332


Man möchte es kaum glauben, aber diese Band ist nun schon seit 11 Jahren unterwegs. Und in all der Zeit wurden sie quasi nur von Insidern zur Kenntnis genommen. Bis jetzt....
Gegründet in Los Angeles in Molly Malones Pub  vom Iren Dave King. Und dieser Herr ist beileibe kein Unbekannter im Rockbusiness. War er doch anno dazumal in den Achtzigern Sänger von ‚Fast’ Eddy Clarkes Band Fastway, und später mit seiner eigenen Band Kathmandu unterwegs. (Anm:Von jener Zeit her, kenne ich den Knirps noch). 


Dave King -vorne links, im Hintergrund Fast Eddy Clarke &
Kathmandu. - Man beachte 2ten von rechts - Mandy Maier (später bei Gotthard/Krokus)  London 1990

Zwischendrin gab’s einen ziemlichen Leerlauf, den er mit Miniauftritten in Pubs und als Hausanstreicher füllte. Erst das Jahr 1997 brachte die große Wende, und Dave kam musikalisch endlich auf einen grünen Zweig, und das auch noch mit etwas, das er schon immer machen wollte – nämlich irische Folklore mit Punkrock vermischt. Das Konzept explodierte wie eine Bombe und kam speziell in Amerika an wie ein Oskar. Insgesamt auf sieben Veröffentlichungen können Dave King (Voc/git), Bob Schmidt (Mondoline/Banjo), Nathan Maxwell (Bass), Dennis Casey (Git), Bridget Regan (Geige/Flöte), Georg Schwindt (Drums) und Matt Hensley (Akkordeon) – zurück blicken.
In den Staaten ist man inzwischen mit diesem Konzept des irischen Punks ganz oben gelandet, und die Hallen sind seit Jahren gut gefüllt. -
Mit dem neuesten Album ‚Float’, das gerade erst bei uns erschienen ist, ist auch hier eine neue Woge des Erfolgs übergeschwappt. Und die gerade stattfindende Tour erweist sich als so gut wie ausverkauft. -  Was interessant zu beobachten ist, ist die Tatsache, dass das Publikum fast ausschließlich aus jungen Leuten unter 25 besteht, die vor lauter Begeisterung sich selbst jonglieren. Und was gibt es für eine Band schöneres als so einen intensiven Zuspruch.
Andererseits bedeutet eine ausverkaufte Muffathalle nicht unbedingt Gemütlichkeit, und das auch noch mit Sichtbehinderung versehen. Nun zumindest während der ersten drei üblichen Songs, kann ich die Truppe von der Nähe im Graben studieren, immer mit der Angst im Nacken, dass ein lebendes Wurfgeschoss aus der Vorderen Front von hinten daher gesegelt kommt.

Support kommt von Guns  und  Pepper. Erstere Band ist mir wieder einmal entgangen. Pepper bekomme ich hingegen zur Gänze serviert.

Dabei handelt es sich um waschechte Hawaiianer, Original Hawaiihemd inbegriffen, allerdings nur was den Drummer betrifft. Die anderen Beiden des Trios geben sich lieber oben ohne. Hmmm, eigentlich müssten sie doch, dank ihrer Heimat die Hitze gewohnt sein. Oder sollte das eher der erotisch-visuellen Untermalung dienen? Ihren Stil bezeichnen die Drei als eine Mischung aus Pop, Reggae und Rock. Ganz kann ich das zwar nicht nachvollziehen, vor allem was die Reggae Einflüsse betrifft, aber ich denke mal, das ist in dem Fall Ansichtssache. Sie kommen jedenfalls ganz gut an beim Kindergarten hier mit ihrer, meiner Ansicht nach progressiven Punkrock Mischung. Vor allem dann, als Flogging Molly Bassist Nathan Maxwell bei einem Song die Bühne erklimmt und tatkräftigst miteiert. Not bad at all, aber kein Intermezzo, dass im Erinnerungsvermögen großartig haften bleibt.
http://www.myspace.com/pepperlive


Und dann legt Dave King und seine irisch-amerikanische Gute Laune Kapelle los, dass unsere Muffathalle ihre Verstrebungen fast ins Nirvana verabschiedet.

Heilandsakra is’ das eine Gaudi. – Die irische Folklore tanzt Rock’n’Roll und überschlägt sich in ihrer Energie zum dreifachen Rittberger. Das ist Musik, wo man einfach nicht still stehen kann. Dave King, der früher mal wie ein verkappter Flower Power Hippie wirkte, erinnert heute eher an einen ausgeflippten Gymnasialprofessor. Aber gut, wir werden ja alle nicht jünger, gelle?! Trotzdem für seine 46 Jahre wirkt er immer noch sehr agil und rüstig. Übrigens mit Kollegin Bridget Regan, dem einzigen weiblichen Mitglied in diesem Clan, ist er seit fast genau 2 Monaten verheiratet, so passiert in Japan. Wahrscheinlich verstrahlt er sich deshalb in diesem Maximum an positiver Ausstrahlung.
Hier geht tatsächlich der irische Punk ab, und es bleibt keine einzige Sekunde Zeit zum verschnaufen. Ich frage mich langsam, ob Flogging Molly überhaupt einen langsamen Song im Repertoire haben. Ist aber nicht weiter tragisch und wird keinesfalls vermisst.

Fakt ist, dass hier die Jugend für sich eine Band entdeckt hat, die locker ihre Eltern sein könnten. Und sie vergöttern diese förmlich. Das Set wird dann lediglich durch ein paar kleinere Soloeinlagen verschiedener Bandmitglieder unterbrochen. Ach ja, und nicht zu vergessen sei selbstredend die Dose Guiness, die stilgerecht dazu gehört.

Dave, der mit seiner frisch angetrauten Gattin gerade eben von Amerika wieder zurück in die irische Heimat gezogen ist, ist stolz auf seine Wurzeln und bedankt sich öffentlich für den, inzwischen wieder hergestellten, Frieden dort. Die Zugabe legt noch einmal einen letzten finalen Stromstoß nach, und letztendlich gibt es in der Halle fast kein T-Shirt mehr, dass nicht schweißgetränkt aber glücklich nach Hause geht.
Auf alle Fälle stehen die Zeichen auf Sturm, dass Flogging Molly in Kürze noch bis auf den Gipfel des Olymps klettern, wenn der Erfolgskurs in der Schnelligkeit weiter ansteigt.
Bravo, das war allererste Sahne ohne wenn und aber......
http://www.floggingmolly.com/