Einige Jährchen ist es ja jetzt schon her, seit der Meister der
(nunmehr) Bluesgitarre hier bei uns zu Gast war. Das letzte Mal war im
Jahr 2002, wo er in der Olympiahalle ZZ-Top supportete. Und die Zeit
vergeht nun mal schnell.... sehr schnell sogar.
Der inzwischen 56 jährige Ire kann auf eine lange und erfolgreiche
Karriere zurück blicken. Die einzelnen Stationen umfassten Skid Row
(nicht die Amis) Thin Lizzy und G-Force.
Seit 1981 verfolgt er aber seine Solokarriere, die bis 1990 dem Classic
Rock gewidmet war. Dann sattelte er um auf Blues, und ist diesem bis zum
heutigen Tage treu geblieben. Rockfans ziehen hierbei die Nase kraus,
konnten sie doch nie diesen Sinneswandel nachvollziehen. Hingegen
Freunde des gediegenen Blues schätzen das Repertoire des Künstlers
durchaus. Die lange Abstinenz hier in München macht sich bemerkbar,
denn es haben sich in etwa 1.500 solcher Bluesfreaks heute Abend in der
Münchner Tonhalle eingefunden.
Ein etwas unglücklicher Umstand läutet das Event ein, nämlich die
Tatsache, dass die, eigentlich geplante Supportband, von Gary Moore
selbst abgelehnt wurde. Schicksal, aber aufgrund dieser kurzfristigen
Entscheidung, und der Tatsache, dass Mr. Moore
dann bereits ab 20.15 Uhr auf den Brettern steht, treffen so
einige Fans mit Verspätung ein, inklusive meiner selbst. Mit ihm on
Stage Bassist Pete Rees, Schlagzeuger Sam Kelly und Vic Martin an der
Hammondorgel. Aber obwohl jene ebenfalls ausgezeichnete Musiker sind,
degradieren sie zur Unbedeutsamkeit , denn der Cheffe nimmt mindesten
Dreiviertel des Sockels da
oben für sich allein ein. Moore beginnt das Set mit ‚Oh Pretty Woman’,
interpretiert mit einer Gibson Les Paul-Gitarre. Der Reigen zieht sich
querbeet durch etliche Blueswerke, und er wechselt jene, gerade erwähnte,
Klampfe des öfteren mit einer Gibson E-335 aus, die einen weicheren,
jedoch extrem verzerrten Sound hervor ruft.
Ausufernde Soli und markante Riffs bestimmen sein Spiel, das er
nur bedingt mit Gesang unterlegt. Er liebkost sein Instrument
einerseits, um es dann wiederum richtiggehend zu malträtieren. Manchmal
wirkt das Schauspiel, als ob ihn eine Art Trancezustand gepackt hätte,
in den er sich hinein verstrickt. Und es ist sehr laut. So laut, dass
stellenweise die Instrumente die Stimme übertönt.
Ist der erste Teil des Sets
eher langsam und getragen, so steigert sich Gary im Laufe des Abends in
ein, fast schon verzweifeltes Aufbäumen gezupfter Klangimpressionen.
Keine Frage, der Mann ist ein absolutes Genie an den sechs Saiten.
Das allgemeine Ambiente ist, dem Blues entsprechend schummrig gehalten.
Übrigens nicht nur eigene Werke krönen die Darbietung, sondern auch
der Thin Lizzy Klassiker ‚Don’t Believe A Word’, Thirty Days von
Chuck Berry,
More Than You'll Ever
Know
von
Donny
Hathaway
oder die John Mayall-Nummer "Have You
Heard".
Das allerletzte Schlusslicht machen ‚The Blues Is Alright’ und ‚Parisienne
Walkways’, ebenfalls zwei Klassiker. Über zehn Mal wechselte Moore im
Laufe des Konzerts seine Gitarre und präsentierte seine enorme
Fingerfertigkeit durch unterschiedliche Spielarten, unter anderem auch
die, von Bluesmusikern mit Bottleneck gespielte, Slide-Technik. Trotz
der fantastischen Gitarrenarbeit fehlt mir persönlich heute die Seele,
und es hat etwas von einer gewissen Sterilität an sich.
Und je mehr man ihm da oben
zuschaut bei seinem hingebungsvollem Spiel, umso mehr werden die Hoffnungen jener im Keim erstickt, die immer
noch glaubten, dass Gary Moore eines Tages wieder zum Rock zurück kehren
würde. Aber dass genau das nie mehr der Fall sein würde, ist so sicher
wie der Rosenkranz in der Dorfkirche.
Diese Tour nennt sich übrigens die – Close As You Get Tournee,
nach dem aktuellen Album benannt, welches im vergangenen Jahr
erschienen ist. Und ich denke mal, noch closer – als wie er den Blues
praktiziert, geht’s gar nicht mehr.
Gary sagt außer einem wiederholten Danke Schön nicht
viel zwischen den Stücken. Er lässt lieber die Gitarre
sprechen, schneidet seine üblichen Grimassen und animiert die Leute zum
mitsingen, die das auch tatkräftigst befolgen. Und somit endet das 90
minütige Set bereits vor 22 Uhr, aber ich denke mal Gary Moore hat mit
seiner One Man Show die meisten Besucher zufrieden gestellt zumindest
wenn man nach dem Applaus geht.
http://www.gary-moore.com/
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