München


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... kennen wir alle von Life Of Agony, oder nicht?! Nun, zumindest für diejenigen, die in der Musikrichtung zu Hause sind. Falsch, ganz so stimmt das nun auch wieder nicht. Denn was der Sänger jener Band mit seinem Soloprojekt produziert, hat mit dem Mutterschiff in etwa so viel zu tun, wie Anna
Netrebko mit den Red Hot Chilly Peppers.
Caputos Solo-Kapriolen sind schwermütig, langsam und triefen nur so vor lauter Melancholie.  ‚A Fondness for Hometown Scars’ nennt sich das neueste von insgesamt sechs Veröffentlichungen unter eigenem Namen. Einen großen Teil der Songs schrieb der, inzwischen 35jährige, Amerikaner in den Niederlanden, wo er seit einiger Zeit auch zu Hause ist. Die momentane Tour gilt der Promotion jener Platte.

Als Support fungiert Ricky Warwick aus Dublin, Irland, den wir hauptsächlich als Sänger der schottischen Rockband ‚The Almighty’ kennen.

Nunmehr schon seit einigen Jahren auf Solopfaden wandelnd, präsentiert er sich live meist akustisch im Selbstportrait  - er allein, eine Gitarre und eine Harmonica. Mehr braucht er nicht. Ach ja, und natürlich die, als letztes erschienene Solo EP ‚Love Owes’. – Man muss dazu sagen, dass es kein einfaches Unterfangen ist für einen Künstler, auf diese Art und Weise ein Publikum 45 Minuten lang zu unterhalten. Denn sehr oft schleicht sich so etwas wie Monotonie ins Set ein, vielleicht auch wegen des eher dürftigen visuellen Aspekts. Andererseits macht er seine Sache ganz gut und beweist, dass er zu der Gattung – begabte Musiker gehört. Gerade durch solche Gigs,  kristallisiert sich das Talent besonders nachhaltig heraus. Und Talent hat er -  keine Frage.
Ricky versteht es sogar, das Publikum immer wieder zwischen den einzelnen Songs mit kleinen Anekdoten aufzumuntern. Oft sind das nur kurze Statements, aber sie sorgen für sogenannte Moment-Aufheiterungen. Das war’s dann auch schon wieder für den zurückhaltenden Iren. Und ich persönlich komme zu dem Resultat, dass er mir zwar solo auch ganz gut gefällt, aber als wilder Rocker mit The Almighty doch noch um so einiges besser zusagt. Übrigens nur zur Info: The Almighty haben zum Anlass ihres 20jährigen Jubiläums ihre London Show vom 1. Feb.2008 auf DVD gebannt. Und jene erscheint in Kürze.
http://www.rickywarwick.com/

Keith Caputos Stimme ist so gewaltig, wie seine Erscheinung gering ist.

Anfangs hatte man weiter hinten-stehend, den Eindruck, dass hier jemand singt, der nicht vorhanden ist. Erst in den vorderen Reihen wird man sich der Anwesenheit Keiths bewusst. Daran ist aber natürlich auch die, sehr niedrige Bühne schuld, die ihre vortragenden Künstler kaum hervor hebt. Wenn man dann auch noch so klein ist, wie Caputo, dann wirkt das fast schon wie eine komische Oper. – Nichts desto Trotz ist die Musik und die Inbrust, wie sie vorgetragen wird, wunderschön und fast schon ergreifend. Der Kleine hängt sich da wirklich voll rein mit seiner Seele und lebt förmlich seine Melodien und Texte.  Vor allem ist es die markante Stimme, die einem durch und durch geht. Zwischendrin labt er sich an einer Flasche französischem Rose’ Wein, während seine Band lediglich Mineralwasser bevorzugt.


Schätzungsweise sind es ca. 250 Life Of Agony und Caputo Fans, die sich hier im Ampere eingefunden haben, und die verzückt den schwermütigen Klängen lauschen. Aber der Meister hat nicht nur eigenen Stoff in der Nähmaschine, sondern verausgabt sich auch zum Cover von ‚Smells Like Teen Spirit’ von Nirvana. Bei der Zugabe geht’s dann oben ohne weiter, und noch mal mit einem Cover. Diesmal ist es ‚Never Tear Us Apart’ von INXS.
Alles in allem eine sehr melodiöse Angelegenheit mit viel Herz und Sinn für Sentimentalität.
Wenn jetzt dann in Kürze Life Of Agony wieder durch die Lande touren (am 12.07. im Münchner Backstage) dann steht zwar der selbe Mann am Gesangsmikro, aber alles andere ist eine Distanz wie zwischen Milchstraße und Andromeda Nebel.
Scheeennn war’s jedenfalls heute  was Caputos Soloständchen betraf.
http://www.keithcaputo.com/