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...ansonsten komme ich ja des öfteren gern zu spät und verpasse dadurch mitunter Supportbands. Allerdings gebe ich diesmal ehrlich zu, dass ich mit Absicht das Zweifach - Odeuvre sausen hab’ lassen. Beziehungsweise, um es korrekt zu erzählen, - ich war da, bin aber nach ca. 5 Minuten wieder nach draußen geflüchtet, und habe mir mit einigen Freunden die Zeit bis zur Stage Time des Headliners bei einem Glas Wein vertrieben in der benachbarten Gaststätte. Nun, ich will Gnade vor Recht walten lassen, erwähne deshalb auch keine Namen und beginne diese Live Review bei den hellen Glockentönen, die um kurz vor 22 Uhr das Intermezzo von Paul Di’Anno einleiten, auch genannt ‚The Beast’. Na ja, auf mich wirkt er rein vom Äußerlichen her eher wie der liebe Onkel Balduin von nebenan. Da nützt auch das ganze Spektrum an Tätowierungen und Piercings nichts, um ihn gefährlich erscheinen zu lassen. Aber etwas Imagepflege gehört halt einfach dazu, wenn wir schon old time Heavy Metal produzieren. Aber, so betont er hinterher selbst: „ich hasse es, das alte Zeugs originalgetreu wieder zu geben. Entweder es wird der Gegenwart angepasst, oder es gibt gleich was ganz neues“.
Und genau deshalb werden wir hier vor allem mit Musik aus Paules
Solokarriere, bzw. den diversen Zwischenprojekten verwöhnt. 50 Jahre
alt wird Paul Andrews a.k.a. Paul Di’Anno im Mai. Und der gute Mann
hat schon so einige Tiefpunkte in seinem Leben durchschwommen. Nach
seiner Zeit mit Iron Maiden von 1977 bis 1981, wo er wegen
Drogenmissbrauchs gefeuert wurde, feierte er noch mal etwas Erfolg mit
der Band Battlezone und drei Alben. Vor allem der zweite Longplayer ‚Children
Of Madness’ fand großen Zuspruch bei den Fans. Seine nächste Band
‚Killers’ erhielt ihren Namen nach dem gleichnamigen Maiden Album.
Irgendwann schrieb Paul eine sehr selbstkritischen Autobriographie, in
der er u.a. auch zugab, dass er wegen Totschlags mehrere Jahre im Gefängnis
saß. Alle Stationen seiner mittelprächtigen Karriere aufzuzählen würde
zuviel Aufwand bedeuten an dieser Stelle. Tatsache ist jedenfalls, dass
Di’Anno heute als sogenanntes verlorenes Talent gilt. Er konnte nach
Iron Maiden nie mehr an deren damaligen Erfolg anschließen. – Heute
weiß man bei Auftritten nie, wie es um
seine jeweilige Verfassung beschaffen ist. Mal zerreißen ihn die
Kritiker in der Luft hinterher, und dann
erhält er wieder Lobeshymnen. Nun, ich denke mal, rein aus einem
Bauchgefühl heraus, dass Paul heute Abend einen guten Tag hat. Übrigens
sein Manager ist kein Geringerer als Lea Hart, einstmals Sänger und
Frontmann der Gruppe Fastway. Ehrlich gestanden, ich hab’ ihn auch
nicht gleich erkannt. Dafür ist die Wiedersehensfreude dann umso größer.
Na ja
– fast. Onkel Baldu....
äh sorry, Mr. Di’Anno himself schmettert sich da oben die Lunge im
Dreivierteltakt zurecht und hält die wenigen Fans und Besucher im Quick
Step Movement. Eine Sache gibt es dann doch , die, zumindest ich persönlich
ablehne. Nämlich wenn on stage politisiert wird, im Speziellen was die
Ära Bush betrifft. Herrschaftszeiten – lasst doch endlich die Politik
in der Politik bleiben. Die hat auf einer Showbühne nun wirklich nichts
zu suchen. Denn genau dadurch plappern dann alle Fans das nach, was
ihnen ihr Halbgott des Rock’n’Rolls da oben vorgibt. Ich möchte
fast wetten, dass mir hier kein einziger, inkl. der Künstler das
amerikanische Wahlsystem genau erklären kann. Also was soll das?!
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Und den Schlusspfiff gibt eine ziemlich veränderte Version der Iron
Maiden Nummer ‚Sanctuary’. Was jenes Thema betrifft, hat sich
Paulchen übrigens sehr zurück gehalten in seinem Programm. |
Diary
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