Telecaster. Mit diesem, 1965 von Gene Parsons und Clarence White von den Byrds konstruierten Mechanismus ist es möglich, Pedal-Steel-Licks auf der Gitarre zu spielen, was Lee bis zur Perfektion entwickelt hat. Er ist, ohne Übertreibung, zweifellos einer der besten Gitarristen der Welt. Ganze Fünfmal wurde er vom Magazin “Guitar Player” zum ”Best Country Guitar Picker” gewählt, zweimal nacheinander für den Grammy in der Kategorie Best Instrumental nominiert und gewann 2002 den Grammy in der Kategorie Best Country Instrumental Performance. Er bekam auch den begehrten Gold Badge Award von der Britischen Akademie für Songschreiber, Komponisten und Autoren und bekam den Preis für seine Lebensleistung von der British Country Music Association.



Und trotzdem ist der Engländer, der schon seit Ewigkeiten in den USA beheimatet ist, am Boden geblieben, und unterstreicht seinen Status und sein Talent eher noch mit seiner unaufdringlichen, bescheidenen Art. Er steht mit Clapton  und mit Bill Wyman auf großen Bühnen. Und trotzdem gehört sein Herz eigentlich den Hogan’s Heroes, mit denen er wirklich das live spielen kann, was er will. Und das spürt man auch. Albert Lee, einer der ganz ganz Großen, und das macht sich in der Londoner Royal Albert Hall genauso bemerkbar wie hier und heute Abend im Münchner Rattlesnake Saloon. Unterstützt von, ebenfalls erstklassigen Musikern, wobei gerade Ezio Pace ziemlich Eindruck schindet am Piano, ist dieser Auftritt, genau wie all die vorhergehenden in der Vergangenheit, ein kleiner glitzernder Diamant im Dschungel der unzähligen Veranstaltungen. Ich kann nur raten: hingehen und anschauen nächstes Mal. Denn solange Albert Lee aufrecht auf einer Bühne stehen und spielen kann, solange wird er auch alljährlich für 2 Abende in den Rattlesnake Saloon nach München zurück kehren.
Howdy, ich habe gesprochen.....

http://www.albertleeandhogansheroes.com/

Diary klicken für einige Aftershow Schnappschüsse