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Agnostic Front betreten als vorletzte das Geschehen, und so mancher hier freut sich, für ein und denselben Eintrittspreis zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Die Truppe wurde bereits 1982 gegründet und besteht heute nach wie vor aus dem Kubaner Roger Miret am Gesangsmikro. Des weiteren dabei - Vinnie Stigma (Gitarre), Mike Gallo (Bass), Steve Gallo (Schlagzeug) und statt Lenny Di Sclafani zupft seit 2005 Joseph Porfido die Leadgitarre. Musikalisch vereinen Agnostic Front Hardcore mit Punk zu einer außergewöhnlichen Mischung. Das ist kein – Hau drauf und los Geprügel. Sondern in der Musik ist eine deutliche Songstruktur und Individualität erkennbar. Miret hat einmal gemeint: "Für mich ist Hardcore Punk eine Bewegung und nicht zwei unterschiedliche Musikstile". In einem Stück besingt er sich sogar selbst als ‚Godfather Of Hardcore’. Und irgendwie nimmt man ihm das auch noch umgehend ab. Abgesehen davon wirken die fünf Musiker wie wandelnde Plakatsäulen, dank der zahlreichen Tattoos, die sämtliche Gliedmaße, die nicht von Stoff bedeckt sind, schmücken. Kein Wunder, besitzt doch Gitarrist Vinnie Stigma ein Tattoo Studio in New York. Vor
allem aber sind Agnostic Front in Europa unterwegs, um die aktuelle Scheibe
‚Warrior’ zu promoten. Und das tun sie auch tatkräftig, intensiv und
mit sehr viel Power. Ich muss gestehen, ich bin positiv überrascht.
Hier wird, wie ich schon zuerst erklärt habe, nicht nur rein gebrettert,
sondern es zieht sich ein sehr rhythmischer melodischer Leitfaden durch die
Stücke. Yep, das gefällt mir.- Und nicht
nur mir, denn die Meute ist inzwischen so außer Rand und Band, dass
jeder vernünftige Otto Normalverbraucher das Moshpit in der Mitte in weitem
Bogen meidet. Den einzigen Nachteil, den Agnostic Front durch die Zusammenführung
der beiden Konzerte genießt, ist die Tatsache, dass ihnen somit kein
normal-langes Headlinerset gegönnt ist. Aber das ist eher eine zeitliche
Frage.-
Exodus
hingegen sind die ungekrönten Kings des Thrashmetals und auch dieses
Abends. Und ein junger Mann neben mir meint ganz aufgeregt, dass er heute
zum ersten Mal den lieben Gott, besser gesagt, Gary Hold live erlebe. Tja,
eigentlich nicht weiter verwunderlich, war doch dieser Fan noch nicht mal
geboren, als Exodus in den Startlöchern standen 1982. Aus jener Zeit sind
nur noch Tom Hunting am Schlagzeug und eben jener Gary Hold (git) übrig
geblieben. (Anm.bzw. waren auch sie zwischenzeitlich weg). Seit 2005 singt Rob
Dukes, der mit seiner zierlichen Figürlichkeit fast dreiviertel der Bühne
für sich allein einnimmt. Jack Gibson bedient den Bass und Lee Altus zupft
die zweite Gitarre. Das elfte und bis dato jüngste Album nennt sich ‚The Atrocity Exhibition... Exhibit A’ und ist im vergangenen
Jahr erschienen.-
Fans wissen das ohnehin alles.... so what ?! Ach
du heilig-kastriertes Kanonenrohr, - eigentlich dachte ich bei der vorhergehenden Band bereits,
dass der Zenith erreicht wäre was das Halleluja im Hexenkessel angeht. Aber weit
gefehlt. Exodus verstehen es noch einmal einen Starkstrom Schub drauf zu
katapultieren. Die Ampere Skala schießt zum Andromedanebel in unseren
Stammhirnzellen und verführt diese zum multiplen Orgasmus wie einst
Casanova halb Venedig flach gelegt hat. Nun, ehrlich gestanden, bei Exodus tue ich mich
etwas härter
als bei Agnostic Front, dem Kunstgenuss eine klare Linie abzugewinnen.
Dabei hab' ich die Karriere dieser Band von Beginn weg, also von 1982 bis heute,
mitverfolgt. - Die Könige des Thrashs, deren Mitglieder zum Teil mit Sicherheit
genau wie ich selbst , auch schon den
runden 40er überschritten haben, werden jedenfalls ihrer Reputation und
Linie vollends
gerecht. Gediegene Imagepflege im fortgeschrittenen Stil nennt man das
Odeuvre mit
sehr viel Mitgefühl für ,bereits hörgeschädigte, Trommelfelle. Aber
pfeif drauf, da oben steht schließlich der Kaiser von Chi.... äh pardon
- Exodus....., erhaben und unantastar
und.... die 10 Gebote des Thrashmetals sind noch nicht zu Ende gebetet. |